Durch die Masernimpfung konnte die Zahl der Erkrankungen in der Vergangenheit global stark reduziert werden - von 1980 bis 2013 um über 95 Prozent. Bedingt durch die Impfmüdigkeit in den Industrieländern, die globale Migrationsbewegung und die Pandemie gab es zuletzt weltweit allerdings wieder viel mehr Masernfälle. Schon im Januar 2019 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Masern wegen der weltweit ansteigenden Infektionszahlen zur Bedrohung der globalen Gesundheit erklärt und Erwachsenen empfohlen, ihren Impfschutz zu prüfen.
Weltweit Anstieg von Todesfällen durch Masern
Die WHO geht davon aus, dass es im vergangenen Jahr weltweit 136.000 Todesfälle aufgrund von Masern gab. Das sind 43 Prozent mehr als im Jahr davor. Auch die Erkrankungen haben um 18 Prozent zugenommen und liegen bei rund neun Millionen. Im vergangenen Jahr hätten 37 Länder größere Ausbrüche erlebt, während es im Jahr davor 22 waren, so die WHO.
Rund 83 Prozent der Menschen haben weltweit im Leben eine erste Impfdosis erhalten, 74 Prozent eine zweite. Es müssten aber nach WHO-Angaben 95 Prozent der Menschen geimpft sein, um größere Ausbrüche zu verhindern. Die Coronapandemie habe Impfprogramme in vielen Ländern unterbrochen. Alarmierend sei es, dass auch nach der Pandemie dort noch nicht wieder umfassend geimpft werde. Betroffen sind vor allem Länder in Afrika, aber auch Indien, Indonesien und Brasilien.
Wie häufig treten Masern in Deutschland auf?
Seit Einführung der Meldepflicht der Masern im Jahr 2001 ging die Anzahl der Masernfälle in Deutschland aufgrund steigender Impfquoten drastisch zurück. Seit 2020 liegt die Inzidenz der Masern in Deutschland unter der von der WHO geforderten Inzidenz von 1 Fall pro 1 Million Einwohner. Zudem herrscht in Deutschland seit März 2020 eine Masernimpfpflicht. Eltern müssen jetzt vor dem Eintritt ihrer Kinder in die Kita oder Schule nachweisen, dass diese gegen Masern geimpft sind oder bereits an Masern erkrankt waren. Das spiegelt sich in den Erkrankungszahlen wider. 2022 wurden laut RKI vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022 Daten von 15 Masernfällen an das RKI übermittelt. Im Jahr 2021 waren es zehn.
Was sind Masern?
Masern sind eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Lange Zeit galten Masern als typische Kinderkrankheit, immer häufiger infizieren sich jedoch auch Jugendliche und Erwachsene mit dem gefährlichen RNA-Virus. Bei ihnen ist der Verlauf der Krankheit meist schwerer als bei Kindern.
Wie werden Masern übertragen?
Das Virus wird über Tröpfchen in der Atemluft übertragen. Sprechen, Husten oder Niesen eines Infizierten kann für eine Übertragung des Virus schon genügen. Denn um sich mit dem Virus anzustecken, reicht es aus, die Keime einzuatmen. Über die oberen Atemwege oder die Augenbindehaut kann der Erreger in den Blutkreislauf gelangen. Auch der direkte Kontakt mit dem infektiösen Sekret aus Rachen oder Nase ist ansteckend. Das Trinken aus demselben Glas eines Masern-Infizierten oder die Benutzung desselben Bestecks kann daher ebenfalls für eine Ansteckung ausreichen.
Bis zu zwei Stunden kann das Masern-Virus in der Luft überleben. Laut Robert Koch-Institut und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte führt der Kontakt mit Masernviren bei nahezu 100 Prozent der Fälle zu einer Infektion, bei über 95 Prozent kommt es zu einem Krankheitsausbruch mit Symptomen.
Video: Warum Masern gefährlich sind
Warum Masern so gefährlich sind
Was sind die Symptome von Masern?
Zu den typischen anfänglichen Anzeichen einer Infektion gehören grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen und trockener Husten. Hinzu können Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Bauchschmerzen sowie Lichtempfindlichkeit kommen, verbunden mit einer Bindehautentzündung, die sich vor allem durch tränende Augen bemerkbar macht.
Erst in einer zweiten Phase der Erkrankung - etwa zwei bis vier Tage nach Auftreten der ersten Symptome - kommt es zu dem für Masern typischen Hautausschlag. Das Gefährliche daran: Schon mehrere Tage bevor der Hautausschlag auftritt, ist der Infizierte für andere Personen hochansteckend - aber weiß bis dahin in der Regel noch gar nichts von seiner Erkrankung.
Welche Komplikationen kann eine Maserninfektion haben?
In den meisten Fällen heilen Masern problemlos aus. Bei zehn bis 20 Prozent der Erkrankten kommt es allerdings zu Komplikationen. Gefürchtet ist dabei vor allem die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine Gehirnentzündung. Sie tritt zwar nur sehr selten als Folge einer Maserninfektion auf – etwa bei einer von 1.000 erkrankten Personen – endet aber immer tödlich. Das Tückische an dieser Folgeerkrankung: Sie tritt erst sechs bis acht Jahre nach der Infektion mit dem Masernvirus auf.
