Corona-Impfung
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Impfreaktionen auf die Corona-Impfung sind recht häufig und auch erwünscht. Anders sieht es mit den unerwünschten Nebenwirkungen aus.

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Wo melde ich eine Impfkomplikation und was passiert dann?

Schwere Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung sind sehr selten. Aber es gibt Fälle. Betroffene sollen die Komplikationen melden, Ärzte müssen es sogar. Was passiert mit den Daten und wie wahrscheinlich ist eine Nebenwirkung überhaupt?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Corona-Impfstoffe sind laut Experten die am besten untersuchtesten Impfstoffe überhaupt. Die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Nebenwirkungen liegt deutlich unter der Wahrscheinlichkeit, ungeimpft schwer am Virus zu erkranken. Trotzdem, es gibt Fälle. Eine Übersicht über die wichtigsten Fragen.

Impfreaktion oder Impfkomplikation?

Zunächst einmal muss unterschieden werden zwischen einer normalen Reaktion des Körpers auf die Impfung und einer tatsächlichen Impfkomplikation. Impf- oder Immunreaktionen sind normal und ein Zeichen dafür, dass sich das Immunsystem des Körpers wie erwünscht mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Gewöhnliche Impfreaktionen bei den in Deutschland zugelassenen mRNA-Covid-19-Impfstoffen sind laut Robert Koch-Institut zum Beispiel Schmerzen an der Einstichstelle (mehr als 80 Prozent der Geimpften), Ermüdung (mehr als 60 Prozent), Kopfschmerzen (mehr als 50 Prozent), Muskelschmerzen (mehr als 40 Prozent) und Schüttelfrost (mehr als 30 Prozent).

Impfkomplikationen, also schwerwiegende unerwünschte Wirkungen des Impfstoffes, sind dagegen sehr selten. Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, Verdachtsfälle an das Gesundheitsamt zu melden. Die Ämter geben die Daten an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) weiter, das in Deutschland für die Arzneimittelsicherheit zuständig ist. Dieses berichtet von 0,2 Verdachtsmeldungen je 1000 Impfdosen für schwerwiegende Reaktionen.

Selten Herzmuskelentzündungen nach der Corona-Impfung

Die Daten zeigen zum Beispiel für die mRNA-Impfstoffe ein erhöhtes Risiko für eine Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung. Die Melderate liegt dabei beim Impfstoff von Biontech bei Frauen bei 0,79 Fällen pro 100.000 Impfungen, bei Männern bei 1,5 Fällen. Beim Vakzin von Moderna ist die Rate vor allem für jüngere Männer etwas höher, auch insgesamt ergeben sich deshalb leicht höhere Melderaten: bei Frauen 1,28 Fälle und bei Männern 4,6 Fälle pro 100.000 Impfungen. Meist heilt eine Herzmuskelentzündung folgenlos aus.

Daneben listet der Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts unter den Nebenwirkungen Anaphylaktische Reaktionen, das Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS), das Guillain-Barré-Syndrom, die Thrombozytopenie und Immunthrombozytopenie (ITP) und die Thrombose. All die genannten Nebenwirkungen haben aber ebenfalls sehr geringe Wahrscheinlichkeiten und beziehen sich in der Regel auch nicht auf alle Impfstoffe gleichermaßen.

Wissenschaftler betonen, dass die Gefahr, ungeimpft am Coronavirus selbst schwer zu erkranken, deutlich höher liegt als eine Impfkomplikation zu erleiden. Bei den Verdachtsmeldungen ist außerdem zu beachten, dass bei der Vielzahl der Impfungen rein statistisch Menschen nach einer Impfung krank werden, ohne dass die Impfung die eigentliche Ursache für die Erkrankung ist.

Ich habe eine Nebenwirkung, wie kann ich sie melden?

