Seit Jahren schon forschen unterschiedliche Wissenschaftler an einer "Pille für den Mann", jetzt soll eine neue Studie "wegweisend für die Entwicklung einer Antibabypille für den Mann" sein. Das zumindest behauptet die Universität Bayreuth, an der der Biochemiker Clemens Steegborn arbeitet.
Tierversuch zeigt: Spermien werden vorübergehend unfruchtbar
Gemeinsam mit Forschern aus den USA ist Steegborn an der Entwicklung dieser bestimmten Tablette beteiligt. Sie könne vom Mann vor dem Sexualverkehr eingenommen werden und soll eine Schwangerschaft der Frau verhindern.
Eine Studie an Tieren habe bereits gezeigt, dass es einen Wirkstoff gebe, der die Spermien des Mannes vorübergehend unfruchtbar mache, so die Uni Bayreuth. Steegborn habe entscheidend daran mitgewirkt, diesen Wirkstoff zu identifizieren. Demnach handle es sich um einen Hemmstoff, der ein Enzym ausbremsen könne, das wiederum die Beweglichkeit und Reifung von Spermien in Gang setze.Der Stoff mit der sperrigen Bezeichnung "TDI-11861" eigne sich daher besser für die Entwicklung eines nicht-hormonellen Verhütungsmittels als andere bisher bekannte.
Befruchtung setzt für mehr als zwei Stunden aus
Laut Universität haben Versuche an Mäusen gezeigt, dass nach einer einzigen Injektion des Hemmstoffes die Befruchtung zweieinhalb Stunden lang zu 100 Prozent verhindert werden kann. Dreieinhalb Stunden nach Einnahme läge die empfängnisverhütende Wirkung noch immer bei 91 Prozent. 24 Stunden nach der Injektion dagegen sei die normale Fruchtbarkeit der Spermien wieder hergestellt. Zudem hätten die männlichen Mäuse während der sechswöchigen Versuche keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigungen gezeigt. Nach weiteren Tierversuchen soll der Hemmstoff bald auch an gesunden Männern getestet werden.
Pille für die Frau in Bayern auf dem Rückgang
Ob der Hemmstoff bereits auf längerfristige Nebenwirkungen hin untersucht wurde, ist nicht bekannt. Sollte die Pille für den Mann mit diesem Wirkstoff tatsächlich auch auf lange Sicht gesundheitlich unbedenklich sein, könnte sie möglicherweise eine dauerhafte Alternative zur Pille für die Frau werden: Denn der Grund, warum Frauen in Bayern seltener mit Pille verhüten, sind laut der Krankenversicherung AOK gesundheitliche Risiken. Vor allem die sogenannten oralen Kombinationspräparate mit mehreren Wirkstoffen würden das Risiko steigern, an einer Thrombose oder Embolie zu erkranken.
Wissenschaftler der Uni Bayreuth gründet Start-Up
Der Bayreuther Wissenschaftler Steegborn hat zusammen mit seinen fünf amerikanische Kollegen im vergangenen Jahr ein Startup-Unternehmen in New York gegründet. Dadurch wolle die Wissenschaftler die Entwicklung des Verhütungsmittels weiter vorantreiben.
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