Farbverstärktes Bild von Pluto, aufgenommen von Raumsonde New Horizons am 14. Juli 2015
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Zwergplanet Pluto, aufgenommen von Raumsonde New Horizons am 14. Juli 2015

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Vor 90 Jahren wurde Pluto entdeckt

Am 18. Februar 1930 erspähte der junge Astronom Clyde Tombaugh einen bis dahin unbekannten Himmelskörper. Er bekam den Namen Pluto und das Sonnensystem mit ihm einen neunten Planeten. Doch 2006 wurde Pluto zum Zwergplaneten degradiert.

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Bereits im Jahr 1905 stellte der Astronom Percival Lowell (1855-1916) eine Theorie auf: Jenseits des Neptun müsse es einen Planeten geben, dessen Schwerkraft leichte Unregelmäßigkeiten in der Umlaufbahn von Neptun verursacht. Jahrelang suchte Lowell diesen "Transneptun" an seinem eigenen Observatorium in Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona - allerdings vergeblich.

Nach seinem Tod wurde die Suche dort fortgesetzt, ab 1929 unter anderem von dem jungen Astronomen Clyde Tombaugh (1906-1997). Er fotografierte Himmelsregionen, in denen man den gesuchten "Planet X" vermutete. Am 18. Februar 1930 entdeckte Tombaugh ein bisher unbekanntes Objekt, nämlich Pluto. Dies gelang ihm mithilfe eines sogenannten Blink-Komparators aus den Carl Zeiss-Werken in Jena. Dabei werden zwei zeitversetzte Fotos derselben Himmelsgegend kurz hintereinander betrachtet. Vor dem Hintergrund der unbewegten Sterne fallen bewegliche Himmelskörper - zum Beispiel Planeten - dadurch auf, dass sie als Lichtpunkte hin und her zu hüpfen scheinen.

Entdeckung war ein Zufall

Die Entdeckung von Pluto war allerdings purer Zufall, wie sich später herausstellte. Er hat nur ein Drittel des Volumens des Erdmonds und ist nur ein Fünftel so schwer wie dieser. Das ist viel zu klein, um Einfluss auf die Umlaufbahn von Neptun zu haben. Plutos Position ließ sich daher auch nicht aus der Beobachtung von Neptun berechnen.

Seinen Namen erhielt Pluto nach dem römischen Gott der Unterwelt, unter anderem, weil die ersten beiden Buchstaben von Pluto die Initialen von Percival Lowell waren. Die Nachricht von der Entdeckung, die am 13. März 1930 zu Lowells 75. Geburtstag bekannt gegeben wurde, stieß weltweit auf großes Interesse. Immerhin war es der erste Neuzugang im Planetensystem, seit 84 Jahre zuvor Neptun erspäht worden war. Walt Disney benannte den Comic-Hund seiner Figur Micky Maus nach dem neuen Planeten, das Element Plutonium verdankt ihm seinen Namen und selbst ein Antarktis-Gletscher heißt nach ihm.

Pluto auf exzentrischer Bahn unterwegs

Anfangs hielten die Astronomen Pluto für deutlich größer, nämlich mindestens so groß und schwer wie die Erde. Im Laufe der Zeit wurde der Durchmesser jedoch auf 2.370 Kilometer herunterkorrigiert. Damit ist Pluto sogar kleiner als der Erdmond mit 3.476 Kilometern.

Pluto hat selbst fünf Monde: einen großen namens Charon mit 1.212 Kilometern Durchmesser und vier kleine, die maximal 50 Kilometer groß sind. In etwa sechseinhalb Tagen dreht Pluto sich einmal um sich selbst, für einen Umlauf um die Sonne braucht er fast 248 Jahre. Seine Bahn ist um über 17 Grad zu der Ebene geneigt, in der sich die anderen Planeten bewegen, und dabei sehr exzentrisch: Plutos Abstand zur Sonne schwankt zwischen 4,4 und 7,3 Milliarden Kilometern.

