Ein Kind und eine erwachsene Frau sind im Anschnitt zu sehen. Sie bauen einen Turm aus magnetischen Bausteinen.
Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Christin Klose

Kinderbetreuung, Bildung und Einkommen: Laut einer neuen Studie beeinflussen sich diese Faktoren gegenseitig.

  • Artikel mit Audio-Inhalten

Studie: Wie bildungsferne Familien an Betreuungsplätze kommen

Eine neue Studie belegt: Bildung und Kinderbetreuung hängen zusammen. Eltern mit niedrigeren Schulabschlüssen tun sich demnach schwerer, einen Kita-Platz für ihre Kinder zu bekommen. Doch schon wenig Unterstützung kann viel bewirken.

Familien mit einem vergleichsweise niedrigen Schulabschluss tun sich schwerer, einen Kita-Platz zu bekommen. Dabei würden sie genau von der Betreuung profitieren, denn wenn Mütter länger arbeiten, verringert sich der Einkommensunterschied zu den Vätern. Das zeigt eine aktuelle Studie. Sie zeigt auch: Schon ein wenig Unterstützung hilft, wenn es um die Bewerbung um einen Kita-Platz geht.

An der Studie waren das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Technische Universität München (TUM), die Universität Augsburg und das ifo Institut beteiligt. Die Studie wurde noch nicht von unabhängigen Wissenschaftlern desselben Fachgebiets bewertet.

So hängen Bildung und Kinderbetreuung zusammen

Auffällig sei, dass Eltern mit niedrigerem Abschluss deutlich seltener Betreuungsangebote für Kinder bis drei Jahren wahrnähmen als Eltern mit höheren Abschlüssen. "Ein wichtiger Grund für diese Ungleichheit ist die komplizierte, dezentralisierte und vielfach intransparente Vergabe der Kita-Plätze. Höher gebildete Eltern haben hier Vorteile, weil sie oft mehr Wissen und Ressourcen haben, um das Anmeldeverfahren erfolgreich zu durchlaufen", sagt Henning Hermes von der Universität Düsseldorf.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben deshalb untersucht, ob bildungsferneren Familien der Zugang zu Kita-Plätzen erleichtert werden kann und ob Frauen dadurch bei Arbeitszeit und Einkommen profitieren. Sie befragten zunächst mehr als 600 Familien mit Kindern unter einem Jahr. Anschließend sah ein Teil der Eltern ein vierminütiges Informationsvideo. Außerdem bekamen sie das Angebot, bei der Kita-Bewerbung von Studierenden unterstützt zu werden. Ein halbes Jahr und anderthalb Jahre später wurden die Familien erneut befragt.

So haben die unterstützten Familien profitiert

Das Ergebnis: Der Anteil der Familien mit einem Kita-Platz war unter den bildungsferneren Familien, denen bei der Bewerbung geholfen worden war, um rund zwei Drittel größer. Zudem arbeiteten Mütter, denen bei der Kita-Bewerbung geholfen wurde, rund zweieinhalb Mal so häufig mindestens 30 Stunden pro Woche wie Mütter, die nicht unterstützt wurden. In den unterstützten Familien war zudem die Wahrscheinlichkeit einer Rollenverteilung, bei der der Vater Vollzeit und die Mutter Teilzeit arbeitet, um 20 Prozent geringer. Das Einkommen der arbeitenden Mütter war um 22 Prozent höher, das Haushaltseinkommen dadurch um zehn Prozent höher. Bei Familien mit höherem Bildungsabschluss hatte die Unterstützung bei der Kita-Bewerbung dagegen keine Effekte – weder auf die Kita-Betreuung noch auf Arbeitszeiten oder Einkommen der Mütter.

Studie: "Kita-Betreuung führt zu mehr Gerechtigkeit"

"Ein besserer Zugang zu Kita-Betreuung führt zu mehr Gerechtigkeit – sowohl zwischen höher und niedriger gebildeten Familien als auch innerhalb der Familien zwischen Vätern und Müttern. Das gilt für die Aufteilung der Betreuungszeiten genauso wie für die Arbeitszeiten und das Einkommen", sagt Prof. Dr. Philipp Lergetporer von der Technischen Universität München (TUM).

Um diese Ziele zu erreichen, sei nur wenig Aufwand nötig – die Studierenden halfen den Familien im Mittel lediglich anderthalb Stunden. "Noch sinnvoller wäre es allerdings", betont Prof. Dr. Simon Wiederhold von der KU Eichstädt-Ingolstadt, "die Bewerbungsverfahren so stark zu vereinfachen und die Zahl der Kita-Plätze so zu erhöhen, dass gar keine Unterstützung von außen mehr nötig ist."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!