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Symbolbild: Lobbyismus - Wirtschaft, die Wissen schafft

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Wie die Wirtschaft die Wissenschaft finanziert

Dass die Wirtschaft die Wissenschaft beeinflussen kann, wurde deutlich am Fall der Tierversuche mit Diesel in den USA, die die Autolobby unterstützt hatte. Auch hierzulande gründen Firmen Stiftungen, die forschen. Wie unabhängig ist die Wissenschaft?

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Der Aufschrei vor wenigen Wochen war groß: Die Autolobby unterstützte Tierversuche in den USA und legte auch gleich das gewünschte Forschungsergebnis fest: Diesel ist nicht wirklich gefährlich. Auch in Deutschland gründen Unternehmen Stiftungen, die selbst forschen oder Universitäten finanziell unterstützen. Wie sehr beeinflusst die Wirtschaft hierzulande die Wissenschaft?

Wirtschaft gibt Studien in Auftrag

Glaubt man der Wissenschaft, ist die zuckerhaltige Limonade Cola gar nicht so ungesund. Bei genauerem Hinsehen wird klar: Die Studie, auf der die These gründet, wurde von Coca-Cola finanziert. Gleiches Schema bei Kaffee: Der Kaffeeröster Tchibo war an einer Studie beteiligt, die belegen soll, dass drei bis vier Tassen Kaffee sogar gesundheitsförderlich sein sollen.

Universitäten auch von Wirtschaft unterstützt

Nicht nur kleinere Institute werden von Unternehmen mitfinanziert, auch Universitäten werden unterstützt. Beispiel Technische Universität München (TUM): 1,4 Milliarden Euro Budget hatte die Universität im Jahr 2016 zur Verfügung. Der Großteil davon stammt vom Freistaat Bayern oder ist selbst erwirtschaftet. Rund 20 Prozent sind sogenannte Drittmittel. Rund ein Drittel davon kommen mit 100 Millionen Euro von Unternehmen und Stiftungen.

Lidl-Stiftung schenkt TU München Lehrstühle

Die Stiftung des Discounters Lidl finanziert der TU München zwanzig Wirtschaftsprofessuren auf Lebenszeit, in München und auf dem Campus in Heilbronn - eine neue Dimension, die in der Kritik steht. Der Wirtschaftsprofessor Christian Kreiß von der Hochschule Aalen befürchtet, dass die Forschung dadurch einseitig wird.

"Es wird in eine bestimmte Richtung hin geforscht, in die BWL, wo das Geld nah ist. In die Richtung, wo eben Discounter tätig sind. Und das finde ich eine Vereinseitigung, eine Einflussnahme von der Geldseite auf unsere Wissenschaft" Christian Kreiß, Wirtschaftsprofessor Hochschule Aalen

Noch weitere Kooperationen mit Wirtschaft geplant

Die TU München hat bereits eine neue Kooperation bekanntgegeben: Zukünftig forschen die Studierenden gemeinsam mit Google zu künstlicher Intelligenz. Kritik an solcher Zusammenarbeit kann der TU-Präsident Herrmann nicht nachvollziehen. Einen Verdachtsfall von Einflussnahme habe es bislang noch nicht gegeben.

"Wir haben keinen einzigen Fall von Einflussnahme oder gar Dominanz von der Wirtschaft. Wir haben auch schon Geld abgelehnt, wenn Einfluss gefordert war vom Geldgeber." Wolfgang Herrmann, Präsident Technische Universität München

Universitäten wollen konkurrenzfähig bleiben

Die Gelder seien notwendig, um international konkurrenzfähig zu sein und um die besten Wissenschaftler nach München zu locken, sagt TU-Präsident Wolfgang Herrmann. Er hält es für sinnvoll, dass die Studenten "auf diese Weise konditioniert werden für die Wirtschaft, wo sie später mal hingehen und ihr Geld verdienen."