Der Rhesusaffe Able wird für den Flug ins All am 28. Mai 1959 vorbereitet.
Bildrechte: picture-alliance / akg-images

Der Rhesusaffe Able wird für den Flug ins All am 28. Mai 1959 vorbereitet.

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Vor 60 Jahren flogen die Affen Able und Miss Baker ins All

Die beiden Affendamen Able und Miss Baker waren die ersten Primaten-Astronauten, die lebendig zur Erde zurückkamen. Ihre Mission startete am 28. Mai 1959. Einer der beiden Affen starb wenige Tage nach dem Flug, der andere wurde zum Star.

Juri Gagarin ist 1961 der erste Mensch im All, Neil Armstrong 1969 der erste auf dem Mond. Zehn Jahre vor der ersten Mondlandung schreiben Able, ein Rhesusaffe, und Miss Baker, ein Totenkopfäffchen, Geschichte: Am 28. Mai 1959 werden sie in maßgeschneiderte Raumanzüge und Helmchen gesteckt, in eine Jupiter-Rakete verfrachtet, verkabelt und festgeschnallt. Und dann beginnt der Stress für sie erst richtig: Von Cape Canaveral, Florida, aus rasen sie mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16.000 Kilometern pro Stunde etwa 500 Kilometer hoch in den Weltraum. 15 Minuten dauert ihr Flug insgesamt, davon verbringen sie neun Minuten in der Schwerelosigkeit. Vor Puerto Rico landen sie im Wasser und werden von der US-Marine herausgefischt. Vom Boot aus der erlösende Funkspruch: "Able, Baker: perfekt. Keine Verletzungen oder andere Schwierigkeiten." Die Forscher jubeln: Able und Miss Baker sind die ersten Primaten-Astronauten, die lebendig wieder zur Erde zurückkehren.

Die Affen Able und Miss Baker testen 1959 die Folgen der Schwerelosigkeit

Damit haben die beiden Äffchen ihre Mission erfüllt, stellvertretend für den Menschen die Auswirkung der Schwerelosigkeit zu testen. Verlässliche Daten hierzu waren damals noch Mangelware. Baker stammte aus Peru und war über einen Haustierladen zur NASA gekommen. Sie sei ganz einfach zu halten gewesen, erinnerte sich der Kapitän des Marinebootes, Joseph Guion später: "Sie war wie eine kleine Puppe." Able wurde im US-Bundesstaat Kansas geboren und war laut Guion genau das Gegenteil von Baker: "Man konnte sich ihr nicht nähern."

Bildrechte: picture-alliance / dpa
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Nach seinem Flug ins All am 28. Mai 1959 wird der Affe Able aus seiner Kapsel geborgen.

Affendame Able hält zwei tierische Weltraum-Rekorde

Verkündet wird der Erfolg der beiden Affendamen auf einer Pressekonferenz, bei der die beiden tierischen Stars noch munter herumspringen. Doch zumindest Able bekommt kurz darauf die Konsequenzen ihres außergewöhnlichen Einsatzes zu spüren: Eine Elektrode, die ihr unter die Haut gepflanzt wurde, entzündet sich. Able wird in eine Klinik gebracht und operiert. Sie stirbt am 1. Juni 1959. Posthum wird der Affe für die Ewigkeit präpariert - und wieder in der Röhre festgezurrt, in der er zuvor ins All geflogen war. Das bringt der Affen-Astronautin einen zweiten, allerdings traurigen Rekord ein: Able ist der erste ausgestopfte Weltraumaffe. Im Luft- und Raumfahrtzentrum in Washington kann man der Grande Dame der Tier-Astronauten noch heute die Ehre erweisen.

Affen-Astronautin Miss Baker wird zum Star

Miss Baker kann ihren Ruhm noch länger bei lebendigem Leib genießen: In den folgenden 25 Jahren bekommt sie körbeweise Fanpost, ziert Titelblätter und wird sogar ins Weiße Haus eingeladen. 1984 stirbt sie, mit 27 Jahren, an Nierenversagen. Sie wird auf dem Gelände des Raumfahrt- und Raketenzentrums in Huntsville, Alabama, bestattet. Mehr als 300 Menschen kommen zu ihrer Beerdigung. Die Inschrift ihres Grabsteins erinnert an ihre unfreiwillige Heldentat: "Das erste US-Tier, das ins All geflogen und lebend zurückgekehrt ist, am 28. Mai 1959." Auf Miss Bakers Grab werden bis heute manchmal Bananen abgelegt.

Hündin Laika und die ersten Tiere im All

Bereits 1947 beförderten die USA Fruchtfliegen mithilfe einer V2-Rakete in eine Höhe von 109 Kilometern - laut Definition beginnt der Weltraum bei 100 Kilometern über dem Meeresspiegel. Das erste Tier im All, das in eine Erdumlaufbahn gebracht wurde, war die dreijährige Hündin Laika. Sie wurde von der Sowjetunion am 3. November 1957 zusammen mit dem Satelliten Sputnik 2 in den Weltraum katapultiert, was sie nicht überlebte. Bis 1962 schickte das Land 29 Hunde ins All, neben Laika starben 17 weitere. Katzen, Mäuse, Insekten, Schildkröten, Pflanzen und Mikroben folgten. Die USA machten noch bis 1985 Versuche mit Affen im Weltraum. Auch Kaninchen, Quallen und Spinnen flogen ins All, die in der Schwerelosigkeit ihre Netze spannen. Auf der Internationalen Raumstation ISS waren unter anderem schon Würmer, Schmetterlinge, Fische und Frösche zu Gast.

Tiere im Weltraum sind selten geworden

Die früheren Tierversuche hatten alle ein Ziel: Daten liefern für die bemannte Raumfahrt. "Die Tiere haben ihren Ländern Dienste erwiesen, die kein Mensch übernommen hätte", heißt es bei der NASA. Natürlich gab es heftige Proteste von Tierschützern. Heute sind Tiere im All seltener geworden. Weil man sie mehr achtet - und weil man vieles, zum Beispiel, wie sich ein längerer Aufenthalt im All und die Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper auswirken, mittlerweile an den Astronauten selbst beobachten kann.

Mittlerweile dienen die Astronauten selbst als "Versuchsobjekte"

Astronaut Alexander Gerst zum Beispiel sagte in einem Interview zu seinen Aufenthalten auf der ISS, sie seien selbst "Versuchskaninchen" gewesen. Perfekte Versuchspersonen sind auch die eineiigen Zwillinge und Astronauten Scott und Marc Kelly, die zuletzt im April 2019 zu überraschenden Erkenntnissen beitrugen.