Zauneidechsen
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Zauneidechsen - paarungsbereites grünes Männchen und braunes Weibchen

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Staunen über die Zauneidechse - Reptil des Jahres 2020

Die Zauneidechse wurde am 5. Dezember 2019 zum Reptil des Jahres 2020 gekürt. Ein paar erstaunliche Fakten über die streng geschützte heimische Echse, die stammesgeschichtlich näher mit den Vögeln als den Lurchen verwandt ist.

  • Tückische Verwandtschaftsverhältnisse: Auch wenn die Zauneidechse (Lacerta agilis) stammesgeschichtlich nicht mit den Lurchen verwandt ist, sieht sie einem Salamander vom Körperbau her recht ähnlich. Während der Salamander wie Frösche, Unken, Kröten und Molche zu den Amphibien gehört, ist die Zauneidechse ein Reptil, wie Schlangen, Echsen, Schildkröten und Krokodile.
  • Komische Nase: Wie es sich für ein Mitglied der Familie der Echten Eidechsen gehört, hat die Zauneidechse eine gegabelte Zunge. Sie ist der Echse Tast- und Sinnesorgan gleichzeitig. Die Zauneidechse riecht nämlich mit dem Gaumen und das geht so: Das Tier nimmt Duftstoffe mit der Zunge auf und leitet sie zu einem speziellen Geruchsorgan, das Jakobson-Organ genannt wird, an den Gaumen weiter. So informiert sich die Echse über ihre Beute und weiß, ob sie Heuschrecken, Schmetterlinge, Käfer, Spinnen, Hummeln oder Bienen vor der Nase hat.
  • Der Schwanz-Trick: Ist die Zauneidechse selbst die Beute und wird gejagt, hat sie einen Trick auf Lager. Sie kann ihren Schwanz an bestimmten Sollbruchstellen abwerfen. Das abgeworfene zuckende Schwanzende soll Fressfeinde ablenken und verwirren, während die Zauneidechse schnell flüchtet. Der Schwanz wächst innerhalb weniger Monate nach, aber ohne Knochengerüst. Die Eidechse ist dann nicht mehr so schnell wie vorher. Da der Schwanz ein lebenswichtiges Fettdepot enthält, sollte eine Zauneidechse ihn tunlichst nicht vor der Winterstarre abwerfen.
  • Zauneidechsen haben das "dritte Auge": Es sitzt oben auf dem Eidechsen-Schädel und ist eine Öffnung mit einer lichtdurchlässigen Schuppe darauf. Damit können sie hell und dunkel sowie Bewegungen wahrnehmen. Wird es am helllichten Tag plötzlich dunkel, weiß die Echse, dass wahrscheinlich ein Feind naht und kann schnell weglaufen. Fressfeinde der Zauneidechse sind: Marder, Füchse, Schlangen, Vögel und auch Hauskatzen. Sie fressen keine Eidechsen, töten sie aber meist beim Jagen.
  • Die Zauneidechse hat die Krallen schön: Zauneidechsen haben lange Krallen an den Fingern. Dadurch können sie so flink über Mauern und Steine klettern.
  • Hochzeit in Grün: Zauneidechsen verpaaren sich nicht in weiß, sondern das Männchen trägt immer zur Paarungszeit grün an Körper-, Kopf- und/oder Bauchseiten. Das Weibchen ist immer bräunlich.
  • Zauneidechsen sind Rabeneltern: Das Männchen schert sich nicht um den Nachwuchs und das Weibchen findet, ihre Pflicht ist getan, wenn sie 5-15 Eier in einer Sandgrube abgelegt hat. Für das Ausbrüten ist die Sonne zuständig. Je nach Temperatur kann das 30 bis 100 Tage dauern. Sind die Jungtiere geschlüpft, können sie froh sein, wenn ihre Eltern sie nicht auffressen.
  • Zauneidechsen sind Sonnenanbeter: Eidechsen sind wechselwarme Tiere, die von ihrer Umgebungstemperatur abhängig sind. Kraft tanken sie in der Sonne. Im Herbst fahren die Tiere ihren Stoffwechsel herunter und fallen im Winter in Winterstarre. Vor Austrocknung schützt Zauneidechsen ihre Haut. Sie ist mit Hornschuppen bedeckt.
  • Zauneidechsen sind das Auto von Zecken: Zecken nutzen Zauneidechsen als Transportmittel. Das hat auch für uns Menschen einen Nutzen: Saugen einheimische Zecken, die mit Borrelien infiziert sind, in jungen Jahren Eidechsenblut, werden sie borrelienfrei und können keine Borreliose mehr übertragen.
  • Zauneidechsen stehen auf der Vorwarnliste: Ihre Bestände sind zurückgegangen, vor allem im Norden Deutschlands. Zauneidechsen gelten noch nicht als gefährdet, stehen in Deutschland aber auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Das liegt zum Beispiel daran, dass ihr Lebensraum abnimmt und auch ihr Futter immer weniger wird aufgrund des Insektensterbens. Oft blockieren die streng geschützten Tiere Bauvorhaben. Für das Bahnprojekt "Stuttgart 21" wurden mehr als 100 Tiere umgesiedelt. Sie haben nicht überlebt.
  • Eidechsenfreundlicher Garten: Wer Zauneidechsen verlorenen Lebensraum zurückgeben will, setzt auf naturnahe Gärten, bunte Wiesen, viele verschiedene Insektenarten, lichte Stein- und Holzhaufen sowie Sandplätze zur Eiablage.

[Quelle: Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT), Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), Amphibien- und Reptilienschutz aktuell/Nabu, DB Projekt Stuttgart-Ulm]