Ein Mann träufelt die Probelösung seines Corona-Schnelltests auf die Testkassette.
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Ein negativer Corona-Test kann trügerisch sein. Wichtig ist, sich auch bei negativem Testergebnis weiterhin an die Hygiene-Regeln zu halten.

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Wie gut und sicher sind Corona-Schnelltests bei Omikron?

Frühestens Ende Februar 2022 soll eine Liste der Antigen-Schnelltests veröffentlicht werden, die auch die Omikron-Variante des Coronavirus "gut erkennen". Doch wie verlässlich sind die Tests für zu Hause und was ist beim Testen zu beachten?

Bereits Anfang Januar 2022 hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt, vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine Liste derjenigen Antigen-Schnelltests zur Erkennung des Coronavirus erstellen zu lassen, "die für Omikron besonders geeignet sind beziehungsweise Omikron gut erkennen". Auf BR-Nachfrage gab eine Sprecherin des PEI jetzt an, für die Veröffentlichung der Liste aktuell noch keinen Termin nennen zu können - "weder fest noch vage".

"Vor Ende Februar rechne ich aber nicht damit", so die Sprecherin des Instituts gegenüber dem BR. Grundlage für die Liste seien experimentelle Untersuchungen mit "Omikron-belasteten Proben mit unterschiedlicher Virusbelastung". Wann es zu diesen Untersuchungen die notwendigen validen Ergebnisse gebe, lasse sich "nicht so genau vorhersagen", begründet das PEI seine ungenaue Zeitangabe bezüglich der Veröffentlichung der angekündigten Positivliste. Für den Verbraucher bleibt die Orientierung bei der Test-Auswahl also nach wie vor schwierig.

In der Tat gibt es bei den Corona-Schnelltests im Wesentlichen zwei Fehlerquellen. Erstens: Der Test erkennt die Infektion nicht. Oder zweitens: Der Test wird nicht richtig angewendet. Beides kann zu einem falschen Ergebnis führen und den Tester in gefährlicher Sicherheit wiegen.

Was bisher über die Verlässlichkeit von Schnelltests bekannt ist

Eine bereits im Frühjahr 2021 veröffentlichte Zusammenfassung von 64 Studien durch das Cochrane-Netzwerk ergab: Am zuverlässigsten sind die Schnelltests bei Infizierten in der ersten Woche nach Beginn der Symptome. Denn dann ist die Viruslast in Hals und Rachen am höchsten. Im Durchschnitt erkannten die Tests laut der Untersuchung 72 Prozent der Covid-19-Infizierten richtig. Bei Menschen ohne Symptome lag die Trefferquote bei Tests hingegen durchschnittlich nur bei 58 Prozent der Infizierten. Allerdings war die Omikron-Variante zu dieser Zeit noch nicht Teil der Untersuchung.

Doch nach wie vor gilt: Hohe Virusmengen lassen sich mit Antigen-Schnelltests gut nachweisen, schreibt auch das PEI auf seiner Internetseite. Klaus Cichutek, Präsident des Instituts, betonte allerdings: In Deutschland gebe es keine Corona-Schnelltests zu kaufen, die das Label "unzuverlässig" verdienen. Das PEI habe eine Liste mit Tests veröffentlicht, die über eine "erhöhte Sensitivität" (Empfindlichkeit) verfügten, sagte der Präsident des Instituts im ZDF-Morgenmagazin am 10. Januar 2022.

Überprüfung und Liste zuverlässiger Schnelltests

In diese von Cichutek angesprochene Liste schaffen es nur solche Schnelltests, die die von PEI und Robert Koch-Institut (RKI) festgelegten Mindestkriterien erfüllen. Dafür prüft das PEI die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgelisteten Schnelltests im Labor, die nach Herstellerangaben diese Mindestkriterien erfüllen.

Sind diese Tests auch nach Einschätzung des PEI aufgrund der Laboruntersuchungen sicher, werden sie in die Liste "Vergleichende Evaluierung der Sensitivität von SARS-CoV-2 Antigenschnelltests" des Instituts aufgenommen. Erfüllen sie die Anforderungen nicht, werden sie von der Liste des BfArM gestrichen.

Schnelltests: Frage nach Zuverlässigkeit bei der Omikron-Variante

Wie zuverlässig Schnelltests eine Infektion mit der Omikron-Variante des Coronavirus nachweisen, dazu schreibt das PEI auf seiner Internetseite: "Gezielte Untersuchungen des Paul-Ehrlich-Institut erlauben die vorläufige Schlussfolgerung, dass es bislang keinen Anhaltspunkt für eine schlechtere Erkennung der Omikron-Variante durch Antigentests gibt." Für Unsicherheit bezüglich der Zuverlässigkeit der Tests hatte eine Mitteilung der U.S. Food and Drugs Administration (FDA) gesorgt. Demnach hätten erste Studien in den USA angedeutet, dass zumindest einige der SARS-CoV-2-Antigentests eine zu geringe Empfindlichkeit beim Nachweis der Omikron-Variante hätten.

