Rund ein Dreivierteljahr, nachdem die Sonde "Hayabusa 2" den Asteroiden Ryugu erreicht hatte, sind die ersten Daten ausgewertet worden. Dabei zeigt sich, dass der rund drei Milliarden Kilometer von uns entfernte Asteroid eine extrem trockene und vor allem poröse Oberfläche hat. Das hat die Forscherinnen und Forscher überrascht. Viele Asteroiden enthalten Eis, sind "dreckige Schneebälle", die in großen Bahnen durchs Weltall fliegen.
"Es ist ein Schutthaufen, der nur durch seine eigene Gravitation zusammengehalten wird." Prof. Rolf Jaumann, Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum, Berlin
Ob Ryugu auch im Inneren so locker ist, lässt sich bislang noch nicht sagen. Klar ist aber: Der Asteroid ist kein Festkörper, er hat zum Beispiel keinen Eisenkern.
Poröser Kreisel aus trockenem Gestein
Ryugu ist auch besonders geformt: An den Polen ist er abgeflacht und um seine Äquatorialebene zieht sich ein Wulst, wie bei einem Kreisel. In seiner Entstehungsphase könnte sich der Geröllhaufen schnell um sich selbst gedreht haben. Und zwar doppelt so schnell wie heute.
Zwei andere Studien beschäftigen sich mit der Entstehungsgeschichte des Asteroiden. Dabei konnten sie zeigen, dass die gesamte, dunkle Oberfläche aus Mineralien besteht, die über den ganzen Asteroiden verteilt gleichförmig aussehen und ausgetrocknet sind. Stellt sich die Frage, wie es dazu kam. Eine Vermutung könnte sein, dass schon der "Mutterkörper" ausgetrocknet gewesen ist.
Zerbrochener "Mutterkörper" bildete Asteroiden Ryugu
Bei Asteroiden wie Ryugu gehen die Forscher momentan davon aus, dass sie aus Staub und Geröll entstanden sind - nachdem ein größerer und vor allem älterer Körper, der sogenannte "Mutterkörper" zerbrochen ist. Die Daten von Hayabusa 2 legen nahe, dass das bei Ryugu ebenfalls der Fall gewesen ist, eben, weil die Oberfläche des Asteroiden so gleichförmig ist. Und das bedeutet: Auch der ursprüngliche Körper muss schon staubtrocken gewesen sein.
"Ryugus farblich homogene Oberfläche deutet darauf hin, dass eine teilweise Austrocknung des 'Baumaterials' schon auf dem Mutterkörper, zum Beispiel durch die Hitze aus dem radioaktiven Zerfall von 26Aluminum stattfand." Dr. Thomas Müller, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching
Im April steht die nächste Phase der Mission an. Mit einem Projektil soll ein kleiner Krater in die Oberfläche des Asteroiden geschossen werden. So wollen die Forscherinnen und Forscher herausfinden, wie es genau im Inneren des Asteroiden Ryugu aussieht.
"Die Zusammenarbeit mit den japanischen Kollegen ist sehr gut. Die sind sehr pragmatisch und denken sehr konkret darüber nach, wie sie ihren Erfolg haben können. Was die da alles machen ist fantastisch, das ist schon die hohe Kunst." Prof. Rolf Jaumann, DLR Berlin
Hayabusa-2-Mission erfolgreich
Bislang ist die Hayabusa-2-Mission ein voller Erfolg. Im Februar wurden schon zwei Proben von der Oberfläche genommen, der europäische Lander MASCOT hat seine Aufgaben erfüllt und auch die japanischen MINERVA-Landeeinheiten sind sicher auf der Oberfläche gelandet. 2020 soll Hayabusa-2 mit Proben des Asteroiden zurück zur Erde kommen.
Zeitgleich mit der Hayabusa-2-Mission der japanischen Raumfahrtagentur läuft übrigens eine ähnliche Mission der NASA. Dabei wird der Asteroid "Bennu" untersucht.