Als erstes privates Raumfahrtunternehmen hat Virgin Galactic am Donnerstag eine bemannte Raumfähre von den USA aus ins All geschickt. Mit dem SpaceShipTwo sind zwei Piloten in eine Höhe von rund 82 Kilometern aufgestiegen. Laut Definition der NASA haben sie damit den Weltraum erreicht. An Bord des Raumflugzeugs konnten die Piloten Rick "CJ" Sturckow und Mark "Forger" Stucky die Schwerelosigkeit spüren und die Erdkrümmung sehen.
Richard Branson hat für Virgin Galactic einen Weltraumbahnhof gebaut
Der britische Milliardär Richard Branson hat Virgin Galactic 2004 gegründet. Sein Ziel ist es, zahlungskräftige Kunden ins All zu befördern. In New Mexico ließ er auf einem rund 70 Quadratkilometer großen Wüstengelände den futuristischen Weltraumbahnhof "Spaceport America" bauen. 2010 wurde die Startbahn eingeweiht, 2011 das Terminalgebäude.
Noch führen die Piloten Testflüge ohne Weltraumtouristen durch
Bislang ließ Virgin Galactic keine Touristen in den Weltraum reisen. Noch finden in der Mojave-Wüste in Kalifornien Testflüge statt. Raumschiffe des Typs SpaceShipTwo starten mithilfe eines Trägerflugzeugs aus der WhiteKnightTwo-Reihe. WhiteKnightTwo ist ein Doppelrumpfflugzeug, besitzt vier Triebwerke und eine Flügelspannweite von fast 43 Metern. Die eigentliche Raumfähre wird in seiner Mitte eingeklinkt.
SpaceShipTwo fliegt mithilfe von WhiteKnightTwo in den Weltraum
Beim Testflug am 13. Dezember 2018 wurde das SpaceShipTwo-Raumschiff namens VSS Unity vom Trägerflugzeug in eine Höhe von 13 Kilometern gebracht und abgekoppelt. Nach dem Zünden der Triebwerke stieg Unity weiter bis auf rund 82 Kilometer Höhe auf. Im Anschluss daran setzte das SpaceShipTwo wieder zum Sinkflug an und landete sicher auf der Landebahn in der Mojave-Wüste. "Wir haben es in den Weltraum geschafft", teilte Enrico Palermo von der Bodenkontrolle mit.
"Der Weltraum ist Virgin-Territorium." Richard Branson, Virgin Galactic-Gründer, am 13.12.2018
Virgin Galactic überholt Blue Origin und SpaceX
Virgin Galactic feiert den Vorsprung vor anderen privaten Raumfahrtunternehmen, wie zum Beispiel Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos oder SpaceX von PayPal- und Tesla-Gründer Elon Musk. Doch Richard Branson erlebte im Vorfeld mit Virgin Galactic und dem SpaceShipTwo auch eine Katastrophe: Am 31. Oktober 2014 stürzte die Raumfähre VSS Enterprise, die Vorgängerin der jetzigen VSS Unity, bei einem Testflug ab und zerschellte am Boden. Der Pilot überlebte schwerverletzt, der Co-Pilot starb.
Fast 700 Privatpersonen wollen mit Virgin Galactic ins All
Bislang haben bereits fast 700 Privatpersonen, darunter viele Prominente wie Angelina Jolie, Justin Bieber und Ashton Kutcher ein Ticket für einen Weltraumflug reserviert. Auch eine Deutsche möchte mit Richard Branson ins All reisen: die Unternehmerin Sonja Rohde aus Hamburg. Ein 90-minütiger Flug mit Virgin Galactic und dem SpaceShipTwo soll 250.000 Dollar, etwa 220.000 Euro, kosten.
NASA gratuliert Virgin Galactic
Seit die NASA 2011 die Space Shuttles eingemottet hat, ist von den USA aus kein bemanntes Raumfahrzeug mehr ins All gestartet. Die Raumfahrtunternehmen NASA und ESA sind derzeit abhängig von der russischen Sojus-Rakete, um Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS zu befördern. Die NASA gratulierte Richard Branson am 13. Dezember 2018 via Twitter: "Glückwunsch an Virgin Galactic für den erfolgreichen Flug von SpaceShipTwo in den Weltraum."