Was stimmt von den Behauptungen rund um Smart Meter? Das große #Faktenfuchs-FAQ. (Symbolbild)
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Was stimmt von den Behauptungen rund um Smart Meter? Das große #Faktenfuchs-FAQ. (Symbolbild mit einem französischen Smart Meter)

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#Faktenfuchs: Die häufigsten Behauptungen zu Smart Metern

"Teurer, unsicher, Stromabschaltung durch die Hintertür": Über moderne Stromzähler, auch "Smart Meter" genannt, kursieren einige Behauptungen. Manche sind fundiert, andere nicht. Der #Faktenfuchs ist dem in einem FAQ nachgegangen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Darum geht’s:

  • Mittelfristig sollen in Deutschland viel mehr intelligente Stromzähler verbaut werden, sogenannte Smart Meter.
  • Smart Meter werden von Experten als Voraussetzung für das zukünftige Stromnetz gesehen.
  • Die Behauptungen, dass mit Smart Metern der Stromverbrauch flächendeckend überwacht werden solle, ist eine Falschinterpretation.

Bisher ist er noch selten in Deutschland, doch wenn es nach der Bundesregierung geht, sollen es in deutschen Haushalten schnell mehr werden: Die Rede ist von einem intelligenten Stromzähler, dem sogenannten Smart Meter. Anfang des Jahres verabschiedete das Kabinett einen Gesetzentwurf, mit dem das bereits bestehende "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende" überarbeitet wird. Für bestimmte Stromverbraucher werden Smart Meter dann Pflicht.

Heute soll das neue Gesetz in erster Lesung im Bundestag debattiert werden. Auf diese Nachricht hin tauchten im Internet einige Behauptungen und Mutmaßungen rund um Smart Meter auf: Zum Beispiel die, dass Smart Meter überhaupt keinen Nutzen hätten oder ein Instrument zur Überwachung der Bürger seien. Teilweise wird dabei ein Mittel benutzt, das typisch für Desinformation ist: Der Generalverdacht. Seriösen und offiziellen Quellen wird konsequent misstraut. Dieser #Faktenfuchs überprüft die häufigsten Behauptungen zu Smart Metern.

Was sind Smart Meter?

Der englische Begriff "Smart Meter" bedeutet auf deutsch "intelligenter Zähler". Damit ist aber nicht nur ein Stromzähler gemeint. Denn ein Smart Meter besteht aus zwei Teilen: Einem digitalen Stromzähler, der den Verbrauch detailliert erfassen und darstellen kann, und einem sogenannten Smart-Meter-Gateway.

Das ist vereinfacht gesagt ein Gerät zur Kommunikation. Das Smart-Meter-Gateway ist die technische Voraussetzung, damit Stromverbraucher und Stromerzeuger mit den Betreibern der Stromnetze und den Energielieferanten Daten austauschen können.

Weshalb gibt es Smart Meter?

Smart Meter werden von der Bundesregierung und von Fachleuten als wichtige Voraussetzung für die Energiewende gesehen. Da die erneuerbaren Energien einen immer größeren Anteil am Strommix ausmachen sollen, wird die gesamte Stromproduktion nicht mehr so regelmäßig ablaufen wie noch zu Zeiten von Kohle, Gas und Kernkraft. Im Winter ist es dunkler, an manchen Tagen weht kein Wind.

Außerdem wird die Energieerzeugung dezentraler, zum Beispiel weil private Haushalte sich Photovoltaik (PV-) Anlagen anschaffen. Durch E-Mobilität und Wärmepumpen kommen außerdem neue Stromverbraucher hinzu. "Das heißt, wir haben ein anderes Stromsystem gegenüber der Welt von davor", sagt beispielsweise Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Künftig sollen deswegen Stromerzeuger und Stromverbraucher besser miteinander verknüpft sein und digital kommunizieren können. Das Stromnetz der Zukunft nennt man deswegen auch "intelligentes Netz" oder auf englisch "Smart Grid". Smart Meter, die auf deutsch auch "intelligentes Messsystem" genannt werden, seien für dieses intelligente Netz die Grundlage, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium. Man müsse damit Angebote und Verbräuche so anpassen, dass sie möglichst zusammenfallen, argumentiert Wirtschaftsminister Habeck.

