Zwei Wecker im Gras mit Krokussen.
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Sommerzeit: Es wird wieder an der Uhr gedreht?

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Zeitumstellung 2024: Es gilt wieder die Sommerzeit

In der Nacht zum 31. März wurden die Uhren von der Normalzeit (Winterzeit) auf Sommerzeit vorgestellt. Das bedeutete eine Stunde weniger Schlaf. Vielen macht die Zeitumstellung gesundheitlich zu schaffen. Tipps und Infos rund um die Uhrumstellung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Am letzten Sonntag im März beginnt die Sommerzeit, am letzten Sonntag im Oktober die Winterzeit. Eine Stunde hin oder her, aber wie herum diesmal? In der Nacht von Samstag auf Sonntag - am 31. März - wurden in Deutschland die Uhren von der Winterzeit auf Sommerzeit vorgestellt. Der Begriff Winterzeit ist kein offizieller Begriff, sondern wird eher umgangssprachlich verwendet. Eigentlich heißt es "Normalzeit", denn die "Winterzeit" ist unsere normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ).

Die Zeitumstellung hat viele Gegner

Der Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit ruft schon seit Langem Gegner auf den Plan. Viele Menschen haben von dem Hin und Her genug. Deshalb startete die EU-Kommission 2018 eine EU-weite Online-Befragung zur Zeitumstellung. Die Resonanz war für solch eine EU-Umfrage riesig. 4,6 Millionen Menschen nahmen teil, davon allein rund 3 Millionen aus Deutschland. Das Ergebnis: 84 Prozent der Teilnehmer forderten die Abschaffung der Zeitumstellung. Ein repräsentatives Stimmungsbild für die ganze EU gibt diese Umfrage aber kaum ab, denn die Beteiligung einzelner Länder lag bei deutlich unter einem Prozent.

Österreich, das zum Zeitpunkt der Entscheidung den rotierenden Vorsitz im Rat der Mitgliedstaaten innehatte, setzte das Thema auf seine Prioritätenliste, erreichte aber keine Einigung. Auch die nachfolgenden Ratspräsidentschaften kamen zu keiner Lösung. Ursprünglich geplant war eine Abschaffung der Zeitumstellung für Ende 2021.

Was ist das Problem bei der Abschaffung der Zeitumstellung?

Die Mitgliedsstaaten der EU sind sich nicht einig. Soll dauerhaft Sommerzeit oder Normalzeit gelten - oder alles so bleiben, wie es ist? Bisher konnte man sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Fehlende Absprachen aber könnten einen Flickenteppich verschiedener Zeitzonen innerhalb der EU ergeben oder das ganze Vorhaben noch zum Scheitern bringen. Seit 2002 ist die Umstellung EU-weit einheitlich geregelt, um Probleme durch unterschiedliche Uhrzeiten im Gütertransport oder bei Flug- oder Bahnverbindungen zu vermeiden.

Auch in Deutschland ist die Frage, ob man sich für eine dauerhafte Winter- oder für die Sommerzeit entscheidet. Mehr als die Hälfte, die an der Online-Petition teilgenommen hatten, votierten für eine dauerhafte Sommerzeit - und folglich dagegen, die Winterzeit beizubehalten.

Winterzeit ist die normale Mitteleuropäische Zeit

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin spricht sich aber für eine Beibehaltung der Normalzeit aus. Das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts sei der "Hauptzeitgeber" für die innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus. All dies wird den Experten zufolge am besten durch die Winterzeit gewährleistet. Durch Umstellung auf Sommerzeit drohe hingegen ein Schlafmangel, der zu Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie mehr Unfällen führe.

Auch der Deutsche Lehrerverband fürchtet für den Fall einer dauerhaften Umstellung auf Sommerzeit gesundheitliche Gefahren für Schüler. Nach einer permanenten Umstellung auf die Sommerzeit wird es im Winter morgens eine Stunde später hell. Die Folge: Unser Körper wird morgens nicht durch das blaue Licht der Sonnenstrahlung dazu angeregt, Serotonin auszuschütten, was uns wach und munter macht. Darunter leiden besonders Teenager, die - bedingt durch die Pubertät - einen verschobenen Biorhythmus haben und Langschläfer sind.

