Symbolbild, Smartphone mit geöffnetem Digitalen Impfausweis neben Schnelltest zur Feststellung einer Covid-19 Infektion.
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Es gibt unzählig viele Anbieter von Schnelltests für Daheim - doch nicht alle erkennen Corona-Infektionen gleich gut.

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Bewertung vom PEI: Welche Schnelltests funktionieren wie gut?

Antigen-Schnelltests für den Heimgebrauch werden mit den hohen Infektionszahlen stark nachgefragt. Aber wie zuverlässig sind die Ergebnisse? Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) überprüft und bewertet laufend die einzelnen Hersteller.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein Coronavirus-Test liefert scheinbar ein eindeutiges Ergebnis: Positiv oder negativ, infiziert oder nicht. Doch kein Test ist zu einhundert Prozent exakt. PCR-Tests sind nahe dran, allerdings kostenpflichtig und es dauert ein paar Stunden, bis das Ergebnis vorliegt. Antigen-Tests - also Schnell- und Selbsttests - sind schneller und günstiger, aber deutlich weniger zuverlässig.

Wer überprüft die Corona-Tests?

Es gibt Dutzende Anbieter von Schnell- und Selbsttests auf dem Markt, aber es lohnt sich nachzuschauen, welcher Test wie zuverlässig ist. Vor allem, wenn man sich die Tests für Zuhause kauft. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informiert gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über die Wirksamkeit der Tests. Denn nicht alle schaffen es in die Regale der Supermärkte, Apotheken und Drogerien in Europa und Deutschland. Dazu müssen die Hersteller die Vorgaben des Medizinproduktegesetzes (MPG) und die von PEI und Robert Koch-Institut (RKI) festgelegten Mindestkriterien erfüllen.

Das BfArM führt eine sehr lange Liste über die verschiedenen Antigen-Tests, die diese Kriterien nach Herstellerangaben erfüllen und das PEI bewertet sie zusätzlich nach und nach im Labor. Erfüllen sie die Anforderungen, werden sie in die Liste "Vergleichende Evaluierung der Sensitivität von SARS-CoV-2 Antigenschnelltests" des Paul-Ehrlich-Instituts aufgenommen. Erfüllen sie die Anforderungen nicht, werden sie von der Liste des BfArM gestrichen.

Wie sicher sind Schnelltests bei der Omikron-Variante?

Dazu schreibt am 27. Dezember 2021 eine Presse-Mitarbeiterin am Paul-Ehrlich-Institut auf Anfrage des BR: Fast alle Antigen-Schnelltests und Selbsttests basieren auf dem Nachweis des SARS-CoV-2-Nukleokapsidproteins (N). Dieses ist wesentlich stärker konserviert als das Spike-Protein (S). Von den Mutationen in der Omikron-Variante ist das N-Protein nach bisherigen Erkenntnissen deutlich weniger betroffen, als das S-Protein. Bekannt sind vier Mutationen im Omikron N-Protein.

Zwei der insgesamt vier Mutationen im Omikron N-Protein traten auch in bisher bekannten Varianten auf und hatten keinen Einfluss auf die Leistung bzw. Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests.

Für eine endgültige, qualitative und quantitative Aussage ist es allerdings noch zu früh, da entsprechende Studien in der immer noch kurzen Zeit seit Identifikation der Omikron Variante noch nicht umfänglich stattfinden konnten.

Aus der aktuellen Liste zur vergleichenden Evaluierung der Sensitivität (Empfindlichkeit) von Antigen-Nachweistests (Stand 14.12.2021) lässt sich ersehen, dass alle Tests das N-Protein nachweisen, einige zusätzlich das S-Protein: www.pei.de/antigentests.

Wie funktionieren Schnelltests?

Die Schnelltests an einer Teststelle und die Selbsttests für daheim funktionieren nach dem gleichen Prinzip, beides sind Antigen-Tests. Sie schlagen an, wenn sie in einer Probe aus dem Nasen-Rachen-Raum bestimmte Protein-Bausteine des Coronavirus finden. Innerhalb weniger Minuten können sie so eine akute Infektion feststellen.

Mindestkriterien: Spezifität versus Sensitivität

Bei den Schnelltests sind zwei Merkmale entscheidend: ihre Spezifität und ihre Sensitivität. Vom PEI wird bei den Untersuchungen die Sensitivität gemessen. Was ist der Unterschied?

  • Die Sensitivität gibt an, wie empfindlich ein Test ist. Ein Test mit niedriger Sensitivität übersieht Infektionen. Dann liefert er negative Ergebnisse, die aber falsch sind und positiv sein müssten.
  • Die Spezifität gibt an, wie viele Gesunde ein Test tatsächlich als gesund erkennt. Ein Test mit niedriger Spezifität schlägt auch bei anderen Viren oder aus anderen Gründen an. Er meldet dann positive Ergebnisse, die aber falsch sind und negativ sein müssten.

Zu den Mindestanforderungen von PEI und RKI zählt eine Sensitivität von mindestens 80 Prozent. Das heißt, die Tests müssen zu über 80 Prozent diejenigen herausfiltern, die tatsächlich infiziert sind. Zusätzlich müssen sie eine Spezifität von mindestens 97 Prozent aufweisen, also 97 Prozent derer ausschließen, die nicht infiziert sind.

Das PEI überprüft im Labor die Angaben der Sensitivität. Werden sie nicht erfüllt, werden sie aus der Liste des BfArM gestrichen. In dieser ist auch ersichtlich, welche Antigen-Schnelltests bereits vom PEI überprüft worden sind und welche nicht. Ein Blick lohnt sich also.

Schnelltests sind nur eine Momentaufnahme

In Sicherheit wiegen sollte man sich mit einem negativen Schnelltest aber nicht. Sie sind nur eine Momentaufnahme, können einen Tag später schon wieder positiv sein. Das liegt daran, dass sie nur bei einer entsprechend hohen Virenlast im Nasen-Rachen-Raum anspringen. Am höchsten ist die Trefferquote bei Infizierten in der ersten Woche nach Beginn der Symptome. Bei asymptomatischen Infektionen reagieren sie schlechter.

Ein weiteres Problem: Coronavirus-Infizierte können auch schon kurz nach Infektion sehr ansteckend sein, wenn sie noch keine oder kaum Krankheitszeichen haben. Antigen-Tests liefern dann trotzdem häufig ein negatives Ergebnis. Und: Geimpfte haben meist einen deutlich milderen Krankheitsverlauf oder gar keine Symptome. Daher können sich in ihren Atemwegen wesentlich weniger Viren finden, auf die der Schnelltest dann nicht reagiert.

Daher ist es wichtig, auch nach einem negativen Schnelltest auf die gängigen AHA-L-Regeln zu achten.

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