Über Smart Meter könnten Stromnetzbetreiber deswegen in der Zukunft das Netz leichter stabil halten. Zum Beispiel, indem der Netzbetreiber stromerzeugende Photovoltaikanlagen oder stromverbrauchende Wallboxen für E-Autos an- und abschalten kann, erklärt Manuel Lösch. Er forschte am FZI Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe an IT-Lösungen für das Energiesystem und widmet sich mittlerweile auch mit seinem Start-up InnoCharge dem Thema.

Lösch sagt, die ferngesteuerte Regelung sei in manchen Fällen notwendig, damit das Stromnetz nicht überlastet wird: "Die berühmte Zahnarzt-Allee wird oft als Beispiel gebracht, wo alle einen Tesla haben. Und wenn die abends nach Hause kommen um 18:00 Uhr und einstecken, dann muss eben der Netzbetreiber darauf aufpassen, dass nicht alle gleichzeitig laden."

Wer bekommt in Zukunft einen Smart Meter eingebaut?

Bis 2032 sollen laut Gesetz folgende Stromverbraucher einen Smart Meter erhalten: Kunden mit einem Jahresverbrauch von mehr als 6000 kWh und Stromerzeuger mit einer Anlage (zum Beispiel PV-Anlage) mit mehr als sieben kW installierter Leistung. Der Durchschnittsverbrauch der deutschen Haushalte mit drei oder mehr Personen lag in den letzten zehn Jahren bei circa 5000 kWh. Auch Kunden mit einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung wie einer Wallbox oder Wärmepumpe sollen einen Smart Meter bekommen.

In Deutschland regelt bisher das erwähnte "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende", an welchen Messstellen ein Smart Meter eingebaut wird. Der #Faktenfuchs bezieht sich aber in diesem Text auf die Vorgaben der Gesetzesnovelle, da sie noch in diesem Jahr beschlossen werden soll.

Für den Einbau, Betrieb und die Wartung der Smart Meter sind die sogenannten Messstellenbetreiber zuständig. Das sind in der Regel die Betreiber des Stromnetzes vor Ort, erklärt die Bundesnetzagentur auf ihrer Webseite.

Der Großteil der deutschen Privathaushalte liegt derzeit unterhalb der vorgesehenen gesetzlichen Pflichtgrenzen. In Zukunft könnten aber weitere Haushalte dazukommen, wenn mehr und mehr Wärmepumpen und E-Autos angeschafft werden. Aber: Auch ein Single-Haushalt mit geringem Stromverbrauch könnte unter Umständen auf Smart Meter umgerüstet werden. Denn die Gesetzesnovelle sieht vor, dass der Messstellenbetreiber auch bei geringeren Stromverbräuchen Smart Meter einbauen kann - sofern er das möchte. "Entscheidet sich der Messstellenbetreiber für diesen optionalen Einbau, ist diese Entscheidung für Sie als Kunde bindend und Sie müssen den Einbau dulden", schreibt die Bundesnetzagentur.

Sind Smart Meter teurer als bisherige Stromzähler?

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Eine gängige Behauptung über Smart Meter ist: Sie kosten im Betrieb mehr als die bisherigen analogen Stromzähler.

Eine gängige Behauptung über Smart Meter ist: Sie kosten im Betrieb mehr als die bisherigen analogen Stromzähler. Das ist richtig. Die Aussage, dass sie darüber hinaus nichts leisten, ist aber eine Falschinterpretation.

Die höheren Kosten liegen zum Teil daran, dass ein Smart Meter mehr Strom verbraucht. Bei einem herkömmlichen analogen Stromzähler gehe man von etwa acht kWh pro Jahr aus. Bei einem Smart Meter kämen die Untersuchungen noch auf sehr unterschiedliche Werte, sagt Henning Herbst vom Verbraucherzentrale Bundesverband im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. "Aber man kann davon ausgehen, dass es in etwa 25 bis 50 kWh im Jahr sind."

Laut Umweltbundesamt hat sich bei Untersuchungen von in den USA produzierten Smart Metern ein Verbrauch zwischen circa 13 und 16 kWh ergeben. Das Amt schreibt in einer Veröffentlichung zu Smart Metern: "Der Verbrauch des Smart Meters ist zum Teil abhängig vom Anwendungsfall und den dafür notwendigen Datenmengen."