Schon der Schulstart um 08.00 Uhr morgens sei für sie vergleichbar mit einem Arbeitsbeginn um 04.00 Uhr bei Erwachsenen. Darunter leiden die Aufmerksamkeit und das Lernen. Die Zeitumstellung verschärfe dieses Problem noch. Die Folgen wären Schlafmangel, Stress und nicht zuletzt gesundheitliche Beschwerden.

Welche Folgen hat die Zeitumstellung für Menschen?

Empfindliche Menschen leiden eine ganze Weile unter einer Zeitumstellung, denn sie kann den Organismus belasten und zu Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit führen. Die Folgen können Müdigkeit, Bluthochdruck, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche sein.

Es kann einige Tage sogar bis Wochen dauern, bis sich der Körper an den neuen Rhythmus gewöhnt hat. Die Umstellung im Frühjahr fällt vielen Menschen schwerer als der Wechsel im Herbst.

"Bei dem Wechsel auf Sommerzeit 'verlieren' wir eine Stunde. Dies bringt unsere biologischen Rhythmen aus dem Takt, und da wir abends anfangs zur alten Zeit erst schlafen (können), aber plötzlich eine ganze Stunde früher aufstehen müssen, sind die meisten Menschen nach der Umstellung unausgeschlafen bis sich der Körper zumindest teilweise an die neue Uhrzeit angepasst hat. Beim Wechsel auf die Winterzeit 'gewinnen' wir die eine Stunde zurück und dürfen eine Stunde später aufstehen und zur Arbeit/Schule gehen. Daher ist für uns als schlafdeprivierte Gesellschaft klar: Die Umstellung auf Sommerzeit ist die schwerere, die auf Winterzeit die leichtere." Eva Winnebeck, Schlafforscherin, Technische Universität München und Helmholtz Zentrum München, und Dozentin für Chronobiologie an der University of Surrey, im Interview mit ardalpha.de im März 2022

Im Video: Was sagen Experten zu einer dauerhaften Sommerzeit?

Gezeichneter Kopf mit Blick ins Innere des Gehirns, in dem eine kleine Uhr abgebildet ist.
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Die meisten wünschen Befragten wünschen sich eine dauerhafte Sommerzeit. Viele Wissenschaftler und Ärzte finden das keine gute Idee.

Wie kann ich mich an die Zeitumstellung gewöhnen?

Wer es sich zeitlich leisten kann, sollte am Wochenende vor einer Zeitumstellung schrittweise vorgehen und schon am Samstag den Lebensrhythmus inklusive der Essenszeiten um eine halbe Stunde verschieben.

Am Sonntag kann der Tagesablauf dann um eine ganze Stunde verlagert werden. Das ist besonders sinnvoll bei der Umstellung auf die Sommerzeit, da uns da eine Stunde geraubt wird. Dann fällt das Aufstehen am Montag nach der Zeitumstellung leichter. Auf diese Weise kann man versuchen, einem Schlafmangel vorzubeugen. Denn der ist nach der Umstellung bei vielen Menschen messbar und führt laut einiger Studien am folgenden Montag sogar zu mehr Unfällen im Straßenverkehr. Der Autoclub Europa (ACE) zum Beispiel errechnete 2013 für die Woche nach der Umstellung im Frühjahr einen Anstieg von schweren Verkehrsunfällen um bis zu 30 Prozent.

Warum kam es überhaupt zur Umstellung der Zeit?

Als 1980 die Sommerzeit eingeführt wurde, geschah dies mit den besten Absichten: Nach der Ölkrise 1973 wollte man im Sommer Strom sparen und das Tageslicht besser nutzen.

Ob die Rechnung aufgegangen ist, da streiten sich die Experten bis heute. Denn auch wenn es abends länger hell ist, wird gerade in den kälteren Monaten dafür morgens mehr geheizt. Die Einsparungen sind, wenn überhaupt, minimal.

Dieser Artikel ist erstmals am 25. Oktober 2019 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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