Ist Überträgerin des Malaria-Parasiten: die weibliche Anopheles Mücke (im Bild auf menschlicher Haut)
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Zu wenig Geld, zu wenig Aufmerksamkeit: Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einem Rückschlag bei der Malaria-Bekämpfung.

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WHO warnt vor mehr Malaria-Toten wegen Corona-Pandemie

2019 starben einem jetzt veröffentlichten WHO-Bericht zufolge weltweit 409.000 Menschen an Malaria. Das ist nur unwesentlich weniger als 2018. Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor zu wenig Aufmerksamkeit und zu wenig Geld für die Erkrankung.

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    "Covid-19 droht unsere Bemühungen zu behindern, Malaria zu besiegen", warnt Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektorin für Afrika, dem mit 90 Prozent aller weltweiten Krankheitsfälle am stärksten von Malaria betroffenen Kontinent. Aufgrund der Corona-Pandemie könne es zwischen 20.000 und 100.000 mehr Malaria-Tote geben als erwartet, die meisten davon Kinder, sagte auch Pedro Alonso, Leiter des Malaria-Programms bei der WHO, anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Malariaberichts am 30. November 2020 in Genf.

Seit vier Jahren Stagnation der Malaria-Fälle

So kritisieren die Experten unter anderem, dass die Zahl der Malaria-Fälle mit 229 Millionen im Jahr 2019 in den vergangenen vier Jahren nahezu unverändert geblieben sei. "Wir brauchen ein erneutes Engagement im Kampf [...] gegen Malaria", sagte Matshidiso Moeti, WHO-Leiterin für Afrika.

In der Corona-Pandemie zu wenig Aufmerksamkeit für Malaria

Die Corona-Pandemie macht das Engagement allerdings nicht einfacher. Im Zuge der Pandemie schlossen viele Länder ihre Grenzen und Betriebe. Auch Lieferungen von Anti-Moskito-Netzen und Medikamente gegen Malaria wurden dadurch behindert oder unterbunden, bestehende Ressourcen von den Regierungen im Zweifel eher in den Kampf gegen das Coronavirus gelenkt als in den Kampf gegen Malaria.

Geldmangel behindert Kampf gegen Malaria

Laut Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor, wurde der Kampf gegen die Malaria aber auch durch Geldmangel behindert. Im Jahr 2019 hätten die betroffenen Länder rund 5,6 Milliarden US-Dollar für Vorbeugung, Diagnose und Behandlung der Malaria gebraucht. Es seien aber nur drei Milliarden US-Dollar verfügbar gewesen, sagte Tedros.

Lehren aus der Pandemie für die Malaria-Bekämpfung

Bei aller Kritik über die fehlende Aufmerksamkeit der Malaria in Zeiten der Corona-Pandemie kann die Pandemie laut Peter Sands, Leiter des Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria, aber auch einen positiven Effekt auf die Bekämpfung von Malaria haben. Zum einen werde durch die Pandemie deutlich, dass das Sammeln von genauen Daten über den Verlauf eines Ausbruchs extrem wichtig sei, um gezielt handeln zu können. Zum anderen müsse man anerkennen, dass nicht nur das Coronavirus, sondern auch Malaria schwere wirtschaftliche Folgen für die betroffenen Länder habe, so Sands. Er kritisiert allerdings auch die geringen finanziellen Mittel, die für den Kampf gegen Malaria zur Verfügung gestellt werden. Die jährlich bereitgestellten rund drei Milliarden US-Dollar (2,5 Milliarden Euro) seien für eine Krankheit, "die mehr als 400.000 Menschen tötet, eigentlich eine schockierend niedrige Summe", sagte Sands.

Tropenkrankheit Malaria - auch Fälle in Deutschland

Malaria, eine durch die weibliche Anopheles-Mücke übertragene Erkrankung, gehört zu den am meisten verbreiteten Infektionskrankheiten weltweit. Mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in einem Gebiet, in dem Malaria regelmäßig und häufig auftritt. Es ist die am stärksten nach Europa eingeschleppte tropentypische Krankheit. In Deutschland werden jährlich rund 500 bis 600 importierte Malaria-Fälle erfasst. Immer wieder kommt es auch hierzulande aufgrund einer Malaria-Infektion zu Todesfällen. Malaria-Regionen gibt es vor allem in Subsahara-Afrika, aber auch in Asien sowie Mittel- und Südamerika. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind die Malaria-Fälle in den vergangenen Jahren stets gesunken. Das Ziel, die Zahl der Erkrankungen und Todesopfer bis 2020 um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 2015 zu senken, ist aber weit entfernt.

Die Stechmücken, die den Malaria-Erreger übertragen, benötigen das menschliche Blut, um ihre Eier reifen zu lassen. Dafür stechen sie meist nachts oder in der Dämmerung.

Der Malaria-Erreger löst bei Betroffenen in der Regel acht bis 25 Tage nach dem Stich - wenn die Malaria-Prophylaxe nicht richtig eingenommen wurde, sogar noch später - grippeähnliche Symptome aus. Es kommt zu Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen, einem grundsätzlichen Krankheitsgefühl sowie selten auch zu Durchfall und Erbrechen. Es gibt drei Formen der Malaria. Die gefährlichste ist die Malaria tropica mit einer Sterblichkeitsrate von rund 20 Prozent.

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