Allerdings bestimmt nicht nur der Stromverbrauch die Höhe des sogenannten Messentgeltes. Das ist die Summe, die der Messstellenbetreiber für den Betrieb des Zählers verlangen kann. Kosten für Ablesung, Wartung und Installation fließen dort ebenfalls ein. Ein herkömmlicher analoger Stromzähler kostete im Jahr 2022 durchschnittlich 13 Euro brutto, rechnete die Verbraucherzentrale für das Bundesland Nordrhein-Westfalen vor.

In Zukunft sollen die Messentgelte für die neuen Smart Meter gedeckelt werden. Für die meisten privaten Haushalte darf das Messentgelt dann höchstens 20 Euro betragen. Henning Herbst sagt: "Das ist schon mal ein sehr großer Fortschritt. Da kommen wir in den Bereich, wo sich die Nutzung für Verbraucherinnen un Verbraucher lohnen kann." Mit Smart Metern könne man nämlich potenziell auch sparen.

Nützen Smartmeter dem einzelnen Verbraucher überhaupt etwas?

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Neben den Betriebskosten wird immer wieder der generelle Nutzen von Smart Metern für den einzelnen Verbraucher verneint.

Neben den Betriebskosten wird immer wieder der generelle Nutzen von Smart Metern für den einzelnen Verbraucher verneint. Die Frage lässt sich allerdings derzeit nicht komplett bejahen oder verneinen.

Smart Meter bieten in der Theorie ein Werkzeug, mit dem sich einfacher Strom einsparen lässt als mit einem herkömmlichen Zähler, sagen die Gerätehersteller aber auch Experten. Der Grundgedanke: Wenn Smart Meter erst einmal erheben und festhalten, wie viel Strom ein Haushalt verbraucht, dann kann der Einzelne seinen Verbrauch besser überblicken und steuern.

"Wichtig für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist die Visualisierung", sagt Henning Herbst vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Über Webseiten oder Apps wird der Verbrauch grafisch dargestellt. Mit diesen Informationen könne man nachvollziehen, mit welchen Geräten zu welchen Uhrzeiten oder an welchen Tagen man besonders viel Strom verbrauche. Dann könne man sparen, indem man manche Geräte abschalte oder in den Stand-by-Modus versetze, sagt Herbst.

Soweit die Theorie. Die Wissenschaftlerin Astrid Aretz vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung hat im Rahmen des Projekts "Detective" erforscht, wie viel sich tatsächlich durch Smart Meter einsparen lässt. Dabei betrachteten sie und ihr Team insgesamt 1.600 deutsche Haushalte, die Smart Meter installiert hatten und ihre Verbrauchsdaten teilten. Das Ergebnis: So einfach ist es in der Praxis nicht.

Die Teilnehmer konnten ihren Stromverbrauch auf dem Handy nachverfolgen. Die Zusammenstellung der Teilnehmer sei nicht repräsentativ, sagt Aretz im Gespräch mit dem #Faktenfuchs, da sie sich aktiv auf das Projekt beworben hatten. "Das heißt, da setze ich jetzt mal eine gewisse Motivation voraus, dass sich diese Menschen mit dem Stromverbrauch auseinandersetzen wollen."

Deswegen erstaunte sie das Ergebnis: Bei einem Drittel der Haushalte änderte sich fast nichts, beim Rest hielten sich Stromeinsparung und Mehrverbrauch die Waage. "Gemittelt über alle Haushalte bedeutet dies: Es konnte keine nennenswerte Verbrauchsänderung festgestellt werden", schrieb Aretz in ihrer Auswertung. Dieses Ergebnis decke sich aber mit einer ähnlichen Studie aus den Niederlanden, sagt Aretz dem #Faktenfuchs. Das Projekt sei aber nicht darauf angelegt gewesen, mögliche Ursachen zu untersuchen.

Die Schlussfolgerung, die Aretz zieht: Verbraucher müssten besser beraten und ihnen müsse besser geholfen werden, damit sie mit einem Smart Meter auch Strom einsparen könnten. "Gerade bei den Verbrauchern mit einem sehr hohen Verbrauch fehlt es noch an Hilfestellung, um sie wirklich besser zu begleiten, um auch Energiefresser im Haushalt ausfindig zu machen", sagt Aretz.

