Störche bei Flugversuchen 2018

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Störche genießen den trockenen Sommer

Wochenlang hat es in vielen Regionen Deutschlands nicht oder nur wenig geregnet. Obwohl Störche gerne Regenwürmer fressen, ist der Stelzenvogel nicht in Gefahr. Er hat längst Nahrungsalternativen gefunden.

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Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Viele Storchenexperten machten sich wegen der langanhaltenden Trockenheit in vielen Regionen Deutschlands schon Sorgen um den Storchennachwuchs im Jahr 2018. Ihre Befürchtung: Fehlende Nahrung könnte dazu führen, dass die sogenannten Altvögel ihre Jungtiere aus dem Nest werfen.

Zahl der Brutpaare bleibt konstant

Nun gab Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut in Bergenhusen (Schleswig-Holstein), ebenfalls Storchexperte, Entwarnung: In diesem Jahr gebe es in Deutschland ungefähr wieder so viele Brutpaare wie im Vorjahr, gab er in einer Mitteilung, die vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) veröffentlicht wurde, bekannt.

Im Jahr 2017 brüteten nach Angaben Thomsens hierzulande 6.914 Storchenpaare - die meisten in Brandenburg (1.274), Baden-Württemberg (1.104) und Niedersachsen (908). Wie viele Brutpaare sich insgesamt 2018 in Deutschland niedergelassen haben, zeigt sich erst Anfang 2019. Die Zahlen sammeln ehrenamtliche Mitarbeiter der Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im Nabu.

Trotz Trockenheit reichhaltiges Nahrungsangebot für Störche

Zwar seien zunächst wegen der Trockenheit auch ein paar Junge gestorben, aber insgesamt habe sich das Wetter eher positiv auf den Bruterfolg ausgewirkt, sagte der Storchexperte. Der Grund hierfür ist Thomsen zufolge, dass Störche nicht zwangsläufig auf Regenwürmer angewiesen seien, die sich bei Trockenheit eher in tiefere Bodenschichten verziehen.

Auch bei warmem Wetter gebe es für Störche ein reichhaltiges Nahrungsangebot: "Grundsätzlich gibt es ja auch Störche in Spanien, Marokko, Algerien und Tunesien, also in Lebensräumen, die durchaus erheblich trockener sind, und dann finden sie entsprechend dort Heuschrecken und Insekten​", resümiert Thomsen.

Störche brauchen im Sommer nicht mehr so viel Futter

Für das Jahr 2018 sieht Thomsen auch deshalb den Storchennachwuchs nicht mehr in Gefahr, weil die Jungtiere - anders als in der Zeit nach dem Schlüpfen, in der Tiere bis zu einem Kilogramm Nahrung pro Tag vertilgen - im Sommer nicht mehr ganz so viel Futter brauchen. Können Störche nicht genug Nahrung für alle ihre Jungen auftreiben, kommt es durchaus vor, dass sie das Kleinste aus dem Nest werfen.

Zwei Junge pro Storchenpaar sichern Bestand

Pro Jahr muss ein Storchenpaar zwei Junge durchbringen, um seinen Bestand aus eigener Kraft, also ohne Zuzug von Störchen aus anderen Gebieten, zu sichern. Auch hier ist Thomsen für 2018 zuversichtlich und rechnet mit einem größeren Bruterfolg als im vielerorts verregneten Frühsommer.

Mehr Störche im Westen, weniger im Osten

Während der Bestand der Störche im Jahr 2018 gegenüber 2017 nach Meinung des Storchexperten Thomsen gleich groß bleibt, hat sich in den vergangenen Jahren aber die Verteilung der Vögel im Bundesgebiet geändert. So ging in Mecklenburg-Vorpommern der Bestand der Störche von 2004 bis 2017 von 1.142 auf 699 Tiere zurück. In den westlichen Bundesländern wurden laut Thomsen im gleichen Zeitraum hingegen Zuwächse verzeichnet.

Die Ursache ist laut Thomsens ein verändertes Flugverhalten der Vögel: Störche, die auf westlichen Routen gen Süden fliegen, können in Spanien und Portugal überwintern. Tiere, die vom Osten aus über Afrika in ihre Winterquartiere fliegen, sind dagegen wesentlich größeren Risiken ausgesetzt.