Mit dem Flugtaxi in wenigen Minuten vom Hauptbahnhof zum Flughafen schweben, mit einer Seilbahn den Münchner Norden in luftigen Höhen durchqueren oder mit über tausend Stundenkilometern in Rekordzeit einmal durch die ganze Stadt fahren? - um dem innerstädtischen Verkehrschaos entgegenzuwirken, plant die Landeshauptstadt mit einigen sehr ambitionierten Projekten. Eines ist aber neu: Mit der menschlichen Rohrpost könnten Münchner in der Zukunft mit nahezu Schallgeschwindigkeit transportiert werden - und das auch noch emissionsfrei.
Hyperloop: Kapseln und Röhren als Konzept für den Personenverkehr
Die Idee dahinter kommt von SpaceX- und Tesla-Gründer Elon Musk. Im Hochgeschwindigkeits-Verkehrssystem "Hyperloop" sollen Kapseln mit Passagieren innerhalb einer Teil-Vakuum Röhre mit im öffentlichen Verkehr unerreichten Geschwindigkeiten transportiert werden. Während die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (WARR) bereits seit einigen Jahren an den richtigen Transportkapseln bastelt, will die TU München nun erste mögliche Strecken testen.
"Bis Ende 2019 wollen wir wissen, wo wir Teststrecken bauen können, wer sie baut und was es kostet." Wolfgang Herrmann, Präsident der Technischen Universität München (TUM)
Um das für den Personentransport revolutionäre Projekt umzusetzen, soll im Sommer ein Konsortium aus Wissenschaftlern und Unternehmen gegründet werden. Mögliche Teststrecken wurden bereits vorgeschlagen:
- Zwei Kurzstrecken (Länge 400 Meter) am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen und an der neuen Fakultät für Luft-/ Raumfahrt und Geodäsie in Ottobrunn
- Eine Mittelstrecke (Länge 3,5 Kilometer) zwischen Ottobrunn und der Bundeswehr-Universität in Neubiberg
- Eine Langstrecke (Länge 30 Kilometer) zwischen Ottobrunn und dem TUM-Campus Garching
TU München plant erste Strecken und baut schnellste Kapseln für den Hyperloop
Nachdem das Projekt Hyperloop in der bayerischen Raumfahrtstrategie "Bavaria One" des Ministerpräsidenten Markus Söder aufgenommen wurde, sind die geplanten Teststrecken der TUM ein erster Schritt in Richtung Realisierung. Auch wenn die Testkapseln der WARR gänzlich unabhängig von der Planung der Hyperloop-Strecken in München seien, tragen die Erfolge der Studentengruppe zur Konkretisierung der Planung bei, heißt es von Seiten der Universität. Mit 467 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit kommt die schnellste bisher entwickelte Kapsel nämlich aus den eigenen Reihen.
Vorteile der Hyperloop-Bahn für den Personenverkehr der Stadt
Allgemein versprechen die Hersteller von Hyperloop-Systemen, wie zum Beispiel auch das US-amerikanische Unternehmen "Hyperloop Transportation Technologies" (HTT) besonders niedrige Energie-Kosten, eine geringe Lautstärke und eine bahnbrechende Schnelligkeit. Denn zusätzlich zu hohen Geschwindigkeiten könnten die Kapseln direkt von Stadtzentrum zu Stadtzentrum fahren, ganz im Gegensatz zum Flugzeug.
"Wenn du es dir vorstellen kannst, wenn du es visualisieren kannst, kannst du es auch bauen." Dirk Ahlborn, Geschäftsführer von HTT
Mit der Rohrpost durch München: Der Personentransport der Zukunft
Kritiker hingegen geben vor allem die Kosten und die Schwierigkeiten bei der Durchführung zu bedenken. Von den bis zu 1200 Stundenkilometern sind die Kapseln in den Röhren noch weit entfernt, sobald längere Teststrecken zur Verfügung stehen, sollen sich die Geschwindigkeiten der WARR-Kapseln aber auch schnell erhöhen. In München wird sich dieses Jahr wohl noch zeigen wo, wie und ob überhaupt eine Rohrpost unter der Stadt hindurch schießen wird. Sobald sich das Konsortium entschieden hat, könnte es nach Wolfgang Herrmann aber schnell gehen, und bereits in den nächsten fünf Jahren die erste deutsche Hyperloop-Strecke in Bayern entstehen.