Drei schlafende Babys
Bildrechte: Alexandra Sommer

Lilian, Felicia und Noel kurz nach ihrer Geburt. Sie waren die ersten Drillinge weltweit, die sich im Mutterleib mit Corona infizierten.

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Oberpfälzer Corona-Drillinge erstaunen Mediziner weltweit

Drillinge aus der Nähe von Weiden bringen internationale Fachärzte zum Staunen: Die Kinder sind nicht nur viel zu früh geboren, sie sind auch weltweit die ersten Drillinge, die mit einer Covid-19-Erkrankung auf die Welt gekommen sind.

Lilian, Felicia und Noel sitzen am Wohnzimmerboden und spielen gemeinsam. Was die Drillinge aus dem Markt Floß (Lkr. Neustadt an der Waldnaab) nicht wissen: In Ärztekreisen sind die drei Babys so etwas wie internationale Stars.

Am 15. Dezember 2020 kamen die Kinder im Klinikum Weiden auf die Welt – in der 28. Woche. Jedes der Babys wog nur knapp 1.000 Gramm. Die Frühchen waren noch viel zu schwach und jede noch so kleine Infektion hätte tödlich sein können. Wenige Stunden später wurde klar: Alle drei haben eine Covid-19-Erkrankung.

Die Mutter infiziert sich kurz vor der Geburt

Mutter Alexandra hatte sich wenige Tage zuvor mit dem Corona-Virus angesteckt und bekam Fieber. Aufgrund ihrer Schwangerschaft wurde sie damals im Klinikum Weiden stationär behandelt. Weil das Ärzteteam auf Nummer sicher gehen wollte, verabreichten sie der werdenden Mutter eine "Lungenreife" – ein Medikament, das die Lungen von Ungeborenen schneller entwickeln lässt. Die richtige Entscheidung, denn nur wenige Tage später brachte die Mittelschullehrerin ihre Kinder zur Welt.

Harte Wochen für die Eltern

Zwei Wochen lang konnten die Eltern ihre Frühgeborenen nicht sehen, da sich beide mit Corona angesteckt hatten. Für die Mutter war es eine schreckliche Zeit, erzählt sie im BR-Interview. Sie habe viel geweint und immer nur an ihre Kinder gedacht. Gerade die ersten beiden Lebenswochen waren entscheidend.

"Ich dachte immer, wenn jetzt ein Kind stirbt, habe ich es nicht lebend gesehen." Alexandra Sommer, Mutter

Fritz Schneble, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Weiden, hat die Kinder medizinisch behandelt. Die Drillinge hätten in den ersten Tagen nach der Geburt erhebliche Probleme mit der Lungenfunktion gehabt, erinnert er sich. Deshalb habe man sie intensiv beatmen müssen. Die drei Kinder waren auch viel kränker, als das Ärzteteam das erwartet hätte, berichtet Schneble weiter.

Die Drillinge aus Floß waren weltweit die Ersten, die mit Corona auf die Welt kamen. Eine ungewöhnliche Situation, die auch heute nicht oft vorkomme, sagt Schneble. Übertragen wurde das Virus schon im Mutterleib über die Plazenta. Dort haben die Ärzte und Wissenschaftler das SARS-CoV2- Protein festgestellt.

Chefarzt rät Schwangeren zur Impfung

"Wenn eine Schwangere an Covid erkrankt, ist das Risiko einer Totgeburt doppelt so hoch wie ohne eine Infektion", sagt der Chefarzt. Deshalb rät er jeder Mutter, sich impfen zu lassen.

Mit dem Einverständnis der Eltern hat ein Ärzte-Team des Klinikums Weiden den ungewöhnlichen Fall der Corona-Drillinge wissenschaftlich untersucht und mit Spezialisten genauestens analysiert. Ihre Arbeit haben sie dann unter anderem im Fachmagazin "Frontiers in Pediatrics" veröffentlicht.

Heute sind die Drillinge kerngesund und haben mittlerweile ihren ersten Geburtstag gefeiert. Und der nächste kleine Lebensabschnitt beginnt auch schon bald: Im Herbst geht es für die Kinder in die Krippe. Dass Lilian, Felicia und Noel in internationalen Ärztekreisen zu Stars geworden sind und sie zu den wahrscheinlich außergewöhnlichsten Drillingen der Welt gehören, werden sie wohl erst in ein paar Jahren erfahren.

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