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Diese Aufnahme mutet psychedelisch an, die Falschfarben sollen jedoch die realen Farbunterschiede auf der Oberfläche von Pluto hervorheben.

Degradiert zum Zwergplaneten

Nach seiner Entdeckung wurde Pluto als neunter Planet des Sonnensystems eingestuft. 76 Jahre lang blieb er das, doch am 24. August 2006 wurde er von der Vollversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) zum Zwergplaneten degradiert. Die Himmelskörper im Sonnensystem sollten eine neue Einteilung bekommen. Es gab unter anderem den Vorschlag, die Zahl der Planeten von neun auf zwölf aufzustocken.

Bereits im 19. Jahrhundert waren im Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter etliche Objekte entdeckt worden, für die auch die Bezeichnung "Kleinplanet" in Frage kam, zum Beispiel Ceres mit fast 1.000 Kilometern Durchmesser. In den 1990er-Jahren wurden zudem im Kuiper-Gürtel jenseits von Neptun und Pluto etliche vergleichbare Objekte entdeckt. Einige von ihnen, wie Eris, Sedna und Xena, erwiesen sich als ähnlich groß wie Pluto. Der IAU schien deshalb eine neue Planeten-Definition nötig.

Die Astronomen einigten sich darauf, dass ein Planet ein Körper ist, der seine Sonne umkreist, genügend Masse für eine Kugelgestalt besitzt und seine Umlaufbahn von kleineren Objekten freigeräumt hat. Dies traf im Sonnensystem nur auf acht Himmelskörper zu: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Bei Pluto und den anderen Zwergplaneten fehlte die letzte der drei Voraussetzungen für den Planetenstatus.

Raumsonde New Horizons flog an Pluto vorbei

Seit dem 14. Juli 2015 weiß die Menschheit deutlich mehr über Pluto. Damals erreichte die NASA-Raumsonde New Horizons den Zwergplaneten. Fast zehn Jahre lang war sie unterwegs gewesen, dann flog sie in nur 12.500 Kilometern Abstand an Pluto vorbei. Die hochauflösenden Fotos ihrer Kamera zeigten eine bizarre Welt mit einer dünnen Stickstoffatmosphäre über Eiswüsten und bis zu 3.500 Meter hohen Bergen. Besonders auffällig war eine helle, herzförmige Region nördlich des Äquators.

Make Pluto Planet again!

Dass Pluto kein Planet mehr sein soll, missfällt vielen Menschen. Auch manche Forscher hadern mit dieser Herabstufung. "Die aktuelle Definition der IAU basiert auf einer Momentaufnahme des Planetensystems, die weder sinnvoll noch wissenschaftlich weiterführend ist", argumentiert der Direktor des Hamburger Planetariums Thomas Kraupe auf dessen Internetseite. "Wir setzen uns dafür ein, dem Forschergeist junger Menschen keinen doch recht willkürlichen Riegel vorzuschieben. Unzählige weitere Planeten jenseits von Pluto warten auf ihre Entdeckung und Erforschung." Kraupe plädiert dafür, innerhalb der Planeten eine Unterklasse der Zwergplaneten zu schaffen, so wie es bereits Gasriesen und Gesteinsplaneten sind.

Auch der Chefwissenschaftler der Pluto-Sonde New Horizons, Alan Stern von der NASA, sähe Pluto gern weiter in der offiziellen Gruppe der Planeten. Und NASA-Chef Jim Bridenstine bekannte unlängst auf dem 70. Internationalen Astronautik-Kongress in Washington: "Ich bin hier als NASA-Chef, um euch zu sagen, dass ich glaube, dass Pluto ein Planet ist, und ich werde auch weiterhin allen sagen, dass Pluto ein Planet ist." Die Erkenntnisse von New Horizons erforderten eine Neubewertung der Einstufung, begründete er seine Haltung.

Farbverstärktes Bild von Pluto, aufgenommen von Raumsonde New Horizons am 14. Juli 2015
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