Menschenaffen
Bildrechte: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie / Montage: BR

Bonobos, Schimpansen und Gorilla in der Fotofalle

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Wie Menschenaffen auf Fotofallen reagieren

Wie reagieren Schimpansen, Bonobos und Gorillas auf einen Fremdkörper in ihrem Revier? Getestet wurde das mit Fotofallen an Menschenaffen in Gefangenschaft. Reagieren wildlebende Menschenaffen genauso? Das haben Forscher nun untersucht.

Bislang wurde nicht systematisch untersucht, ob und wie Menschenaffen in freier Wildbahn auf Fotofallen reagieren. Eine Information, die wichtig ist, um das Verhalten der Tiere in Studien richtig zu deuten. Und so haben sich Ammie Kalan vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und ein Team hingesetzt und Videos gesichtet. Eine riesige Menge Videos. Genau 2.078! Die Aufzeichnungen stammen aus Kamerafallen von 14 Untersuchungsorten in Afrika und 43 Menschenaffen-Gruppen aller drei Affen-Arten.

Angst und Neugier - Menschenaffen vor der Kamera

Der Forscher-Gruppe fiel auf, dass Schimpansen, Bonobos und Gorillas auf und in die Kameras sahen. Doch während Schimpansen wenig interessiert und irritiert waren von den Fremdkörpern, reagierten ihre nahen Verwandten, die Bonobos, deutlich aufgeregter: Die Affen waren extrem misstrauisch und schauten die Fotofallen lange an. Sie näherten sich den Objekten nur zögerlich oder hielten sich sogar absichtlich von ihnen fern, sagt Studienleiterin Ammie Kalan. Dieses Verhalten zeigten auch Bonobos in Gefangenschaft. Gorillas reagierten auch aufgeregt auf die Fotofallen, waren aber nicht so ängstlich wie die Bonobos. Zum Vergleich: Studien von Orang-Utans zeigten, dass die Tiere in freier Wildbahn Angst vor Neuerungen hatten und sie vermieden, in Gefangenschaft jedoch nicht.

Bildrechte: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie / Montage: BR
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Neugier (blau) und Angst (rot) bei Bonobo, Schimpanse und Gorilla

Gruppendynamik beeinflusst Menschenaffen-Reaktion

Forscher führen das unterschiedliche Verhalten von Bonobos und Schimpansen auf ihren Lebensraum, ihre Gruppenstruktur und ihre Ernährung zurück: Schimpansen leben in Revieren, die Veränderungen unterworfen sind und haben einen größeren Speiseplan als Gorillas und Bonobos. Bei Erkundungsgängen prasseln viele neue Eindrücke auf sie ein. Zudem leben Schimpansen und auch Gorillas in hierarchisch organisierten Gruppen. Bonobos dagegen haben keine Anführer. Waren Artgenossen anwesend oder langjährig Forschungsstandorte in der Nähe eines Reviers, starrten die Menschenaffen insgesamt kürzer auf die Kameras.

Junge Menschenaffen sind am neugierigsten

Doch auch innerhalb der Gruppen reagierten nicht alle Affen gleich. Junge Menschenaffen waren deutlich neugieriger. Sie starrten die Fotofallen am längsten an. Fazit der Forscher: Fotofallen beeinflussen Menschenaffen in freier Wildbahn. Das sollte bei der Primatenforschung künftig berücksichtigt werden. Sie raten zu Vorbereitungsphasen, in denen sich die Wildtiere an die neuen Objekte gewöhnen können.