Bullys nennt Dorothy Espelage die Kinder, die andere gezielt fertig machen. Die Psychologie-Professorin an der Universität von Florida erforscht seit mehr als 20 Jahren die Dynamik von Mobbing. Besonders heftig geht’s in Gruppen von 10 – 12jährigen zu, also am Beginn der Pubertät.
"In dem Alter ändert sich so viel: in der Schule steigt der Leistungsdruck, da ist Wettbewerb drin, gleichzeitig beginnt die Pubertät, die Bindung zu den Eltern wird lockerer und die Freundschaften in Gleichaltrigen-Gruppen deshalb sehr wichtig." Dorothy Espelage, Universität von Florida
Der eigene sichere Platz in der Gruppe, das ist die Belohnung für den Drangsalierer. Ein bestimmter Typ interessiert die Wissenschaftler besonders, der sogenannte Macchiavelli-Typ: das sind Kinder mit viel Einfühlungsvermögen und eigentlich hoher Sozialkompetenz. Sie sind in der Lage, ihre Gemeinheiten ganz gezielt einzusetzen. Vor Erwachsenen machen sie meist einen vernünftigen Eindruck, unter Gleichaltrigen schlagen sie dann zu. Mit diesen Kindern arbeitet Dorothy Espelage, einzeln.
"Wir haben diese Machiavelli-Kinder rausgeholt und versucht, ihre Führungsqualitäten in prosoziales Verhalten umzulenken. Denn das sind Anführer-Kinder, Vorbilder für die anderen. Und wenn wir es schaffen sie zu überzeugen, dass sie ihren hohen Status in der Gruppe festigen können, wenn sie sich nett und prosozial verhalten – das ist das eigentliche Ziel." Dorothy Espelage
Die US-Psychologin hat ihre Programme in vielen Ländern und Schulen erprobt. Unter besten Voraussetzungen lässt sich Gewalt in Gruppen, auch die unterschwellige, halbieren. Beste Voraussetzungen heißt: die Erwachsenen sind engagiert dabei.