Meerwasserentsalzung im Mittelmeer
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Salzanlage auf der Insel Gozo vor Malta im Mittelmeer

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Wasserverschmutzung durch Meerwasserentsalzungsanlagen

Entsalzungsanlagen machen aus Meerwasser Trinkwasser. Knapp 16.000 solcher Anlagen gibt es weltweit. Nun warnen die Vereinten Nationen (UN), dass beim Entsalzungsprozess giftige Rückstände entstehen.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Besonders in trockenen Regionen wie dem Nahen Osten, Nordafrika, aber auch Spanien kommen Meerwasserentsalzungsanlagen zum Einsatz. In Zahlen heißt das: In 177 Ländern der Welt arbeiten 15.906 Entsalzungsanlagen. Täglich produzieren sie 95 Millionen Kubikmeter Süßwasser. Bei diesem Prozess fallen weltweit täglich 142 Millionen Kubikmeter sogenannte Sole, also Salzlauge, an. Das sind 50 Prozent mehr als bisher angenommen. Zudem verbraucht der Betrieb von Meerwasserentsalzungsanlagen überaus viel Energie.

Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam. Die Wissenschaftler veröffentlichten am 14. Januar 2019 eine Studie im Fachmagazin Science of the Total Environment. Auch die Vereinten Nationen (UN) haben die Studie unterstützt.

"Etwa 1,5 bis 2 Milliarden Menschen leben in Gegenden mit Wassermangel, in denen zumindest in Teilen des Jahres die verfügbaren Ressourcen nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken." Vladmir Smakhtin, einer der beteiligten Wissenschaftler der Studie

Schädliche Salzlauge durch Meerwasser-Entsalzung

Sole ist im Vergleich zu Meerwasser deutlich salzhaltiger. Zusätzlich beinhaltet die Salzlauge Chemikalien und gelöste Metalle wie etwa Magnesium, Natrium, Calcium, Kalium, Brom, Kupfer, Chlor und Lithium. Die Stoffe werden beigegeben, um eine Verstopfung und Beschädigung der Entsalzungsanlagen zu verhindern. Meist wird das Gemisch nach dem Entsalzungsprozess wieder ins Meer geleitet, manchmal auch in andere Gewässer, Tiefbrunnen, die Kanalisation oder zur Verdunstung in Soleteiche gepumpt. Eine Gefahr für die betroffenen Ökosysteme! Durch die Sole werden in den Gewässern der Sauerstoff und der Anteil an gelöstem Sauerstoff vermindert.

"Ein hoher Salzgehalt und verminderter Gelöst-Sauerstoffgehalt kann erhebliche Auswirkungen auf die Lebewesen im Gewässer haben. Die resultierenden ökologischen Effekte können über die gesamte Nahrungskette hinweg sichtbar werden." Edward Jones, Mitautor der Studie zu Meerwasserentsalzungsanlagen

Es sei dringend nötig, bessere Behandlungsverfahren für die Rückstände zu entwickeln, um eine Belastung der Umwelt zu vermeiden und die Kosten der Entsorgung zu senken. Nur dann lasse sich die Trinkwasser-Versorgung heutiger und künftiger Generationen sicherstellen, schreiben die Wissenschaftler um Seong-mu Kang, United Nations University, Ontario.

Salzlauge sollte wiederaufbereitet werden

Das Wissenschaftler-Team kommt noch zu einem anderen, interessanten Ergebnis: Salze und Metalle könnten zurückgewonnen und wieder von der Industrie verwendet werden. So werde aus einem Umweltproblem eine ökonomische Chance. Bislang ist die Technologie nicht ausgereift und die Rückgewinnung nicht wettbewerbsfähig.