Ist eine Fichte erst einmal vom Borkenkäfer befallen, startet ein Wettlauf gegen die Zeit. Unter der Rinde legt der Schädling Brutgänge für seine Eier an und unterbricht damit die Nährstoffversorgung des Baumes. In der Folge stirbt der ab. Zeitgleich entwickeln sich in nur sechs Wochen bis zu 100 Jungkäfer, die dann ausschwärmen um neue Fichten zu befallen.
Genau das wollen die Waldbesitzer natürlich verhindern. Deshalb versuchen sie befallene Bäume so schnell wie möglich zu erkennen und aus dem Wald zu schaffen. Bisher laufen sie dafür von Baum zu Baum und suchen das typische Bohrmehl, das anfällt, wenn der Käfer sich in einen Stamm bohrt. Die Bayerischen Staatsforsten lassen sich dieses Aufspüren des Schädlings pro Jahr zehn Millionen Euro kosten.
Sensoren erkennen den Harzgeruch eines befallenen Baumes
In Zukunft könnte das alles auch günstiger und vor allem schneller gehen: Wissenschaftler von den Universitäten Göttingen und Freiburg sowie der Forsthochschule Rottenburg haben dazu extra eine neue Flugdrohne entwickelt. Das Gerät soll befallene Bäume dann im Überflug "riechen" können. Genau genommen können Sensoren in einem antennenartigen Ausleger wahrnehmen, wenn eine Fichte Harz ausschüttet. Mit dieser natürlichen Reaktion versucht ein befallener Baum sich gegen den Schädling zu wehren.
Vitalen und kräftigen Exemplaren gelingt das häufig auch. Durch den Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit und Hitze sind viele Bäume - auch in Bayern - aber extrem geschwächt. Dann haben die Käfer leichtes Spiel.
Punktgenaues Aufspüren bringt Zeitgewinn
Derzeit arbeiten die Wissenschaftler und der Drohnenhersteller aus der Oberpfalz vor allem noch an der Genauigkeit der Lokalisierung. Ziel ist es, den Befall tatsächlich punktgenau für einen einzelnen Baum nachzuweisen und zwar unmittelbar nach dem Drohnenflug, noch im Wald. Für die Bekämpfung des Schädlings brächte das einen enormen Zeitgewinn.
Noch muss gelegentlich ein Baumkletterer helfen
Die Drohnenentwickler haben aber noch andere Probleme. Um die Sensoren mit möglichst guten Daten zu füttern, muss die Drohne sehr tief über den Baumwipfeln fliegen. Da kommt es mitunter schon mal vor, dass sie hängen bleibt. Einmal musste extra ein professioneller Baumkletterer anrücken, um die verunglückte Drohne in 25 Metern Höhe aus einer Baumkrone zu bergen. Sie soll deshalb in Zukunft neben ihrer "Nase" auch noch "Augen" bekommen. Ähnlich wie ein Staubsaugerroboter könnte sie Hindernissen dann selbst ausweichen.
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