Auch andere Komplikationen sind nach einer Maserninfektion möglich. So kann eine schwere Form einer Lungenentzündung auftreten, die sogenannte Riesenzellpneumonie, oder die sogenannte Masern-Einschlusskörper-Enzephalitis, eine im Vergleich zur SSPE etwas weniger gefährliche Entzündung des Gehirns. Beide Komplikationen führen in etwa 30 Prozent der Fälle zum Tod.
Forscher aus England, Holland und den USA konnten in Studien, die im November 2019 in den Fachblättern Science und Science Immunology veröffentlicht wurden, zudem belegen, dass eine Maserninfektion - selbst wenn sie scheinbar schadlos überstanden wurde - unser Immunsystem über lange Zeit schwächt.
Masern sind beileibe keine harmlose Kinderkrankheit. Die Einführung der Impfpflicht insbesondere für Kinder soll die Infektionsgefahr verringern.
Wie werden Masern diagnostiziert?
Wegen der starken Ähnlichkeit der Symptome zu Röteln, Ringelröteln und Scharlach muss zur Absicherung der Diagnose von Masern eine Blutuntersuchung gemacht werden, bei der die entsprechenden Antikörper als Zeichen einer Maserninfektion festgestellt werden können. Die Gefahr: Wegen der grippeähnlichen Symptome im Anfangsstadium der Erkrankung werden Masern oft nicht erkannt und falsch behandelt.
Wie verläuft die Therapie einer Infektion?
Bei einer Maserninfektion vor Ausbruch der Krankheit schützt eine sogenannte postexpositionelle Impfung vor einer Erkrankung. Bei abwehrgeschwächten Personen ist innerhalb von zwei bis drei Tagen nach Kontakt mit dem Virus die Verabreichung von verschiedenen Eiweißen, sogenanntem humanem Immunglobulin, als Prophylaxe möglich.
Sind die Masern ausgebrochen, helfen Ruhe und absolute Schonung sowie eine immunstärkende Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr. Bei entsprechenden Symptomen sollte man aber auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.
Masernimpfung: Was empfiehlt die STIKO?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin empfiehlt eine erste Masernimpfung zwischen dem vollendeten 11. bis zum 14. Lebensmonat. Eine zweite Masernimpfung, um einen zuverlässigen Schutz zu gewährleisten, sollte nach Empfehlung der STIKO im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen. Sie kann bereits vier bis sechs Wochen nach der ersten Impfung durchgeführt werden. Meist wird bei beiden Impfungen ein Kombinationsimpfstoff verwendet, der gleichzeitig auch gegen Mumps und Röteln (MMR) wirkt. Wer nach 1970 geboren ist, nur einmal oder gar nicht geimpft ist, sollte nach Empfehlung der STIKO eine Masernimpfung nachholen. Das gilt auch generell für Personen, die nicht wissen, ob sie jemals geimpft wurden.
Masern sind nicht nur unangenehm. Bei 10 bis 20 Prozent der Erkrankten können Komplikationen auftreten.
Ist eine Impfung mit einem Einzelimpfstoff gegen Masern möglich?
Nein. In der EU ist seit 2018 kein Einzelimpfstoff gegen Masern mehr verfügbar. Die Kombinationsimpfstoffe, wie sie derzeit in Deutschland verimpft werden, haben laut RKI deutliche Vorteile gegenüber einem Einzelimpfstoff.
Welche Art von Impfstoff wird bei einer Masern-Impfung verwendet?
Der Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff (MMR), der für die Masern-Impfung verwendet wird, "ist ein Lebendimpfstoff, der abgeschwächte, vermehrungsfähige Viren enthält. Die abgeschwächten Masern- und Mumps-Impfviren können nicht auf Kontaktpersonen übertragen werden", schreibt das RKI in seinem Faktenblatt über die Masern-Impfung.
Wie funktioniert der Masern-Impfstoff?
Lebendimpfstoffe enthalten zwar Krankheitserreger. Sie sind aber so abgeschwächt worden, dass sie die Krankheit selbst nicht auslösen. Trotzdem vermehren sie sich im Körper und trainieren die Immunabwehr, sodass der Geimpfte nach einer Impfung vor einer Infektion geschützt ist.
Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen können nach der Masern-Impfung auftreten?
Vor allem nach der ersten Impfung können Reaktionen wie Fieber und Kopfschmerzen auftreten. Manche Geimpfte bekommen auch Hautausschlag, die sogenannten Impfmasern. "Studien weltweit zeigen, dass schwere unerwünschte Nebenwirkungen bei den MMR(V)-Impfstoffen nur sehr selten auftreten", heißt es auf der Webseite des RKI. Die Ständige Impfkommission empfehle daher die Verwendung von Kombinationsimpfstoffen "ausdrücklich".
Wie lange hält der Impfschutz nach der Masern-Impfung?
Nach einer zweifachen Impfung gegen Masern - wie von der STIKO empfohlen - "wird grundsätzlich eine lebenslange Immunität angenommen", schreibt das RKI auf seiner Internetseite.
Video: Sollen wir uns gegen Masern impfen?
Sollen wir uns gegen Masern impfen?
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Dieser Artikel ist erstmals am 22.08.2022 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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