Dozentin Judith Petzke und drei Studierende aus dem Zusatzstudium Antisemitismus an der Uni Würzburg.
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Dozentin Judith Petzke (zweite von links) und drei Studierende aus dem Zusatzstudium Antisemitismus an der Uni Würzburg.

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Universität Würzburg bietet Studiengang zu Antisemitismus an

Seit dem Wintersemester bietet die Universität in Würzburg ein Zusatzstudium zum Thema Antisemitismus an. In Theorie und Praxis sollen die Studiernden lernen, mit dem Hass auf Juden richtig umzugehen. Der Studiengang ist deutschlandweit einmalig.

An der Universität Würzburg gibt es seit dem laufenden Wintersemester neuen Studiengang, der deutschlandweit einmalig ist: Antisemitismuskritische Bildung für Unterricht und Schule. Das Thema ist vor allem nach Anschlägen auf Synagogen, aber auch wegen Vorfällen an Schulen in jüngster Zeit wieder stärker in den Fokus gerückt.

Angebot für Lehramts-Studierende

Seit Mitte Oktober läuft das neue Zusatzstudium Antisemitismus an der Uni Würzburg, aufgebaut auf Modulen. Im ersten Semester gibt es nur Vorlesungen, um eine Grundlage zu schaffen, im zweiten und dritten Semester auch Seminare und Übungen.

Angesiedelt ist die neue Fachrichtung am Lehrstuhl für evangelische Theologie. Bislang wird das Zusatzstudium ausschließlich nur für Lehramtsstudenten angeboten – begleitend zum Hauptstudium für angehende Lehrer, die ihr Wissen später dann an Gymnasien, Realschulen oder Mittelschulen anwenden können.

Die Regelstudienzeit beträgt drei Semester. Danach bekommen die Absolventen das sogenannte ZABUS. Das Zertifikat Antisemitismuskritische Bildung für Unterricht und Schulen.

Wichtiger Beitrag zur Prävention

Das Zusatzstudium in Würzburg soll einen wichtigen Beitrag zur Prävention leisten. Das heißt, es liefert Handlungsempfehlungen, bevor es zu Auseinandersetzungen oder sogar Übergriffen kommt. Also mit welchen pädagogischen Ansätzen man Antisemitismus in Schulen begegnen kann.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, begrüßt das neue Angebot. Die frisch ausgebildeten Lehrer seien zwar fit in ihrem jeweiligen Fachgebiet, aber mit Problemen wie Antisemitismus könnten sie nicht umgehen.

Denk- und Handlungsmuster aufbrechen

In dem neuen Studiengang geht es darum, antisemitische Denk- und Handlungsmuster zu identifizieren, zu reflektieren und abzubauen, heißt es vom Lehrstuhl. Dabei komme es durchaus auch vor, dass sich Studierende selbst Vorwürfe gefallen lassen oder ihr Verhalten überdenken müssen. Deshalb sind Seminare und Übungen an der Uni genau der richtige Rahmen dafür. Im ersten Semester ist der Studiengang noch auf 30 Teilnehmer limitiert. Die Studierenden konnten sich bewerben und wurden per Losverfahren ausgewählt. Die Kapazität soll in den nächsten Jahren aber ausgebaut werden.

Außerdem soll im April noch ein weiterer Studiengang kommen. In Würzburg wird ab April ein Lehrstuhl für jüdische Studien eingerichtet, der an der philosophischen Fakultät angesiedelt ist, aber interdisziplinär arbeitet.

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