Regenwald im Bundesstaat Minas Gerais in Brasilien, Südamerika
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Regenwald im Bundesstaat Minas Gerais in Brasilien, Südamerika

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Weltweit verschwinden pro Minute 30 Fußballfelder Regenwald

Zwölf Millionen Hektar Tropenwald sind im vergangenen Jahr weltweit verschwunden. Besonders betroffen ist der Regenwald in Brasilien. Doch in der Global-Forest-Watch-Studie gibt es heute, am Internationalen Tag des Baumes, auch positive Beispiele.

Über dieses Thema berichtet: nano am .

Weltweit verlieren wir Regenwald in hoher Geschwindigkeit und in einem dramatischen Ausmaß: Minütlich verschwindet in den Tropen eine Waldfläche so groß wie dreißig Fußballfelder. Insgesamt waren es im Jahr 2018 zwölf Millionen Hektar, was der Fläche Bayerns und Niedersachsens zusammengenommen entspricht. Besonders besorgniserregend ist der Verlust des ursprünglichen Regenwalds der ältesten Generation, des sogenannten Primärwalds. Insgesamt sind allein im vergangenen Jahr 3,64 Millionen Hektar mit jahrhunderte- bis jahrtausendealten Bäumen verschwunden.

Satelliten-Aufnahmen zeigen Zustand des Tropenwaldes weltweit

Zum Internationalen Tag des Baumes hat das Projekt Global Forest Watch (GFW) die Studie zum weltweiten Rückgang der Tropenwälder veröffentlicht. Die Daten hat die Universität Maryland anhand von Aufnahmen der Landsat-Satelliten der NASA erhoben. Seit 2001 erscheint der Bericht jedes Jahr. 2018 erlitten die Wälder der Tropen den viertgrößten Verlust bislang.

"Die Wälder der Welt sind jetzt in der Notaufnahme. Das Wohlergehen des Planeten steht auf dem Spiel." Frances Seymour, Wissenschaftlerin, World Resources Institute, Washington

Landwirtschaft, Viehzucht und Minen verdrängen den Regenwald

Der Bericht dokumentiert den Rückgang des Tropenwaldes, ungeachtet ob er vom Menschen verursacht wird oder nicht. Abgeholzte Wälder werden genauso erfasst wie infolge von Brandrodung oder einem Waldbrand vernichtetes Grün. Der Mensch drängt den Wald zugunsten von Landwirtschaft und Viehzucht zurück. In Asien und Afrika wird in ehemaligen Waldgebieten zum Beispiel Palmöl angebaut, in Südamerika Getreide für Biotreibstoffe. In vielen Ländern müssen die Bäume Minen weichen: In Madagaskar zum Beispiel wird nach Saphiren und Nickel geschürft. Das Land hat deshalb allein im Jahr 2018 zwei Prozent seines Primärregenwaldes verloren - ein höherer Prozentsatz als jedes andere Land.

Tiere, Pflanzen und Menschen sind auf den Tropenwald angewiesen

Wälder sind nicht nur für die Artenvielfalt wichtig. Im Regenwald sind bedrohte Arten wie Jaguar, Orang-Utan und Gorilla zuhause. Die ausgedehnten, ursprünglichen Regenwaldgebiete sind zudem Heimat vieler menschlicher Ureinwohner. Als Kohlenstoffspeicher hat der Wald außerdem großen Einfluss auf das Klima: Weltweit absorbieren allein die Regenwälder rund dreißig Prozent des von Menschen verursachten Treibhausgasausstoßes - mehr als elf Milliarden Tonnen pro Jahr. Wird der Tropenwald abgeholzt, können die grünen Lungen weniger Kohlendioxid aufnehmen. Bei Brandrodungen wird sogar noch zusätzlich klimaschädliches CO2 frei. Mit jedem verlorenen Hektar "kommen wir dem schrecklichen Szenario eines unkontrollierbaren Klimawandels näher", kommentierte Frances Seymour, Wissenschaftlerin am World Resources Institute in Washington, die Studie.

Brasilien hat die größte Fläche an Regenwald verloren

2018 war der Verlust von Primärwald in Brasilien am größten. Laut der Studie gingen dort 1,35 Millionen Hektar an ursprünglichem Regenwald verloren. Ein Teil fiel Waldbränden zum Opfer: Die Wissenschaftler stellten einen Trend zu von Menschen gelegten Feuern fest, die auch vor Ureinwohnergebieten nicht Halt machten. Der Großteil gehe auf Abholzung zugunsten von Weideflächen zurück.

"Mit Erschrecken sehen wir auch Eingriffe in Ureinwohnergebiete, die über Jahre immun gegen Entwaldung waren." Mikaela Weisse, Wissenschaftlerin, Global Forest Watch

Der neue Präsident in Brasilien ist kein Regenwald-Freund

Die Autoren betonen, dass es noch zu früh sei, um die Auswirkungen der Politik des neuen Präsidenten Jair Bolsonaro einschätzen zu können. Die hohen Rückgänge seien noch vor dessen Amtsantritt im Januar 2019 passiert. Bolsonaro hat jedoch bereits angekündigt, keine neuen Schutzgebiete im Amazonasgebiet auszuweisen, bestehende zu überprüfen und weitere Rodungen im Regenwald zuzulassen.

Die Top 5 der Regenwald-Verlierer 2018

Das waren die Länder mit dem größten Verlust an Primärwald 2018:

  • Brasilien (1.347.132 ha)
  • Demokratische Republik Kongo (481.248 ha)
  • Indonesien (339.888 ha)
  • Kolumbien (176.977 ha)
  • Bolivien (154.488 ha)

Grün ist die Hoffnung auch im Regenwald-Zustandsbericht

Doch der Global-Forest-Watch-Bericht zeigt auch, dass nicht mehr so viel Tropenwald wie in den Jahren zuvor verschwindet. Das bislang schlimmste Jahr für die Wälder weltweit war 2016, wozu nicht nur großflächige Brände in Brasilien und Indonesien, sondern auch das Wetterphänomen El Niño beigetragen haben, das die Trockenheit und somit die Brandgefahr zusätzlich erhöhte. Die Verluste beim Tropenwald beliefen sich 2016 auf fast 17 Millionen Hektar. 2017 waren es noch nahezu 16 Millionen Hektar. Laut dem aktuellen Bericht gingen 2018 dann "nur" noch zwölf Millionen Hektar Wald verloren. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass einige Länder den Umweltschutz mittlerweile ernster nehmen: In Indonesien zum Beispiel haben die Verluste von Primärwald den niedrigsten Stand seit 2003 erreicht. Ob sich der Regenwald dort weiter erholt und was mit dem Regenwald in Brasilien geschieht, wird der nächste Bericht zeigen.

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