Sparen mithilfe dynamischer Stromtarife?

Weitere Einsparungen versprechen die sogenannten dynamischen Stromtarife. Die müssen nach der Gesetzesnovelle alle Stromversorger ab 2025 verpflichtend anbieten, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium in einer Pressemitteilung. Dadurch könnten Verbraucher den Strombezug in kostengünstigere Zeiten verlagern. Die Grundidee: Der Strompreis für den Kunden kann sich schlagartig ändern. Wird zum Beispiel an einem sonnigen Juli-Mittag oder einem stürmischen Novembertag besonders viel Strom durch Sonnen- oder Windenergie erzeugt, wird dieser dem Verbraucher günstig angeboten.

Über den Smart Meter erfährt der Kunde davon. Er kann dann seine elektrischen Geräte einschalten, wenn der Strom besonders billig ist. Oder er programmiert etwa seine Wallbox so, dass diese nur bei bestimmten Tarifen das E-Auto lädt. Henning Herbst vom Verbraucherzentrale Bundesverband sagt: "Im klassischen Haushalt gibt es Verbrauchsgeräte, die am Haushalts-Stromverbrauch relativ hohen Anteil haben. Das sind zum Beispiel Waschmaschine und Spülmaschine. Die Nutzung dieser Geräte könnte man dann in preisgünstige Zeitfenster legen und dadurch gewisse Einsparungen erzielen."

Weil die Waschmaschinenladung nicht immer warten kann, ist das Sparpotenzial natürlich nicht unendlich, schätzt Herbst: "Man wird sicherlich nicht 50 Prozent seiner Stromrechnung durch diese Tarife einsparen können." Bei Haushalten mit Wärmepumpe und Wallbox sei aber ein "signifikanter" Kostenanteil möglich.

Ein anderer möglicher Vorteil für die Verbraucher sind laut Herbst genauere Abrechnungen. Wenn der Smart Meter regelmäßig die Daten an den Stromlieferanten sendet, kann dieser zum Beispiel für jeden Monat die jeweils passende Summe einziehen. Nachzahlungen wegen ungenauer Abschläge würden damit vermieden.

Kann man mit Smart Metern Verbrauchern den Strom abdrehen?

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Behauptungen über massenhafte Stromabschaltungen via Smart Meter sind falsch.

Einmal zu lange geföhnt und schon ist der Strom mittels Signal an das Smart Meter abgestellt? Solche Behauptungen sind falsch, sagt Henning Herbst vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Die Stromlieferanten seien schließlich an das Gesetz gebunden: "Rechtlich ist es nicht möglich, jetzt einfach Kunden aus irgendwelchen Gründen den Strom abzuschalten oder zu drosseln." Sogenannte Stromsperren gebe es nur bei Verbrauchern mit Zahlungsverzug, erklärt Herbst.

Dennoch können Smart Meter eingesetzt werden, um den Stromverbrauch "von außen" zu drosseln. Allerdings nicht, weil ein vermeintliches Strom-Budget verbraucht ist. Sondern es geht um die schon erwähnte Netzstabilisierung. "Wenn zum Beispiel jeder Haushalt in einem Straßenzug eine Wallbox und eine Wärmepumpe besitzt und diese zu bestimmten Zeitpunkten gleichzeitig betrieben werden, in denen dann mutmaßlich auch noch relativ wenig Strom zur Verfügung steht - dann kann es eben sein, das Netzüberlastungen drohen", sagt Herbst. In einem solchen Fall würde der Netzbetreiber über die Smart Meter per Fernsteuerung die Leistung der Geräte vermindern, um Stromabschaltungen zu verhindern. Wie im schon erwähnten Beispiel mit der Allee voller Teslas.

Wenn die Anzahl dieser Geräte steige, dann gäbe es zu solchen Mechanismen letztendlich kaum Alternativen, sagt Herbst. "Gewisse Eingriffsrechte im absoluten Notfall sind einfach notwendig, um in Zukunft unser Energiesystem, die Stromverteilnetze, betreiben zu können."

Sind Smart Meter überhaupt sicher?

