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Brennender Öltanker "Sanchi" im ostchinesischen Meer

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Ölpest vor China - Wie groß ist die Gefahr?

Am 6. Januar brannte vor der chinesischen Küste der Öltanker"Sanchi": Alle 32 Seeleute starben – und der Frachter sank auf den Meeresgrund. Jetzt sickert sogenanntes Öl-Kondensat aus dem Schiff und breitet sich im Wasser aus. Von Renate Ell.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Was der iranische Tanker geladen hatte, galt lange Zeit als nutzloses Nebenprodukt der Erdgas-Förderung: sogenanntes Öl-Kondensat. Eine benzinartige Flüssigkeit, die anfällt, wenn Erdgas aus der Erde kommt und abgekühlt wird – so wie Wasserdampf an einer kalten Fensterscheibe kondensiert. Dieses Öl-Kondensat lässt sich leicht weiterverarbeiten, etwa zu Benzin, Diesel oder Kerosin und zu Kunststoffen.

"Es ist leicht und enthält keine Verunreinigungen, ein sehr interessantes Produkt. Der Handel hat in den letzten zehn Jahren zugenommen, deshalb ist jetzt erstmals ein Unfall damit passiert." (Christophe Rousseau, CEDRE)

Das Institut CEDRE im französischen Brest dokumentiert weltweit Ölunfälle und erforscht die Folgen. In seinen Datenbanken gibt es bisher erst einen, allerdings sehr viel kleineren Unfall mit Öl-Kondensat: 2012 bei einer Gas-Bohrinsel in der Nordsee.

Hauchdünner Ölfilm

Wenn Öl-Kondensat austritt, breitet es sich als extrem dünner, schimmernder Ölfilm auf dem Wasser aus. Vor der chinesischen Küste erstreckt er sich über mehr als 100 Quadratkilometer, etwa die Fläche von Paris. Ein Teil dieser Schicht wird verdunsten. Denn Öl-Kondensat ist ein Gemisch aus kleinen, leicht flüchtigen Molekülen

"Diese dünne Ölschicht wird durch die Wellenbewegung zerrissen und in kleinen Tropfen verteilt. Bakterien im Meer können sie in den nächsten Wochen und Monaten leicht abbauen."

Doch anders als für manche Bakterien ist das Kondensat für viele Tiere giftig. Leichter als Erdöl kann es in die Nahrungskette gelangen. Und Tiere können es auch über die Atmung oder die Haut aufnehmen. Verschiedene Walarten wären betroffen, Robben oder im schlimmsten Fall auch Meeresschildkröten, die auf nahe gelegenen japanischen Inseln brüten.

Bekämpfung ist schwierig

Weil das Öl-Kondensat am Meeresboden ausströmt, kann man es kaum einfangen. Auch wenn jetzt nur ein sehr dünner Film von leicht flüchtigem Öl-Kondensat auf dem Meer liegt: Die Folgen des Tankerunfalls werden die Region wohl noch lange belasten.