Um den Artenschutz kümmern sich unter anderem zwei wichtige Akteure: Die Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) mit ihren mehr als 1.300 Mitglieder-Organisationen erstellt und aktualisiert die internationale Rote Liste. Diese Rote Liste ist eine Art Datenbank, die bei Kongressen als Grundlage dient, aber keinerlei Gesetze oder Verordnungen nach sich zieht.
Das Washingtoner Artenschutzabkommen (offizieller Name CITES "Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora") begrenzt bzw. verbietet den Handel mit gefährdeten Arten.
Von der Roten Liste ins Artenschutzabkommen?
Man könnte meinen, dass gefährdete Arten der Roten Liste nach kurzer Zeit auch vom Artenschutzabkommen geschützt werden und der Handel damit verboten wird. Vor allem, wenn der internationale Handel ein entscheidender Grund für deren Gefährdung ist. Dem ist aber bei Weitem nicht so, wie der Umweltökonom Eyal Frank und der Ökologe David Wilcove in einer Studie Mitte Februar 2019 herausgefunden haben.
Mehr als 900 Arten müssten gelistet sein
Die beiden amerikanischen Forscher haben sich auf der internationalen Roten Liste die Arten genauer angesehen, die als "gefährdet", "stark gefährdet" und "vom Aussterben bedroht" klassifiziert sind. Diese haben sie daraufhin eingegrenzt, ob der internationale Handel dabei eine Rolle spielt. Sie kamen so auf 958 Arten, die konsequenterweise auch im Washingtoner Artenschutzabkommen gelistet sein müssten.
Fast ein Drittel bedrohter Arten wird nicht geschützt
Laut ihren Ergebnissen wird allerdings fast ein Drittel dieser Arten, 28 Prozent, nicht im Artenschutzabkommen erfasst. Durchschnittlich dauert es zehn Jahre, nachdem eine Art in die Rote Liste aufgenommen wurde, bis sie auch vom Artenschutzabkommen geschützt wird. Manche Arten warten seit 24 Jahren darauf.
Politik und Wirtschaft contra Artenschutz?
Damit eine Art von CITES geschützt wird, ist eine Zweidrittelmehrheit unter den Mitgliedsländern nötig. Die Anträge scheitern aber oft, vermutlich aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen. Beispielsweise ist der Blauflossenthunfisch immer noch eine Sushi-Delikatesse, obwohl er fast ausgestorben ist. In Sri Lanka findet im Mai die nächste CITES-Konferenz statt, bei der über neue Vorschläge abgestimmt wird.
Bessere Verzahnung der Organisationen
Die Forscher aus den USA wollen mit ihrer Studie aufrütteln und fordern, dass die Rote Liste und das Artenschutzabkommen künftig besser verzahnt werden. Schließlich nimmt der Handel mit bedrohten Tierarten wie Schuppentieren, Nashörnern, Tigern, Schlangen, Amphibien und Reptilien kontinuierlich zu. Und jede Art, die ausstirbt, kann weitreichende Folgen auf das Ökosystem haben.