Stamm und Blätter einer der vier in Südafrika vorkommenden Podocarpus-Arten.
Bildrechte: Patrick Schmidt, Archäologe der Uni Tübingen

Stamm und Blätter einer der vier in Südafrika vorkommenden Steineiben-Arten. Durch sie haben Steinzeitmenschen zufällig einen Kleber entdeckt.

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Schon Steinzeitmenschen haben Superkleber hergestellt

Steinzeitmenschen kamen durch das Anzünden von Steineiben darauf, dass sich eine klebrige Masse entwickelte. Diese war ihnen bei der Herstellung von Werkzeugen nützlich. Eine Art Superkleber war erfunden, den es in der Natur noch nicht gab.

Über dieses Thema berichtete BR24 Wissen kompakt am .

Viele Erfindungen werden durch Zufall erdacht oder entdeckt. Im Falle des Steinzeitklebers könnte das ebenso gewesen sein: Steinzeitmenschen haben vor rund 100.000 Jahren in Südafrika einen Superkleber, nämlich Holzteer, entdeckt. Vermutlich zufällig, nachdem sie mit einem Zweig der Steineibe ein Feuer angezündet haben, sagt Patrick Schmidt, Archäologe der Uni Tübingen, der das Ganze untersucht hat:

"Wenn Sie dann diesen Wedel, der noch brennt, zur Seite legen, wenn Sie ihr Feuer damit angezündet haben, kann es sein, dass er neben eine glatte Steinoberfläche fällt und Sie am nächsten Tag entdecken: Da ist irgendetwas passiert, und Sie fassen es an, und das klebt dann, und das ist unser Steineiben-Teer. Und daraus können Sie dann halt diese Assoziation ableiten: Man kann durch diese Technik einen Klebstoff aus der Steineibe herstellen." Patrick Schmidt

Flexible Einsatzmöglichkeiten für den neuen Stoff

Letztlich ist dieser dann an einem überhängenden Stein entstanden, an dem das Gas des verbrannten Holzes kondensiert ist und der deutlich besser klebte als alles andere, was damals benutzt wurde - vom Harz bis zum Kautschuksaft. Das haben die Tübinger Forscher selbst in Versuchen nachgestellt.

Benutzt wurde der Kleber zum Beispiel für Werkzeuge aus mehreren Materialien, Schabe, Hölzer, Speere, die dann an der Seite mit Steinklingen sogenannten Armaturen versehen wurden, die dann aus diesem Holzspeer eine bessere, eine effektivere Waffe gemacht haben, so Schmidt.

Der erste Kunststoff der Geschichte

Ein ähnliches Verfahren haben auch schon die Neandertaler mit Birkenholz entwickelt beziehungsweise entdeckt. Diese Kleber gelten als die ersten Kunststoffe der Menschheit - Materialien, die es vorher in der Natur nicht gegeben hat.

Das sei so eine Art Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte, sagt Patrick Schmidt, weil irgendwann der Mensch aufgehört hat zu akzeptieren, was die Natur ihm bietet, und dann aber angefangen hat, ganz gezielt die Natur zu verändern, um neue Substanzen herzustellen, die ihm sonst nicht zur Verfügung stehen und die Eigenschaften haben, die er will.

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