Eisberge im Weddellmeer in der Antarktis.
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Weltgrößtes Meeresschutzgebiet in der Antarktis scheitert erneut

Die 41. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR ist mit dem befürchteten Ergebnis zu Ende gegangen: Die Ausweisung neuer Meeresschutzgebiete im Südpolarmeer ist auch in diesem Jahr wieder gescheitert.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die 41. Konferenz der Kommission zur Erhaltung der lebenden Ressourcen der Antarktis (CCAMLR) ist heute im australischen Hobart zu Ende gegangen. Wie auch in den vergangenen Jahren haben sich Russland und China gegen die Einrichtung des größten Meeresschutzgebiets der Welt, das in der Antarktis entstehen soll, ausgesprochen. 26 Länder und die EU sind Mitglieder der Kommission CCAMLR, die ihre Beschlüsse einstimmig fassen muss.

Besonderes Ökosystem Antarktis

Nicht nur Überfischung und Tonnen von Plastik bedrohen unsere Weltmeere. Auch der menschengemachte Klimawandel sorgt für immer wärmeres und saureres Wasser. Die antarktischen Gewässer spielen eine besondere Rolle beim Klimaschutz. Laut Professor Thomas Brey vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung leben in der Antarktis viele Arten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt.

Die Antarktis leiste einen ähnlich hohen Beitrag zur Biodiversität wie beispielsweise die Tropen. Außerdem sei dieses Ökosystem aufgrund der niedrigen Temperaturen, die dort herrschen, extrem empfindlich. Der Toleranzbereich der Tiere sei hier deutlich enger als in wärmeren Regionen. Beispielsweise bekämen antarktische Fische, die bei minus 1,8 Grad Celsius leben, bereits Probleme, wenn die Außentemperatur null Grad überschreitet.

Keine neuen Meeresschutzgebiete

Damit die Tiere, die auf die antarktischen Lebensbedingungen angewiesen sind, auch in weiterer Zukunft noch Rückzugsgebiete haben, in denen sie leben können, müssten jetzt Meeresschutzgebiete in der Antarktis geschaffen werden. Bereits seit einigen Jahren gibt es den Versuch, beim Treffen der CCAMLR drei neue Schutzgebiete in der Antarktis auszuweisen – in der Ostantarktis, der Antarktischen Halbinsel und dem Weddellmeer. Zusammengenommen hätte dieses Meeresschutzgebiet eine Fläche von beinahe vier Millionen Quadratkilometern. Das entspricht ungefähr der Fläche der EU oder circa einem Prozent der Weltmeere. Doch auch in diesem Jahr stimmten nur 25 der 27 Mitglieder für dieses Vorhaben. Das Projekt scheitert daher wieder am Widerstand von Russland und China.

Die Antarktis- und Polarmeervereinigung "Asoc" teilt außerdem mit, dass auch keine Einigung über den Schutz des weltweit größten bekannten Brutgebietes von Eisfischen mit rund 60 Millionen Nestern erzielt wurde. Diese 240 Quadratkilometer große Fläche im Weddellmeer war Anfang des Jahres von Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts entdeckt worden.

Keine strengeren Fischereimaßnahmen

Ein weiteres wichtiges Thema der Konferenz war die Krillfischerei. Krill kommt in diesen Gebieten in großer Zahl vor, wird dort in hohen Mengen gefischt und zum Beispiel zu Öl verarbeitet oder als Tierfutter und Fischköder eingesetzt. Die winzigen Krebstiere sind aber auch Lebensgrundlage für Wale, Robben und Pinguine und daher extrem wichtig für das Ökosystem. Doch auch strengere Fischereiauflagen wurden bei der Tagung nicht beschlossen. Die Mitglieder einigten sich lediglich darauf, die Auswirkungen der Krillfischerei wissenschaftlich zu untersuchen.

Neue "empfindliche marine Ökosysteme"

Laut Asoc sei eine der wenigen guten Nachrichten, dass CCAMLR acht neue Gebiete in die Liste der "empfindlichen marinen Ökosysteme" (VME) aufgenommen habe. VMEs sind Meeresbodengebiete mit Arten, die besonders anfällig für Störungen sind, zum Beispiel Korallen und Schwämme. In diesen Gebieten darf keine Fischerei mit Fanggeräten, die den Meeresboden berühren, betrieben werden.

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