Keine Lust, unangenehme Dinge zu erledigen – wie für die Uni zu lernen oder längst überfällige Büroarbeiten zu erledigen? Das Phänomen, Dinge auf die lange Bank zu schieben, ist weit verbreitet, wie eine Umfrage der Universität Münster (externer Link) belegt. Danach gaben nur zwei Prozent der Befragten an, niemals irgendwelche Dinge aufzuschieben. Aber letztendlich kriegen die meisten es hin, auch die unangenehmen Aufgaben zu erledigen.
Was ist Prokrastination und was bedeutet "prokrastinieren"?
Wenn es mehr ist als das gelegentliche Aufschieben von unangenehmen Sachen, redet man von Prokrastination. Das Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Vertagung auf morgen". Betroffene neigen dazu, alltägliche oder weniger dringende Tätigkeiten vorzuziehen, um unangenehme Aufgaben zu vermeiden. Ihnen fallen 100 Dinge ein, die für den Moment viel wichtiger zu sein scheinen – das Bad zu putzen, oder den Kleiderschrank auszumisten.
Aber auch wenn die Betroffenen beschäftigt sind, kreisen ihre Gedanken um die eigentliche – aufgeschobene – Aufgabe. Sie stehen unter permanenten Druck und erledigen die wichtigen Aufgaben letztendlich mehr schlecht als recht auf dem letzten Drücker oder auch gar nicht.
Was sind die Ursachen für Prokrastination?
Die Wissenschaft weiß nur wenig darüber, warum manche Menschen Aufgaben aufschieben, auch wenn sie dadurch Nachteile erleiden. Fest steht, dass Prokrastination verschiedene Ursachen haben kann. Häufige Gründe sind zum Beispiel mangelnde Motivation, Angst vor Versagen oder Perfektionismus. Auch mangelnde Fähigkeiten, seine Zeit zu managen, spielen eine Rolle.
Oftmals schieben Menschen Aufgaben auch auf, weil sie sich überfordert fühlen oder sich nicht klar darüber sind, wie die nächsten Schritte aussehen könnten. Auch wer gestresst und müde ist, neigt dazu, Dinge aufzuschieben, da man sich dann nur noch schwer konzentrieren und effektiv arbeiten kann.
Welche Auswirkungen hat Prokrastination auf die Gesundheit?
Regelmäßig zu prokrastinieren, kann gesundheitliche Folgen haben. Die Aufschieberitis führt oft zu erhöhtem Stress, da die zur Seite geschobenen Aufgaben auf der Seele lasten und ein schlechtes Gewissen hervorrufen. Dieser Stress wiederum kann zu Schlafstörungen, erhöhter Anspannung, Depressionen und letztendlich zu Angstzuständen führen – zu diesem Ergebnis kamen auch zwei Studien der Universität Mainz und der Stockholmer Sophiahemmet-Universität (jeweils externer Link).
Langfristig kann sich sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen und das Immunsystem wird geschwächt. Die unerledigten oder zu spät erledigten Aufgaben können außerdem zu beruflichen und persönlichen Problemen führen.
Tipps: Wie kann man Prokrastination überwinden?
Um Prokrastination zu überwinden, sind proaktives Handeln und Selbstdisziplin entscheidend. Damit kann man die Kontrolle über die eigene Zeit zurückgewinnen und die negativen Folgen der Aufschieberitis vermeiden.
- Zeitmanagement: Erstellen Sie einen Zeitplan mit festen Arbeitszeiten. Planen Sie den Tag im Voraus mit To-do-Listen und Kalender, um Aufgaben besser zu organisieren.
- Ziele setzen: Überfordern Sie sich nicht und setzen Sie sich erreichbare Ziele. Teilen Sie große Aufgaben in kleinere Schritte auf, um den Arbeitsaufwand überschaubar zu machen.
- Pausen einplanen: Regelmäßige Pausen verbessern die Konzentration und Produktivität.
- Ablenkungen minimieren: Wichtig ist auch, sich nicht ablenken zu lassen. Deswegen ist es am besten, das Handy zur Seite zu packen und alle anderen möglichen Störungsquellen zu reduzieren.
- Aufgaben priorisieren: Beginnen Sie mit den wichtigsten Aufgaben. So behält man den Blick auf die zentralen Aufgaben und vermeidet Stress.
- Belohnungssystem: Wenn Sie eine Aufgabe geschafft haben, belohnen Sie sich. Das steigert die Motivation.
- Selbstreflexion: Versuchen Sie herauszufinden, warum sie prokrastinieren und arbeiten Sie an diesen Ursachen.
Selbsttest: Gelegentlich aufschieben oder regelmäßig prokrastinieren?
Sind Sie sich nicht sicher, ob Sie nur ein gelegentlicher Aufschieber sind, oder tatsächlich schon prokrastinieren? Nach einem Selbsttest auf der Seite der Universität Münster (externer Link) erhalten Sie die Rückmeldung, wie Ihre Ergebnisse aussehen, weitere Informationen zu Prokrastination sowie Hinweise für Hilfsangebote.
Im Audio: Strategien gegen die Aufschieberitis
Gespräch mit Tabea Scheel zur Prokrastination
Die Top-Themen aus Europa - hier klicken!
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!