Primäres Mikroplastik aus Kosmetika auf einer Fingerkuppe (Symbolbild)
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Forscher haben erstmals Mikroplastik in menschlichen Stuhlproben gefunden.

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Mikroplastik erstmals in Menschen gefunden

Mikroplastik wird zunehmend ein Problem für unsere Ökosysteme - nun haben Forscher aus Wien erstmals Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachweisen können. Unklar ist, wie das Plastik in die Körper der Studienteilnehmer gelangt ist.

Über dieses Thema berichtete IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Studie der Medizinischen Universität Wien und des Österreichischen Umweltbundesamts selbst war sehr klein, umfasste nur acht Teilnehmer, die aus aller Welt kamen und sich nicht kannten. Eine Woche lang führten sie ein Ernährungstagebuch und gaben anschließend die Stuhlprobe ab.

"In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer nachweisen." Bettina Liebmann, Expertin für Mikroplastik-Analysen im österreichischen Umweltbundesamt.

Nachweis von Mikroplastik in allen Proben

Alle Teilnehmer nahmen in der Testwoche auch in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen zu sich, die meisten ernährten sich darüber hinaus von Fisch oder Meeresfrüchten, keiner ausschließlich vegetarisch. In allen acht Proben konnten die Wissenschaftler Mikroplastik nachweisen.

Am häufigsten fanden sich darin Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET), die Forscher waren eigenen Aussagen zufolge überrascht über die Vielfalt des gefundenen Mikroplastiks. Weil die Pilotstudie nur acht Teilnehmer umfasste, kann sie nichts darüber aussagen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten und der Belastung mit Mikroplastik gibt.

Ernährung und Kosmetik könnten eine Rolle spielen

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung kann dazu ebenfalls noch keine Aussage treffen, aber:

"Die Aufnahme von Mikroplastik in den Magendarmtrakt und damit der Nachweis im Kot ist erwartbar, da etwa Zahnpasta mit Mikroplastik auch versehentlich verschluckt werden kann oder Lebensmittel solche Teilchen als Kontaminanten enthalten können." Bundesinstitut für Risikobewertung

Die Grünen fordern in den Zeitungen der Funke Mediengruppe nun eine drastische Reduzierung des Plastikkonsums und ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten.

"Plastik ist in unsere gesamte Lebenswelt eingedrungen, es ist eines der größten Umweltprobleme dieser Zeit." Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen

Wenig bekannt über Mikroplastik im Menschen

Bislang sei nur wenig über Mikroplastik im Menschen bekannt gewesen, sagt Bettina Liebmann. Daher habe man sich zunächst auf eine Untersuchung mit wenigen Teilnehmern konzentriert. Die Ergebnisse werden am Dienstag bei einem Kongress in Wien vorgestellt.

Mikroplastik gelangt unter anderem durch Autoreifen-Abrieb, Zerkleinerung von Bauschutt oder Kosmetika in die Umwelt, vielfach vor allem in Gewässer. Eine Studie im Auftrag von Chemiekonzernen, Kosmetikherstellern, Wasserverbänden, Abfallentsorgern und Hochschulen hat ermittelt, dass rund 330.000 Tonnen dieses primären Mikroplastiks pro Jahr in Deutschland freigesetzt werden. Sekundäres Mikroplastik entsteht dagegen durch Verwitterung und Zerfall großer Plastikteile.

Forschung über Kunststoffe und Mikroplastik

Um das Wissen über Herkunft, Verbreitung und Folgen von Plastik in der Umwelt erweitern zu können, hat das deutsche Forschungsministerium ein großes Programm aufgelegt: 18 Projekte mit rund 100 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Kommunen sollen ein Gesamtbild zeichnen, wie Kunststoffe produziert, eingesetzt, gehandelt und entsorgt werden.

Laut Definition ist Mikroplastik kleiner als fünf Millimeter im Durchmesser.

Mikroplastik
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Wie kommt Mikroplastik in Flüsse?