Vollmond über der Veste Otzberg im Odenwald.
Bildrechte: Rudolf Happel

Der Vollmond am 13. Juli 2022 war der größte des Jahres. Neben dem Supermond vom 14. Juni.

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Größter Vollmond des Jahres - ein zweiter Supermond?

Der Vollmond am 13. Juli 2022 war der größte Vollmond des ganzen Jahres - neben dem Vollmond im Juni. Doch einen "Supermond" sah man in beiden Fällen höchstens in den Schlagzeilen, die wahre Größe des Mondes bleibt unserem Auge verborgen.

Es sieht toll aus, wenn am Horizont eine riesige Vollmondscheibe emporsteigt. Das war auch am 13. Juli so, wenn das Wetter und die richtige Perspektive mitspielten. Aber dass da ein "Supermond" aufgeht, entgeht einem. Das sieht man nicht. Der "Supermond" ist ein reines Pressephänomen.

Mondscheibe ist wirklich größer

Dabei ist der Vollmond im Juli wirklich größer als normal, weil er näher bei uns ist. Die Umlaufbahn des Mondes um die Erde ist nicht kreisrund, sondern elliptisch. Daher ist er mal näher, mal weiter weg - mit etwa 50.000 Kilometern Unterschied. Am 13. Juli 2022 ist der Mond vormittags genau am erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn - "nur" etwa 357.260 Kilometer entfernt, abends beim Aufgang um 21.30 Uhr dann rund 200 Kilometer weiter. Die Mondscheibe am Firmament ist durch die große Nähe zur Erde tatsächlich größer: Im Durchmesser misst sie etwa sieben Prozent mehr als ein Durchschnittsvollmond, 14 Prozent mehr als ein Vollmond in Erdferne.

Bildrechte: DLR

Vollmond bei Erdferne (Apogäum, links) und Erdnähe (Perigäum, rechts): Der Größenunterschied entspricht dem zwischen 1-Euro- und 2-Euro-Münzen.

Fürs bloße Auge nicht zu sehen

Dieser Größenunterschied wäre für uns wahrnehmbar, wenn ein normaler Vollmond direkt neben dem Supermond am Himmel stehen würde. Doch ohne direkten Vergleich können wir die Größe des Mondes nicht richtig einschätzen.

Da vertun wir uns jedes Mal: Steht der Mond nahe beim Horizont, kommt er uns viel größer vor, als wenn er ein paar Stunden später hoch am Himmel steht. Das ist beim größten Vollmond genauso wie beim kleinsten.

Mondtäuschung am Horizont

Wenn der Vollmond auf- oder untergeht und man ihn dabei aus der richtigen Perspektive sieht - am besten mit einem Blick über weites Gelände mit Vergleichsgegenständen wie Häusern, Bergen, einer zum Horizont verlaufenden Straße - dann sieht die Mondscheibe riesig aus. Eine optische Täuschung, die im Gehirn entsteht, weil man einfach nicht weiß, wie weit dieses "Riesending" weg ist.

Screenshot der Animation, die erklärt, was bei der Mondtäuschung im Gehirn passiert, so dass der Mond riesig aussieht.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk

Am Horizont wirkt der Mond manchmal riesig. Eine optische Täuschung: die Mondtäuschung.

Hellster Vollmond des Jahres und stärkere Gezeiten

Was sich vielleicht eher bemerkbar macht, ist die Helligkeit des Vollmonds. Weil der Mond näher an der Erde ist und die Fläche seiner Mondscheibe größer, leuchtet er heller: Etwa dreißig Prozent mehr Licht kommen von einem Supermond hier bei uns an - fast ein Drittel.

Am ehesten nimmt man diesen Mond an den Küsten wahr: Bei Vollmond treten höhere Tidenhube auf, weil Sonne, Erde und Mond in einer Reihe stehen und sich die Gezeitenkraft von Sonne und Mond dadurch verstärkt.

Noch extremer sind die Gezeiten allerdings bei Neumond, der zwischen Sonne und Erde steht: Dann ziehen Sonne und Mond von der gleichen Seite an der Erde. Sind Neu- oder Vollmond auch noch am erdnächsten Punkt, können Ebbe und Flut noch ausgeprägter ausfallen.

Supermond ist keine Seltenheit: Am 14. Juni gab's den ersten größten Vollmond des Jahres

Es ist gar keine Seltenheit, dass der Vollmond zugleich in Erdnähe steht und deshalb größer ist: Alle 29,5 Tage ist Vollmond, alle 27,5 Tage ist der Mond am erdnächsten Punkt - macht summa summarum: Alle 13,6 Monate ist der Vollmond zugleich am erdnächsten Punkt - in fast jedem Kalenderjahr gibt's also einen Supermond. Und die Vollmonde davor und danach sind immerhin fast am erdnächsten Punkt, also auch recht nah und überdurchschnittlich groß.

Deshalb war auch der Vollmond am 14. Juni 2022 schon ein Supermond, der genauso groß und hell war wie der Vollmond am 13. Juli. Der ist uns zwar im Moment der größten Erdnähe 170 Kilometer näher als der Juni-Vollmond war, doch das ist um elf Uhr vormittags. Wenn der Juli-Vollmond abends nach halb zehn Uhr aufgeht, ist er schon wieder 200 Kilometer weiter von der Erde entfernt. Deshalb gibt es in diesem Jahr zwei größte Vollmonde des Jahres.

Rekordhalter bis 2025

Die Supermonde in diesem Jahr sind auch gar nicht so super wie manch anderer:

Der Vollmond vor zwei Jahren, in der Nacht vom 7. auf den 8. April 2020, war nur 356.907 Kilometer von der Erde entfernt - etwa 500 Kilometer näher. Der Vollmond im November 2016 war mit nur 356.510 Kilometern Abstand sogar noch 400 Kilometer näher. Ganz zu schweigen von dem Wahnsinns-Vollmond am 4. Januar 1912: über 1.000 Kilometer näher, ein Rieseneumel, wer sich noch erinnert.

Ach ja: Wenn Sie schöne Fotos vom Mond machen, dann schicken Sie uns Ihre Bilder. Die schönsten zeigen wir gerne in einer Bildergalerie - super Fotos, ob Supermond oder nicht.

Supermond über Trimburg (Ausschnitt)
Bildrechte: Alexander Preyer

Der größte Vollmond des Jahres wird auch als Supermond bezeichnet. Wirklich zu sehen ist die echte Größe aber nicht.

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