Das Paul-Ehrlich-Institut ruft dazu auf, Nebenwirkungen zu melden, um die Sicherheit der Impfstoffe bestmöglich bewerten zu können. Präsident Klaus Cichutek betont, dass es Sinn ergibt, besonders viele Informationen zu erfassen, "um hier nämlich mögliche Risikosignale, die mit einem bestimmten Impfstoff verknüpft sind, frühzeitig zu erkennen." Neben Ärztinnen und Ärzten können auch Privatpersonen über ein Online-Portal Nebenwirkungen melden. "Der weitaus größte Anteil der gemeldeten Fälle betrifft die typischen, uns bekannten Impfreaktionen, die innerhalb von fünf Tagen nach einer Impfung auftreten und auch ohne Schaden abklingen", sagt Cichutek.

Was macht das PEI mit den Daten?

"Es wird jede Verdachtsfallmeldung geprüft", sichert Cichutek zu. Aufbauend auf die Meldungen veröffentlicht das Institut Infos zu Nebenwirkungen und ihrer Häufigkeit. Regelmäßig erscheint ein Sicherheitsbericht, der auf Seiten des Instituts heruntergeladen werden kann. Das PEI leitet die Datensätze auch in eine Datenbank, die Meldungen aus den EU-Mitgliedsländern sammelt und tauscht sich zum Beispiel mit medizinischen Fachgesellschaften aus. Die betreiben zum Teil auch eigene Nebenwirkungsregister, um detaillierte Infos für Ihren Bereich sammeln zu können.

Wie reagiert das PEI, wenn es Probleme erkennt?

Das PEI kann zum Beispiel die Freigabe für eine Impfstoffcharge widerrufen, wenn nur bei einer Charge Probleme erkannt werden. Neu erkannte Risiken werden an Impfwillige und Medizinerinnen und Mediziner kommuniziert. Zu Anfang der Impfkampagne hat das Institut zum Beispiel das Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) bei den Vektorimpfstoffen als mögliche Nebenwirkung erkannt. "Wir haben das Signal sehr früh auf Basis der reichlichen Verdachtsfallmeldungen identifiziert und haben dafür gesorgt, dass bis zur Klärung, wie häufig diese Nebenwirkung ist, was dahintersteckt und ob es sich um eine Nebenwirkung handelt, den Impfbeginn übergangsweise verschoben", sagt Cichutek.

Gibt das Institut Rückmeldung auf einzelne Meldungen?

Nein. Ziel der Meldungsdatenbank ist die laufende und systematische Überwachung der Impfstoffsicherheit. Eine Antwort auf jede Meldung diene nicht diesem Ziel, sagt PEI-Präsident Cichutek. Aber natürlich werden Ärzte und Impfwillige im Allgemeinen über die erkannten Nebenwirkungen informiert. Für die Anerkennung von Impfschäden und entsprechenden Haftungsschäden ist das Paul-Ehrlich-Institut nicht zuständig.

Ist es sinnvoll, Nebenwirkungen auch woanders zu melden?

Medizinische Fachgesellschaften betreiben zum Teil eigene Melderegister speziell für ihre Bereiche, so zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. So kann detaillierter für eine entsprechende Erkrankung abgefragt werden. Vizepräsident Prof. Christof Specker erklärt, dass die Abfragen für Rheumapatientinnen oder –patienten zum Beispiel ergaben, dass diese insgesamt weniger Nebenwirkungen haben. Das sei mit bestimmten Rheuma-Medikamenten gut zu erklären. "Das weiß das PEI zum Teil dann nicht direkt. Und wir können dann direkt sagen: Ja, das sind die Patienten, die bekommen diese Medikamente." Deshalb mache ein eigenes Register für die Gesellschaft Sinn.

Ist Impfen aus Sicht des Paul-Ehrlich-Instituts sicher?

Absolut. Klaus Cichutek und viele andere Experten betonen, dass keine Impfstoffe besser untersucht sind als die Corona-Impfstoffe. Aufgrund der Tatsache, dass die Impfstoffe millionenfach, zum Teil hundertmillionenfach, eingesetzt wurden, wisse man über das Nebenwirkungsprofil bis ins kleinste Detail Bescheid, sagt Cichutek. "Und das sollte doch allen Sicherheit geben, dass sie davon ausgehen können, dass die Erkenntnis, dass diese Covid-Impfstoffe sicher und hochwirksam sind, wirklich auf einer sehr guten und sehr großen Datenbasis beruht."

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