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Eine Weddell-Robbe sonnt sich auf dem antarktischen Eis. Im Hintergrund Forscher in roten Winterjacken.

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Was ein altes Pol-Expeditionscamp über den Klimawandel verrät

Vor gut 100 Jahren endete eine Südpolexpedition des Forschers Robert F. Scott fatal. Die Hütten, die dem Team damals als Basis dienten gibt es immer noch. Amerikanische Biologen haben nun 100 Jahre alte Robbenfelle untersucht. Von Thomas Kempe

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Ross-Insel ist immer wieder Ausgangsbasis für Expeditionen in die Antarktis. Sie ist die südlichste Insel, die von der See aus erreicht werden kann. Heute wird dort in der McMurdo-Station geforscht. Wenn die Wissenschaftler einen Tag frei haben, unternehmen einige von ihnen eine Zeitreise: Sie besuchen die Hütten der frühen Polarforscher Ernest Shackleton und Robert Falcon Scott.

Blick in die Vergangenheit

In der Hütte scheint die Zeit einfach angehalten worden zu sein. Angebrochene Keksdosen stehen herum, Schlafsäcke der Expeditionsteilnehmer von vor über 100 Jahren sehen aus, als wären ihre Besitzer gerade eben zur Tür raus. Forscher der Universität im kalifornischen Santa Cruz haben einen ihrer Ausflüge zur Hütte dann direkt für ihre wissenschaftliche Arbeit genutzt.

Der Robben-Fell-Vergleich

Sie waren 2010 und 2012 auf der Ross-Insel, um über das antarktische Ökosystem und speziell über das Verhalten und die Entwicklung von Weddellrobben in diesem Gebiet zu forschen. In der alten Forscherhütte entdeckten die US-Wissenschaftler Felle von Robben, die vor über hundert Jahren gejagt worden waren. Eine einmalige Chance, um etwas über Veränderung im antarktischen Ökosystem beziehungsweise dem Gebiet im Ross-Meer herauszufinden. Sie verglichen die alten Robbenfellproben mit aktuellen Fellproben lebender Robben.

Analyse im Labor

Die so genannte "Isotopenanalyse" gibt Aufschluss darüber, was die Tiere gegessen haben. Die Untersuchung zeigte: Vor hundert Jahren war die ökologische Nische der Robben größer, fünf Mal so groß wie heute. Es gab ein viel größeres Nahrungsangebot, vermutlich, weil die klimatischen Bedingungen andere waren. Auf den Fischfang in der Antarktis konnten die Forscher das Ergebnis nicht zurück führen, sondern die so genannte "kleine Eiszeit" könnte Schuld sein: Eine Periode relativ kühlen Klimas von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein. Im Rossmeer war es vor hundert Jahren rund 1,6 Grad kälter. Einige Arten, die es damals gab, sind durch den Temperaturanstieg offenbar verschwunden. 

Ökosystem in Ordnung

Eine weitere Schlussfolgerung: Das Ökosystem in der Antarktis ist zwar nicht mehr ganz unberührt , aber nach Ansicht der Forscher immer noch eines der intaktesten auf unserem Planeten. Sie hoffen, dass es das auch weiterhin so bleibt.