Schwammspinner (Lymantria dispar)
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Der Schwammspinner, ein wärmeliebender Nachtfalter, ist vor allem für Eichen gefährlich. Er breitet sich besonders in Teilen Bayerns aus.

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Warum der Schwammspinner die Eichen in Bayern bedroht

Warum der Schwammspinner die Eichen in Bayern bedroht

Seine Raupen können ganze Landstriche von Eichenwäldern kahl fressen. Besonders in Bayern kommt es regelmäßig zu einer Plage der Schmetterlingsart. So auch dieses Jahr. Ohne Hilfe haben die Bäume gegen den Schädling keine Chance.

Über dieses Thema berichtet: nano am .

Er gehört zur sogenannten "Eichenfraßgesellschaft“, weil seine Raupen gerne Eichenblätter fressen und so in Eichen- und Eichen-Mischwäldern erhebliche Schäden verursachen können. Im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner ist der Schwammspinner für den Menschen zwar ungefährlich, trotzdem bereitet die Plage der Schädlinge, die alle Jahre wieder auftritt, besonders Waldbesitzern in Bayern, Thüringen und Sachsen große Sorgen.

Was ist ein Schwammspinner?

Ein Schwammspinner ist eine wärmeliebende Schmetterlingsart, die zur Gruppe der Nachtfalter gehört. Während die Männchen der tagaktiven Tiere unauffällig mit dunklen Zackenlinien grau gefärbt und sehr mobil sind, fliegen die deutlich größeren, hellen Weibchen kaum.

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Männlicher Schwammspinner: Er ist kleiner und dunkler als das Weibchen.

Dafür sorgen die Schwammspinner-Weibchen für reichlich Nachwuchs: Bis zu 1.000 Eier legen sie zwischen Juli und August an der Stammrinde oder an Starkästen in der Regel von Eichen ab und bedecken sie anschließend mit gelbbrauner Afterwolle. Das schwammartige Aussehen der Gelege gab der Art auch ihren Namen.

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Schwammspinner-Weibchen bei der Eiablage:

Die im April geschlüpften Larven fressen sogleich die Knospen der Blätter und spinnen nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Seidenfäden, mit denen sie sich vom Wind verwehen lassen. So verteilen sie sich über ganze Waldbestände.

Warum sind Schwammspinner für Eichen so gefährlich?

Der Schwammspinner frisst an allen Laubholzarten, besonders gerne aber an Eichen. Da die Raupen bis in den Juni hinein fressen, ist nicht nur der Maitrieb, sondern in manchen Jahren auch der sogenannte Johannistrieb von den Fressattacken der Schwammspinner-Raupen betroffen. Die Eichen können sich, obwohl sie laut der LWF, "ein sehr hohes Potenzial zur Regeneration" haben, dadurch nicht mehr erholen.

Nachdem sie von den bis zu 7,5 Zentimeter großen und nahezu fingerdicken Raupen kahl gefressen worden sind, versuchen die Bäume den Verlust des Laubes durch die Entwicklung von weiteren Trieben zu kompensieren. Im Jahr nach dem Kahlfraß sind die Bäume durch diese Energieleistung aber so geschwächt, dass sie häufig von weiteren Schädlingen wie dem Eichenprachtkäfer befallen und zerstört werden.

Ist die Plage ein neues Phänomen?

Die erste Pandemie des Schwammspinners, also eine länderübergreifende Ausbreitung, gab es nach Angaben der LWF bereits in den Jahren 1992 bis 1995. In Deutschland, Frankreich und Italien waren damals 80.000 Hektar Waldfläche befallen, in den Wäldern von Unter- und Mittelfranken war der Befall mit 44.000 Hektar insgesamt am höchsten. Trotzdem gilt der Klimawandel als Hauptursache für die aktuelle Verbreitung der Tiere - gerade, weil die Falter Wärme so gerne mögen und sie sich nach Expertenmeinung in einer warmen Umgebung auch leichter vermehren.

Was hilft gegen die Schädlinge?

Wenn der Kahlfraß durch die Schwammspinner bestandsgefährdend wird, müssen die Waldbesitzer entscheiden, ob sie Pflanzenschutzmittel gegen die Raupen einsetzen wollen, sagt Andreas Hahn von der LWF. Ansonsten wird der Falterflug des Schwammspinners jedes Jahr zwischen Juli und August mithilfe von Geruchsfallen in speziell umzäunten Gebieten, sogenannten Weiserflächen, überwacht. Tauchen dort mehr als 2.000 Falter pro Geruchsfalle, sogenannte Pheromonfallen, auf, heißt es seitens der Landesanstalt, weise dies auf den Aufbau einer sogenannten Massenvermehrung der Schwammspinner hin. Ist dies der Fall, werden weitere Schritte eingeleitet: Eichen und Hainbuchstämme werden von der Wurzel bis auf zwei Meter Stammhöhe nach den Tieren abgesucht. Dabei gilt als Faustregel: Sind ein oder mehrere frische Eigelege am Baum, so besteht die Gefahr eines Kahlfraßes im darauffolgenden Frühjahr. Doch einen positiven Ausblick gibt es auch dann: Nach ein paar Jahren bricht die Population aufgrund von Nahrungskonkurrenz, Parasitierung oder einer Viruserkrankung der Raupen wieder zusammen. "Das ist ein natürlicher Prozess", sagt Andreas Hahn vom LWF.

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Forschungslabor in der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)
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Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) erforscht, wie sich Giftstoffe auf den Schwammspinner auswirken.