Weltweit blühen Pflanzen immer früher und führen uns nach Ansicht von Botanikern dergestalt den Klimawandel vor Augen. Seit Jahrzehnten etwa beginnt die japanische Kirschblüte immer früher. An kaum einer Pflanze lässt sich die Veränderung der phänologischen Jahreszeiten so gut feststellen wie an der Japanischen Kirsche. Denn das Kirschblütenfest wird seit über tausend Jahren ausführlich dokumentiert.
80 Prozent der Pflanzen in Eile
Eine Studie der Universität Jena zeigt, dass es die meisten Pflanzen auf der Nordhalbkugel inzwischen eilig haben mit der ersten Blüte im Frühjahr: Die Botanikern Patrizia König wertete Daten verschiedener Studien von 18 Standorten in Europa und Nordamerika aus. Das Ergebnis ist deutlich: 80 Prozent der 550 untersuchten Pflanzenarten blühen heute früher als noch vor zehn Jahren. Jede zehnte Pflanze ist dabei heute sogar um mehr als fünf Tage früher dran als vor einem Jahrzehnt.
Frühere Blüte in der Polarregion
Spitzenreiter unter den Früher-Blühern ist die Vierkantige Schuppenheide, ein Heidekrautgewächs aus der nördlichen Polarregion. Der Zwergstrauch wächst beispielsweise in Grönland und wird nur einige Zentimeter hoch. Er blüht inzwischen ganze drei Wochen früher als noch vor einem Jahrzehnt.
Nicht die Wärme, sondern der fehlende Regen
Dabei ist der entscheidende Faktor für die frühere Blüte nicht so sehr die gestiegene Temperatur, sondern eher die geringere Niederschlagsmenge, erläutert Patrizia König. Die Verschiebung der Blüte sei in den Polarregionen sowie in trockenen und warmen Lebensräumen am größten. Doch in ein und derselben Region reagieren die Pflanzen sehr unterschiedlich. Jede fünfte Pflanze etwa blüht sogar später als zuvor.
Je kleiner und je schneller, desto früher
Nach Ansicht der Botanikerin sind es vor allem sehr kleine Pflanzen, die ihre erste Blüte vorverlegen. Und Pflanzen, die sehr schnell wachsen, wie Gräser und Kräuter. Sie versuchen wohl, mit der früheren Blüte den größeren Pflanzen, die sie irgendwann überschatten, im Wettbewerb um Licht zuvorzukommen.