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Innovation aus dem Küchenstudio Woidhub Viechtach - die Start-up-Szene im Bayerwald

Die Städte quellen über, das Leben wird unbezahlbar. Landflucht ist ein großes Problem. Die Jungen ziehen weg. Nicht immer! Inzwischen gibt es erste Gegenbewegungen, zurück in die Heimat. Beispiel Viechtach im Bayerischen Wald. Die Jungen wollen den Ort verändern, an dem sie am liebsten sind. Wie gut gelingt ihnen das? Wo stoßen sie an Grenzen?

Von: Reinhard Weber

Stand: 05.07.2018

Start-up-Szene im Bayerwald  | Bild: BR

Viechtach im Bayerischen Wald: auf den ersten Blick ein verschlafenes Städtchen mit gut 8.200 Einwohnern. Ein wenig Industrie, etwas Tourismus, sonst allenfalls bekannt durch die zentrale Bußgeldstelle. Einer, der den Ort wachrüttelt, ist Tobias Bals. Zusammen mit einem Freund hat der 29-jährige den „Woidhub“ gegründet. Woid steht für Wald - Bayerischer Wald - und Hub ist ein Modewort für ein Kreativ-Zentrum von Firmengründern.

"Wir wollen einfach auch jungen Unternehmen die Möglichkeit geben, möglichst schnell in die Selbständigkeit zu starten: dass die hier auch ihr Büro, ihren Arbeitsraum haben, ohne große Fixkosten, oder die ersten riesigen Investitionskosten."

Tobias Bals, Woidhub Viechtach

Woidhub Viechtach ist schnell gewachsen

Den Woidhub hat Tobias Bals vor zwei Jahren in einem ehemaligen Küchenstudio aufgezogen - und dieses in einer Blitzaktion hipp umgestaltet. Er selbst sitzt hier mit seiner Werbeagentur Pixeltypen. Das Geschäft ist schnell gewachsen, inzwischen hat Tobias vier Angestellte. Das Gymnasium hat er abgebrochen und statt Abitur eine Ausbildung zum Mediengestalter gemacht. Dann ist er von Viechtach nach Regensburg gezogen – wegen der beruflichen Perspektive.

"Nach der Ausbildung war es für mich von Anfang an klar, dass ich mal in eine größere Stadt und vor allem mal in eine größere Agentur wollte. Einfach mal von den Dorfprojekten wegzukommen, und wirklich mal mit Firmen wie Audi oder BMW zu arbeiten."

Tobias Bals, Agentur Pixeltypen

Der Digitalbonus lässt auf sich warten

Von einem Tag auf den anderen hat Tobias Bals gekündigt und sich in Regensburg selbständig gemacht. Nach einigen Jahren ist er dann zurück in seine Heimatstadt gegangen - zu Familie, Freunden und Freundin. Vorteile: geringere Mietpreise, weniger Konkurrenz. Aber es gibt auch Herausforderungen: Erst seit vergangenem Herbst hat Tobias ein schnelles Internet - für eine Werbeagentur unerlässlich. Fährt er zu Kunden ins Umland, kämpft er mit Handy-Funklöchern. Und eigentlich sollte es vom bayerischen Wirtschaftsministerium eine Förderung für neue Software geben, den sogenannten Digitalbonus.

"Der ist gar net so digital wie er sich anhört, das ist alles relativ analog. Man muss viel Papierkram ausfüllen, und es zieht sich einfach extrem."

Tobias Bals, Agentur Pixeltypen, Viechtach

Viechtachs Bürgermeister: Die Stadt soll "hipper" werden

Vor mehr als einem Jahr hat Tobias den Antrag gestellt, auf das Geld wartet er noch immer. Trotzdem bringt er frischen Wind nach Viechtach. So soll er die alte Webseite der Stadt neu gestalten und mobil abrufbar machen. Dröges Behördendeutsch muss weg, stattdessen ein flotter Slogan und eine emotionalere Bildwelt. Der Auftrag kommt aus dem Rathaus. Bürgermeister Franz Wittmann hat begriffen, dass sich etwas ändern muss, auch, um junge Leute anzusprechen.

"Wir wollen jünger, hipper werden, einfach moderner, mit dem alten Zeug ein bisschen aufräumen, das auffrischen, um attraktiv zu werden und den ein oder anderen Bürger, jungen Bürger ansprechen, vielleicht nach Viechtach locken."

Franz Wittmann, Bürgermeister Viechtach

Junge Leute, die zurückkommen oder bewusst bleiben, verpassen dem Bayerischen Wald ein neues Image. So machen sie ihren Lieblingsort Viechtach fit für die Zukunft.   


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