Mutter und Sohn machen im Garten eine Schneeballschlacht
Bildrechte: Rebekka Preuß

Wenn es draußen kalt ist, hält uns Bewegung warm. Beispielsweise bei einer Schneeballschlacht.

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Sinnvoll abhärten gegen Kälte: So frieren Sie nicht

Wie kann man sich gegen Kälte wappnen? Und was tun gegen das Frieren im Homeoffice? Ein Mediziner und eine Eisschwimm-Weltmeisterin haben Tipps zum Abhärten, damit Sie gut durch den Winter kommen – von kalten Duschen bis Igelball.

Schneeballschlacht, Rodeln, Skifahren. Eigentlich macht Winter ja richtig Spaß. Zumindest so lange uns bei unseren Draußen-Aktivitäten warm ist und wir nicht frieren.

Warum wir frieren und wie unser Körper reagiert

Dass wir überhaupt Kälte wahrnehmen können, liegt an den Thermo-Rezeptoren unserer Haut. Sie melden sich, wenn unsere Körper-Temperatur vor allem in Kopf und Rumpf unter 37 Grad sinkt. Dann wird´s uns kalt. Wir klappern mit unseren Zähnen und unsere Muskeln fangen an zu zittern. Aber warum reagiert unser Körper so auf Kälte?

Das sei ein ganz normaler Schutzmechanismus, sagt Dr. Klaus Tiedemann. Er ist Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin in Moosburg an der Isar. Er erklärt: Wenn unsere Körpertemperatur sinkt, reagiert unser Körper mit vermehrter Muskeltätigkeit. Das schützt uns vor dem Auskühlen.

Sinnvolles Abhärten ist möglich

Das Gute ist aber: Wir können uns gegen Kälte abhärten – und dabei helfen uns unsere Fettzellen. "Man hat vor einigen Jahren festgestellt, dass Fett nicht gleich Fett ist," erklärt Tiedemann. "Es gibt weiße Fettzellen. Die sind für die Energiespeicherung zuständig. Und es gibt braune Fettzellen, die für die Thermogenese da sind – also für die Temperatur-Entwicklung. Unser Körper kann sie je nach Bedarf entwickeln."

Wenn wir uns also beim Winter-Spaziergang auch mal die Handschuhe ausziehen oder uns anderweitig der Kälte aussetzen, dann produziert unser Körper mehr braune Fettzellen. Wir härten uns ab. Und beim nächsten Kältereiz frieren wir schon nicht mehr so stark.

Bewegung hilft – auch am Schreibtisch

Ein zweiter Tipp gegen das Frieren ist Bewegung. Wer zum Beispiel nach einiger Zeit im Home-Office anfängt zu frieren, sollte seine Durchblutung in Schwung bringen.

Dafür reiche am Schreibtisch schon ein Igelball aus Gummi, den man zwischen seinen Händen bewegt, sagt Tiedemann. Der Massage-Effekt verbessere unseren Blutfluss. "Wenn wir ruhig da sitzen, sind nur ein Drittel der Kapillaren im Körper offen", erläutert er. "Wenn ich mich aber bewege, dann werden die anderen zwei Drittel aufgemacht. Das heißt, es strömt wesentlich mehr warmes Blut durch – und ich friere weniger."

Eisschwimmen: Auch hier geht nichts ohne Abhärten

Beim Eisschwimmen lassen sich Abhärten und Bewegen auf extreme Art verbinden. Das ist natürlich nur etwas für körperlich Gesunde. Aber auch Julia Wittig aus Burghausen, mehrfache Weltmeisterin im Eisschwimmen, trainiert ihr Kälte-Empfinden das ganze Jahr über. Ihr Tipp: Abhärten durch kaltes Duschen.

"Man muss jetzt nicht gleich den ganzen Körper unter eine kalte Dusche stellen", sagt Wittig. Man könne damit anfangen, die Dusche ein bisschen kälter zu drehen – und erstmal nur die Beine und Arme abbrausen. "Irgendwann ist man dann soweit, dass man den ganzen Körper kalt abduschen kann", erklärt Wittig. "Und wenn man das geschafft hat, dann versucht man immer länger kalt zu duschen."

Eisschwimmerin Wittig sagt auch: Wenn draußen Schnee liegt, könne man ruhig auch mal barfuß über die Terrasse oder durch den Garten laufen. So gewöhne sich der Körper ebenfalls an Kälte und man halte sie besser aus.

Richtige Kleidung: Mütze und Wintersohlen

Für wen Abhärten eher nichts ist, der sollte sich warm anziehen. Unsere Extremitäten kühlen nämlich als erstes aus. Deshalb sollte auch der Kopf mit einer Mütze geschützt sein.

Auch die Füße kühlen schnell aus. Hier hilft es, wenn man sich spezielle Wintersohlen zum Beispiel aus Lammfell in die Schuhe legt.

Ständiges Frieren kann auf Krankheit hinweisen

Manchmal allerdings kann unser Kälte-Empfinden auch gestört sein. Wenn man zum Beispiel ständig friert, obwohl man eigentlich in einer warmen Umgebung ist. "Das kann auf eine Schilddrüsen-Unterfunktion hinweisen", sagt Mediziner Tiedemann. "Dabei frieren sie in der Regel viel und fühlen sich abgeschlagen. Ob eine Unterfunktion vorliegt, lässt sich über eine Blutuntersuchung fest stellen."

Andererseits können auch Durchblutungs-Störungen und Nervenschäden vorliegen. Das trete zum Beispiel bei Rauchern oder Diabetikern auf, erläutert der Arzt. Auch nach einer Infektion mit Borrelien kann das der Fall sein – oder bei einem Vitamin-B-Mangel. Das Gefährliche hierbei sei, dass man die Kälte nicht mehr spüre und es schlimmstenfalls zu Erfrierungen kommt. Aber auch das lasse sich durch einfache Tests beim Hausarzt überprüfen.

Allen gesunden Menschen rät Mediziner Tiedemann aber: Abhärten! Denn das erweitert am besten unsere persönliche Temperatur-Komfortblase. Und wir können Kälte sogar genießen.

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