Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Lösen Eisberge aus der Antarktis Südafrikas Wasserkrise?

In Kapstadt herrscht Wasserknappheit. Ein Gruppe von Seefahrtsexperten und Ingenieuren möchte einen Eisberg aus der Antarktis nach Südafrika transportieren, um daraus Trinkwasser zu gewinnen. Kann das funktionieren?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Idee klingt spektakulär, ist aber nicht neu: Ein großer Teil des Süßwassers auf der Erde ist in Form von Eis gespeichert, zum Beispiel in den riesigen Gletschern der Antarktis. Warum nicht einige der Eisberge, die dort entstehen, in wasserarme Regionen bringen?

Technisch denkbar

Schon länger beschäftigten sich Ingenieure, Forscher und Unternehmen damit, wie man das umsetzen könnte. Jetzt sagt der Südafrikaner Nick Sloan, dass das bald klappen könnte. Er möchte einen ganzen Eisberg transportieren, schmelzen und in das Trinkwassersystem von Kapstadt einspeisen.

Schwierige Mission auf See

Nick Sloane ist durch die Bergung des havarierten Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia bekannt geworden, er kennt sich also aus auf See. Um Eisberge nach Südafrika zu bringen, möchte er gezielt Meeresströmungen nutzen:

"Wir haben die Strömungen in der Region genau untersucht und wir glauben, wir könnten Eisberge in eine andere Strömung umleiten, in den Banguela-Strom. Der kommt an Kapstadt vorbei. Dann würde die Strömung 99 Prozent der Arbeit übernehmen." Nick Sloane, Experte für Schiffsbergungen

Für den Transport bis an die Küste soll der Eisberg mit einer Dämmfolie eingewickelt werden. So könnte dann bis zu 70% des Wassers genutzt werden. Allerdings gibt es dabei viele Probleme zu lösen: Die riesige Folie muss reißfest sein und die Eisberge brechen oft auf der Fahrt auseinander.

Komplexes Unterfangen

Außerdem wird der Eisberg den Abgasen ausgesetzt, die die mit Schweröl betriebenen Schlepper ausstoßen. Nicht zuletzt muss ein passender Eisberg gefunden werden. Der Eisberg, der Kapstadts Problem lösen könnte, müsste 100 Millionen Tonnen wiegen und mindestens 200m hoch sein.

"Ich denke es ist letztlich eine finanzielle Frage, ob genügend Geldgeber gefunden sind, denn technisch sollte es möglich sein. Ob es dann wirtschaftlich sich lohnt, ist eine andere Frage.“" Dr. Thomas Rackow, Eisbergforscher, Alfred Wegener Institut Bremerhaven

Die Verwaltung Kapstadts zum Beispiel ist skeptisch: Sie hat sich aufgrund der hohen Kosten und de Komplexität des Unterfangens vorerst dagegen entschieden. Trotzdem setzt sich Sloane nächste Woche mit interessierten Experten zusammen, um die Idee weiter zu spinnen.

Alternative Trinkwassergewinnung

Die Wasserknappheit in Kapstadt hat aufgrund einer langen Dürreperiode ein neues Level erreicht. Notfallpläne schreiben derzeit 50 Liter Wasser pro Tag und pro Person vor. Anfang Juni droht die Reduktion auf 20 Liter, wenn die Regensaison bis dahin nicht angefangen hat. Andere Strategien, um in Dürrezeiten Trinkwasser für die Bevölkerung zu gewinnen, wären Abwasserreinigung oder Meerwasserentsalzung.