In der Vergangenheit gab es verschiedene Beispiele, bei denen Smart Meter gehackt wurden. In einer Studie konnten Forscher 2012 etwa zeigen, dass sich aus Smart-Meter-Daten das eingeschaltete Fernsehprogramm ablesen ließ. Mittlerweile stelle aber das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hohe Anforderungen an Smart Meter, sagt Ulrich Grevele. Er wart an der fraglichen Studie beteiligt. Greveler ist Professor für IT-Sicherheit an der Hochschule Rhein-Waal und forscht zur Sicherheit bei Smart Metern. Die Anforderungen an Smart Meter in Deutschland seien mittlerweile international "richtungsweisend".

Der Unterschied zwischen Vergangenheit und der jetzigen Situation: Bevor heutzutage ein Gateway auf den Markt kommt, wird es vom BSI geprüft und zertifiziert. Sämtliche Kommunikation zwischen dem Smart-Meter-Gateway und anderen Stellen findet nur verschlüsselt statt. Es wird erst kommuniziert, sobald beide Stellen sich gegenseitig authentifiziert haben. Das Gateway sendet nur von sich selbst aus und nur mit vom BSI geprüften, zertifizierten Empfängern.

"Der Modus ist, dass das Smart-Meter-Gateway sich bei einem sogenannten Smart-Meter-Gateway-Administrator im Internet meldet und von innen nach außen eine Verbindung aufbaut. Dieser Gateway-Administrator ist wiederum zertifiziert, hat einen Stempel, ist eine vertrauenswürdige Einheit", erklärt Manuel Lösch. Smart-Meter-Gateway-Administratoren sind die Messstellenbetreiber selbst oder von ihnen beauftragte Unternehmen. Die Unternehmen müssen bei der Zertifizierung durch das BSI nachweisen, dass sie gewisse Sicherheitsmechanismen und geschultes Personal haben, sagt Lösch.

"Ein illegaler Zugriff über Datennetze auf den heimischen Smart Meter, der ist wirklich nach allen praktischen Erwägungen ausgeschlossen. Das sind wirklich sehr starke Mechanismen, die dort greifen", sagt Ulrich Greveler. Auch Manuel Lösch ist der Meinung, dass die Sicherheitsanforderungen "definitiv" hoch genug seien, um Angriffe zu verhindern.

Auch eine Attacke direkt am Zählerkasten, mit physischem Zugriff auf das Smart-Meter-Gateway, würde nicht klappen, sagt Greveler. "Wenn jemand anderes sich meiner Messstelle, meinem Gateway nähert und versucht, die Daten abzugreifen, würde er an der Authentifizierung scheitern." Das Gateway würde erkennen, dass der Angreifer kein berechtigter Kommunikationspartner ist. "Generell können wirklich nur autorisierte Personen wie zum Beispiel Abrechnungsablesedienste auf diese Daten zugreifen."

Bisher gibt es noch keine Anzeichen, dass Smart-Meter-Gateways besonderes kriminelles Interesse auf sich ziehen. Das Bundeskriminalamt antwortet auf #Faktenfuchs-Anfrage, es habe keine Erkenntnisse, dass Smart Meter in Zusammenhang mit Cyberstraftaten besondere Relevanz hätten. Beim Austausch mit anderen Ländern habe man ebenfalls keine besonderen Auffälligkeiten zu Smart-Meter-Gateways festgestellt.

Welche Daten übermittelt ein Smart Meter?

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Dass Smart Meter bestimmte Daten sammeln, weckt Ängste.

Eine weitere Behauptung über Smart Meter betrifft den Datenschutz. Hier wird eine angebliche "Überwachung" unterstellt. Tatsächlich gibt es durchaus Kritikpunkte von Datenschützern.

Nachdem die Gesetzes-Novelle in Kraft getreten ist, werden Smart Meter "viertelstundengenau bilanzieren und diese Messwerte in der Regel täglich für den Vortag übermitteln", antwortet das Bundeswirtschaftsministerium auf #Faktenfuchs-Anfrage. Das heißt: Ein Smart Meter erfasst alle 15 Minuten den Zählerstand. Die Zählerstände eines Tages sendet der Smart Meter am folgenden Tag an die Stellen, die laut Gesetz dazu berechtigt sind.

