Epilepsie- oder Parkinson-Patienten bekommen Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die ihre Krankheit abmildern.
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Bei Gehirnoperationen müssen Patienten meist bei Bewusstsein bleiben.

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Wach und gut gelaunt bei der Hirnoperation

Lachen ist die beste Medizin - das gilt auch im OP-Saal. US-Ärzte haben das Gehirn einer Patientin mit elektrischen Impulsen so angeregt, dass sie den Eingriff fröhlich und entspannt überstanden hat.

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Bei manchen Operationen muss der Patient wach sein - zum Beispiel, wenn ein Hirntumor entfernt wird, der sich nah am Seh- oder Sprachzentrum befindet. Denn nur dann können sich Chirurgen bei jedem kleinen Schritt vergewissern, dass sie weder ins Sehvermögen noch in die sprachlichen Fertigkeiten eingreifen.

Gehirnoperationen lösen Ängste aus

Allerdings ist eine Hirnoperation für Patienten ungemein belastend, sagt die Neurochirurgin Kelly Bijanki von der Universität Emory in Atlanta: "Sogar gut vorbereitete Patienten können während einer Wachoperation in Panik geraten, was gefährlich werden kann." Deshalb sind Mediziner auf der Suche nach Methoden, wie sie Patienten während einer Hirnoperation bei Laune halten können.

Lachen dank Elektroden im limbischen System

Die Wissenschaftler aus Atlanta berichten von einer 23-jährigen Epilepsie-Patientin, die aufgrund ihrer Erkrankung Elektroden im Gehirn implantiert hat. Mit elektrischen Impulsen regten sie die Gehirnregion an, in der Gefühle verarbeitet werden: die sogenannte Gürtelwindung im limbischen System. Die Mediziner forderten die junge Frau auf, sich an eine traurige Situation zu erinnern. Diese aber erklärte kichernd: "Das fühlt sich einfach nur gut an."

Gehirnoperation verläuft mit Elektroden positiv

Die Ärzte nutzten den Effekt bei einer Hirnoperation, die kurze Zeit später bei der Patientin durchgeführt werden musste. Die Stimulation im limbischen System beruhigte sie. Sie fühlte sich glücklich und entspannt und erzählte während der Operation sogar Witze.

Epilepsie-Patienten mit Elektroden profitieren bei Operationen

Im Fachartikel, der im Dezember 2018 im "Journal of Clinical Investigation" veröffentlicht wurde, berichten die Mediziner, dass die Stimulation während des Eingriffs unbeabsichtigt unterbrochen worden war. Die junge Patientin wurde nervös, ängstlich und war den Tränen nahe. Als die Stimulation weiterging, ebbte das Angstgefühl ab und ihre Fröhlichkeit kehrte zurück. Diese Reaktion bestätigen auch Versuche mit zwei weiteren Epilepsie-Patienten.

Die wenigsten Menschen haben Elektroden im Gehirn

Allerdings hat kaum jemand Elektroden implantiert. Nur Epilepsie- oder Parkinson-Patienten profitieren von dieser sogenannten tiefen Hirnstimulation, die auch beim Tourette-Syndrom hilft. Wer keine Elektroden im Gehirn hat, bei dem kann auch das limbische System nicht stimuliert werden. Der Ansatz ist also interessant, aber nur für wenige Patienten sinnvoll.

Elektroden-Methode wird nur wenigen Patienten nützen

Der Aufwand wäre zu hoch, bei einer Operation zuerst Elektroden einzubringen, um dadurch für einen entspannten weiteren Verlauf zu sorgen, meint der Direktor der Klinik für Neurochirurugie am Universitätsklinikum Münster, Walter Stummer: "Es erfordert ein großes, interdiszipliniertes Team aus Neurochirurgie, Neurologie und Neurophysiologie."

Hirnoperationen mit Mathe, Hypnose oder Musik überstehen

Bei Patienten ohne Elektroden hilft es, sie mit Rechenaufgaben oder anderen geistigen Übungen zu beschäftigen. Auch Schmerzmittel, die das Bewusstsein nicht ausknipsen, können unterstützen. An den Universitätskliniken in Regensburg und Jena finden Hirnoperationen unter Hypnose statt. Denn Suggestionen entspannen und nehmen den Patienten die Angst. Wer musikalisch ist: Auch Gitarrespielen während der Gehirn-OP lenkt ab.