Die beste Zeit zum Pflanzen ist jetzt, wenn die Bäume ihr Laub verloren haben. Man nehme einen Baum, einen Pfahl, einen Kokosstrick, einen 20-Liter-Eimer voll Kompost, Spaten, Schaufel, eine Gießkanne voll Wasser und je nach Gutdünken auch noch eine Handvoll Weizenkörner und eine Knolle Knoblauch. Auf geht’s zum Pflanzen!
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Wurzelnackt ist besser
In der Baumschule gibt es zur Pflanzzeit im Herbst und Winter sogenannte wurzelnackte Bäume. Sie werden ohne Pflanzgefäß verkauft und haben zwei Vorteile: Sie wachsen in der Regel besser an als Bäume aus dem Container und sie sind robuster. Wer noch unentschieden ist, kann sich in der Baumschule beraten lassen: Welcher Obstbaum passt am besten zu mir und meinem Garten? Es geht also um Art, Sorte und die Frage: Wie groß darf der Baum mal werden?
Am besten, man lässt die Fachleute in der Baumschule gleich noch einen Erziehungsschnitt machen - und denkt auch an den Pfahl und den Kokosstrick zum Anbinden. Danach heißt es aufpassen, dass die Wurzeln beim Transport und bis zum Pflanzen geschützt sind, keinen Frost bekommen und nicht austrocknen.
Größeres Loch – größerer Erfolg
Das Pflanzloch sollte doppelt so breit sein wie die Wurzel. Das heißt umgekehrt: Wenn die Wurzel gerade so reinpasst, ist es eindeutig zu klein. Wie geht man vor beim Lochgraben? Die Grasnarbe wird abgestochen und auf die Seite gelegt. Die herausgeschaufelte Erde mischt man zum Beispiel in einem Schubkarren mit Kompost und macht sie ganz feinkrümelig. Wer will, kann Bodenaktivator, also Mikroorganismen aus dem Gartenmarkt, die das Bodenleben ankurbeln, dazugeben.
Viel wichtiger ist jedoch, dass die Erde richtig fein und locker ist, betont Annette Stölzle, Chefin einer Baumschule im schwäbischen Illertissen. Wenn sie gefragt werde, wie locker, "dann sag ich immer: So, dass sie mit der Hand leicht hineinfahren können. So soll es sein. Und dann kriegen die Leute große Augen, so locker gleich?" Dann wachse die Pflanze richtig gut an.
Erst der Pfahl, dann der Baum
Ist das Loch gegraben, lockert man den Lochboden noch mit dem Spaten. Dann haut man einen Pfahl ins Loch, gerade und so tief, dass sein oberes Ende hinterher höchstens bis zum Kronenansatz des Baumes reicht. Den Pfahl nicht mitten hinein, da soll ja der Baum hin. Sondern am besten an die Westseite des Lochs, weil der Wind meistens von Westen kommt. Würde man den Pfahl erst dann reinhauen, wenn der Baum schon drin ist, bestünde die Gefahr, dass man dabei Wurzeln beschädigt.
Ein Tipp aus alten Gartenratgebern: Eine Knolle Knoblauch und eine Handvoll Weizenkörner unten ins Loch legen. Wenn die Weizenkörner und der Knoblauch keimen, setzen sie Pflanzenhormone frei, die das Wurzelwachstum des Baums anregen sollen.
Freie Sicht zum Wurzelansatz
Ein kleiner Kegel mit Boden am Grund des Lochs erleichtert die Ausrichtung des Baums und reduziert die Gefahr, dass unter der Wurzel Hohlräume bleiben. Der Baum wird dann ins Loch gestellt, auch wenn das viel zu tief erscheint. Danach füllt man das Loch zu zwei Dritteln mit Erde auf und zieht den Baum nach oben in die richtige Position. Gerade muss er sein und in der optimalen Höhe: Am Ende soll der Wurzelansatz knapp sichtbar sein. Dann wird das Loch ganz gefüllt, und zwar so, dass der Baum am Ende gut fünf Zentimeter über dem Bodenniveau steht, denn die lockere Erde im Pflanzloch setzt sich im Lauf der Zeit.
Die Erde wird mit einem Fuß festgetreten. Mit beiden Beinen festhüpfen wäre zu viel Druck, so Rudolf Siehler, Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege im Landkreis Neu-Ulm. Die übrigen Grassoden kann man mit dem Gras nach unten an den Rand der Baumscheibe legen, so dass sie einen Gießrand bilden. Anschließend den Baum eingießen und ein paar Schaufeln lockere Erde auf das Pflanzloch oder eine Schicht Herbstlaub – fast fertig!
Verbiss-Schutz – auch wenn kein Reh in den Garten kommt
Baumschulmeisterin Annette Stölzle empfiehlt einen Verbiss-Schutz, also einen Drahtmantel, der Rehe und Feldhasen abhält, um den Stamm zu legen - auch für den Hausgarten, obwohl da selten Feldhasen und Rehe auftauchen. "Es gibt ja überall viele Katzen, und die kratzen auch diese Stämme gern an." Deswegen brauche man einen feinmaschigen Draht oder einen anderen Schutz, der die Katzenkrallen abhält. Würde der Stamm angekratzt werden, wäre der Baum anfälliger für Baumkrebs.
Die letzten Arbeiten: Anbinden und anmalen
Der Baum wird mit einem Kokosstrick an den Pfahl gebunden. Nicht ganz fest, aber stabil. Und wer es ganz gut machen will, streicht den Stamm noch mit Baumanstrich weiß an, das schützt im Spätwinter vor Frostrissen. Frostrisse entstehen, wenn im Januar die Morgensonne die Rinde am Baum erwärmt und der Stamm an sich gefroren bleibt. Die Rinde dehnt sich dann aus, der Stamm dehnt sich nicht aus und dann reißt die Rinde. Die weiße Farbe soll in diesen Situationen verhindern, dass sich die Rinde aufheizt. Man kann in diesen Wochen allerdings auch einfach ein langes Brett vor den Stamm stellen.
Auch wenn man auf den Anstrich verzichtet: Um einen Baum zu pflanzen, braucht man ohne Weiteres eine Stunde Zeit. Doch das muss sein, so Rudolf Siehler, der Kreisfachberater für Gartenbau im Landkreis Neu-Ulm, "das ist das A und O, dass man einfach mit Sorgfalt vorgeht".
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