Das sind zum Beispiel die Netzbetreiber, die das Stromnetz mit den pseudonymisierten Messwerten optimieren. "Der Gesetzesentwurf schreibt präzise vor, wofür die berechtigten Akteure welche Messwerte nutzen dürfen sowie wann und wie Daten übermittelt, gelöscht, anonymisiert oder pseudonymisiert werden müssen", schreibt das Bundeswirtschaftsministerium.

Für die gängige Stromrechnung wiederum ist bislang ein datensparsameres Verfahren vorgesehen: Stromlieferanten erhalten die zur Abrechnung benötigten Werte einmal jährlich, maximal monatlich automatisiert zugesendet. Im Normalfall also ein jährlicher oder monatlicher Zählerstand. Bei flexiblen Tarifen können das auch mehr Zählerstände sein, etwa bei einem Tag-Nacht-Tarif einer für den nächtlich verbrauchten Strom und einer für den am Tag verbrauchten Strom.

Für was benötigen die Energieunternehmen also die Viertelstundenwerte? Damit sollen die Unternehmen in Zukunft für ihren Betrieb genauer planen und abrechnen können. Bisher wurden zur Berechnung sogenannte "Standardlastprofile" benutzt, sagt Michael Kiometzis. Er ist bei der Behörde des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) mit dem Thema Smart Meter beschäftigt. Standardlastprofile sind Modelle für einen durchschnittlichen Stromverbraucher.

Die Notwendigkeit für mehr Daten wird wiederum mit dem Umbau des Stromnetzes begründet, sagt Kiometzis: Stichwort Erneuerbare Energien und deutlich mehr Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und damit auch andere Durchschnittsverbräuche in den Haushalten.

Die 15-Minuten-Frequenz sieht die Behörde des Bundesbeauftragten für Datenschutz aus Verbrauchersicht aber kritisch, weil sie einen tiefen Einblick in die private Haushaltsführung ermögliche. "Eigentlich ist für Ihre Abrechnung nur der Jahresarbeitswert interessant. Das ist auch weiter so", sagt Michael Kiometzis. Nun würde viel mehr erhoben, das bereite der Datenschutz-Behörde "Magenschmerzen". Um den Betrieb präziser planen zu können, bräuchte der Energielieferant auch nicht Name und Adresse, sagt Kiometzis. Das ginge ebenso mit anonymisierten Daten.

Im vorgesehenen novellierten Gesetzestext stehe immerhin, dass für Haushalte mit einem Verbrauch unter 6000 Kilowattstunden die 15-Minuten-Werte pseudonymisiert werden müssen, sagt Kiometzis. Doch auch für die anderen Haushalte ist die Pseudonymisierung noch nicht gänzlich außer Reichweite. Denn nach der Verabschiedung des Gesetzes kann die Bundesnetzagentur noch "Vorgaben zur Löschung, Pseudonymisierung und Depseudonymisierung oder Anonymisierung von Messwerten" machen, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium dem #Faktenfuchs. Als Datenschutz-Behörde werde man bei diesem Vorgang "durchfechten" wollen, dass die regelmäßige Bereitstellung von viertelstundengenauen Zählerstandsgängen für alle Haushalte ausschließlich pseudonymisiert erfolge, sagt Kiometzis.

Das Bundeswirtschaftsministerium antwortet dem #Faktenfuchs: Für dynamische Stromtarife, mit denen Verbraucher sparen können, brauche es diese 15-Minuten-Werte. Aus Sicht des BfDI bedauert Kiometzis, dass es generell keine Opt-Out-Option im Gesetz gibt: Also eine Möglichkeit für die Verbraucher, der Erhebung von Daten durch Smart Meter aktiv zu widersprechen.

Fazit

Smart Meter sind laut Experten notwendig für das Stromnetz der Zukunft, in dem mehr erneuerbare Energien eingespeist werden und mehr Stromverbrauch anfällt. Sie sind teurer im Betrieb als die herkömmlichen analogen Stromzähler.

Verbraucher sollen über Monitoring und dynamische Stromtarife Strom und damit Kosten sparen können. Inwiefern dies gelingt, ist laut einer Studie derzeit aber noch unklar. Hackerangriffe auf Smart Meter sind laut Experten wegen der hohen Sicherheitsstandards nicht erfolgsversprechend. Kritik gibt es am Umfang der Daten, die Smart Meter in Zukunft erheben und weitergeben.

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