Auf Anfrage des BR dazu hatte das PEI bereits Ende Dezember 2021 mitgeteilt, dass zwei der insgesamt vier Mutationen im Omikron N-Protein auch in bisher bekannten Varianten auftraten. Sie hätten laut PEI keinen Einfluss auf die Leistung bzw. Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests.

Abstrich im Rachen bei Omikron-Variante vermutlich verlässlicher

Um die Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests bei der Omikron-Variante des Coronavirus abschließend bewerten zu können, ist es angesichts fehlender Studien laut Experten allerdings noch zu früh.

Laut einer aktuellen Studie aus Südafrika, die allerdings RT-PCR-Tests in den Fokus genommen hat, deutet sich allerdings an, dass bei der Omikron-Variante des Coronavirus Rachenabstriche verlässlicher sind als die bisher überwiegend durchgeführten Nasenabstriche. Die bis jetzt nur als "Preprint" erschienene Untersuchung muss aber noch von unabhängigen Wissenschaftlern überprüft werden.

Den richtigen Test finden mithilfe einer neuen Internetseite

Die bisher veröffentlichte Liste des PEI zu den sicheren Tests ist sehr unübersichtlich. Eine von privaten Initiatoren jetzt erstellte Internetseite kann da Abhilfe schaffen. Denn damit können Sie sehr einfach feststellen, ob Ihr Schnelltest eine Infektion zuverlässig erkennt.

  • Einfach auf den Link schnelltesttest.de. klicken.
  • Barcode des Tests einscannen - schon wird angezeigt, wie gut der Test Infizierte erkennen kann.

Das Herunterladen einer App ist dafür nicht notwendig. Aber: Die Internetseite kennt nicht jeden Schnelltest. Deshalb: Wer einen Schnelltest hat, den die Internetseite noch nicht kennt, soll dies den Entwicklern der Internetseite melden, ist eine Bitte der ehrenamtlich tätigen Initiatoren der Internetseite. Die für die Internetseite notwendigen Daten zu den Schnelltests stammen übrigens von der Liste des PEI.

Corona: Was Sie beim Selbsttesten beachten sollten

Wie Sie sich selbst richtig mit einem Schnelltest zu Hause testen, hat unter anderem das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus in einer Kurzanleitung für den sogenannten Nasenabstrich zusammengestellt.

So ist der Nasenabstrich korrekt:

  • Den Abstrichtupfer in beide Nasenlöcher langsam jeweils ca. 2,5 cm einführen und dabei keinen Druck ausüben.
  • Den Tupfer jeweils über die Dauer von etwa 15 Sekunden drei- bis viermal drehen und dabei über die Nasenschleimhaut führen.

Ein Arzt aus Australien demonstriert in einem Video, wie man den Nasenabstrich richtig anwendet.

Für einen korrekten Rachenabstrich empfiehlt unter anderem das RKI:

  • Zunge mit Spatel herunterdrücken
  • Tupfer unter Drehen kräftig an der Rachenwand entlang streichen, dabei weder den Zungengrund noch den weichen Gaumen berühren.

Was beim Testen von Kindern zu beachten ist, dazu gibt unter anderem das Bundesfamilienministerium in einem PDF besondere Hinweise.

Was Sie vor dem Testen noch beachten sollten

Der Konsum von Softdrinks und Fruchtsäften unmittelbar vor dem Test kann zu einem falsch-positiven Testergebnis führen. Das haben Wissenschaftler der Universität Liverpool in einer Studie herausgefunden. Auch Zahnpasta steht im Verdacht, das Testergebnis wegen des Mentholgehalts zu verfälschen. Eindeutig erwiesen ist das allerdings noch nicht.

30 Minuten vor dem Test sollte man sicherheitshalber

  • nichts essen
  • nichts trinken
  • keinen Kaugummi kauen
  • nicht die Zähne putzen
  • nicht rauchen

Außerdem rät das Bundesgesundheitsministerium: Den Schnelltest am besten morgens direkt nach dem Aufstehen durchzuführen, da die Viruslast dann am höchsten ist.

Aber egal, wie der Test ausfällt, wichtig ist: Auch bei negativem Schnelltest weiterhin die Hygiene-Regeln - Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen, regelmäßig Lüften - beachten. Denn Schnelltests sind nur eine Momentaufnahme. Und richtig zuverlässig sind sie nur bei einer hohen Viruslast des Infizierten.

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