Kinder waten durch Wasser
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Cholera wird durch verunreinigtes Wasser hervorgerufen

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Cholera-Epidemien: Zahl der Erkrankungsfälle nimmt deutlich zu

Die Welt wird die alten Seuchen nicht los. Die Zahl der gemeldeten Cholera-Fälle hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Vor allem in Katastrophengebieten kann Cholera zu einer Epidemie und zu einer Bedrohung für die Bevölkerung werden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Im Jahr 2022 sind an die Weltgesundheitsorganisation WHO gut 470.000 Fälle von Cholera übermittelt worden. Das sind 250.000 Fälle mehr als noch im Jahr 2021. Es habe 2022 mehr besonders große Ausbrüche der Durchfallerkrankung gegeben als im Vorjahr, teilte die WHO mit. Besonders betroffen waren Afghanistan, Kamerun, die Demokratische Republik Kongo, Malawi, Nigeria, Somalia und Syrien. Insgesamt meldeten 44 Länder Cholera-Fälle, 9 mehr als im Jahr zuvor. "Je größer der Ausbruch, desto schwerer ist es, ihn unter Kontrolle zu bringen", so die WHO.

Die Cholera-Fälle nehmen weiter zu

Aktuelle Daten für 2023 legten nahe, dass der globale Anstieg der Cholerazahlen weitergeht, so die WHO. Die WHO verweist aber darauf, dass die Datenlage insgesamt nach wie vor unzureichend sei. In einer früheren Schätzung ging sie von jährlich 1,3 bis 4 Millionen Erkrankungen und von bis zu 143.000 Todesfällen aus.

Wann bricht eine Cholera-Epidemie aus?

Cholera folgt oft auf Naturkatastrophen wie Erdbeben, Taifune oder Überschwemmungen und steht in engem Zusammenhang mit den hygienischen Zuständen, in denen die Menschen leben. Die Durchfallerkrankung wird durch verseuchte Lebensmittel und verseuchtes Wasser übertragen. Sie kann binnen Stunden zum Tod führen, wenn die Erkrankten nicht schnell Flüssigkeit zugeführt bekommen. Ein Ausbruch kann nicht nur in Gebieten vorkommen, deren hygienische Bedingungen durch Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Wirbelstürmen brachliegen. Sie bricht auch da aus, wo Menschen grundsätzlich keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.

Sorge vor Cholera-Ausbruch in Libyen

Nach den Überschwemmungen in Libyen wächst die Sorge vor einem Cholera-Ausbruch. Das libysche Gesundheitsministerium warnte, in der schwer betroffenen Küstenstadt Darna sei das Grundwasser stark verschmutzt. Bereits Dutzende Kinder seien erkrankt.

Die verwüstete Hafenstadt Darna nach dem verheerenden Unwetter in Libyen
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Nach Überschwemmungen: Sorge vor Cholera-Ausbruch in Libyen

Entwicklungsländer von Cholera betroffen

In Europa ist die Cholera weitgehend besiegt, doch in Entwicklungsländern, vor allem in Krisengebieten, ist sie nach wie vor existent. Zu den klassischen Cholera-Zentren zählt das Einzugsgebiet des Ganges, das sich über Indien, China, Nepal und Bangladesch erstreckt. Dort tritt die Seuche regelmäßig auf. Auch in Südamerika sowie Nord- und Zentralafrika sind Infektionen möglich.

Cholera - die Pest des 19. Jahrhunderts

Die Cholera gilt als die große Epidemie des 19. Jahrhunderts, die ähnlich großen Schrecken verbreitete wie zuvor die Pest. Um 1830 griff die Epidemie von Indien aus nach Europa über. Einfallstor war das russische Reich, bald erreichte die Krankheit auch Polen und Preußen inklusive Berlin, wo der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1831 daran starb. In Bayern kam die Seuche wenige Jahre später an - allerdings aus Richtung Italien. 1836 erfasste sie München. Auf diese Krankheitswelle in den Dreißigerjahren folgten weitere bis zum Ende des Jahrhunderts.

Cholera auf der Spur

Dem britischen Arzt John Snow fiel 1855 auf, dass sich die Erkrankungen im Londoner Armenviertel Soho auf den Bereich einer einzigen Wasserpumpe konzentrierten und vermutete eine Verunreinigung des Wassers mit Fäkalien. Obwohl etwa zeitgleich in München der Mediziner Max von Pettenkofer eine Übertragung übers Wasser für ausgeschlossen hielt und stattdessen aufsteigende Fäkalgase aus feuchtem Erdreich für den Übeltäter hielt, tat er doch das Richtige. Pettenkofer ließ Abtrittsgruben abdichten und führte die Kanalisation ein. Dass die Ansteckung doch übers Wasser erfolgt, wies später Robert Koch nach, der auch den Krankheitserreger, das Bakterium Vibrio cholerae, identifizierte.

Wirksame Cholera-Mittel seit 1928

Ein wirksames Mittel gegen die bakteriell verursachten Seuchen Cholera und auch Typhus ist längst gefunden. Seit Alexander Fleming 1928 das Penicillin entdeckte und nachfolgend weitere Antibiotika entwickelt wurden, können diese Krankheiten in der Regel gut geheilt werden.

Was Sie über Cholera wissen müssen!

  • Symptome: Cholera-Symptome setzen plötzlich und heftig ein. Unerwartet starke Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, hohes Fieber, starker Durchfall und meist auch Erbrechen können vor allem in Risikogebieten der Beginn einer Choleraerkrankung sein. Innerhalb nur eines Tages können Cholerakranke bis zur Hälfte ihres Gewichts verlieren.
  • Inkubationszeit: Die Phase zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit dauert von wenigen Stunden bis zu fünf Tagen.
  • Ursache: Verursacht wird Cholera von Bakterien, die ein Gift produzieren, welches wiederum die Darmzellen schädigt. Der Verlust lebenswichtiger Salze ist die Folge. Der Körper verliert zusätzlich Wasser.
  • Erste Hilfe: Am wichtigsten ist es, den immens hohen Flüssigkeitsverlust auszugleichen und dem Körper auch wieder die salzhaltigen Elektrolyte und Glukose zuzuführen. Dafür kann man in einer ersten Selbsthilfe Wasser salzen und zuckern.
  • Heilungschancen: Wird rechtzeitig behandelt, stehen die Chancen für eine Heilung sehr gut. Der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust kann mit Infusionen wieder ausgeglichen werden. Auch Antibiotika wirken gegen die Krankheit. Unbehandelt sterben etwa 60 Prozent der Infizierten.
  • Vorbeugung: Da die Infektion hauptsächlich über mit Fäkalien verunreinigtes Wasser erfolgt, steht Hygiene an erster Stelle - beim Trinken und auch beim Essen. Abkochen von Wasser und Lebensmitteln sollte deshalb oberstes Gebot sein. Grundsätzlich kann man sich impfen lassen, was aber für Touristen meist nicht nötig ist.

Im Video: Das große Sterben - Pest, Typhus und Cholera

Cholera-Epidemie im Jahr 1832, historische Illustration, 1840
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Cholera-Epidemie im Jahr 1832, historische Illustration, 1840

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Dieser Artikel ist erstmals am 1.4.2019 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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