Zwei Fahrradfahrerinnen bei Blitz unterwegs in den Bergen
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Blitz und Donner: So schützen Sie sich bei einem Gewitter

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Blitz und Donner: So schützen Sie sich bei einem Gewitter

Wenn man unterwegs von einem Gewitter überrascht wird, sollte man sich in Sicherheit bringen. Aber was tun, wenn es keinen Schutz gibt? Weglaufen? Sich hinlegen? Lebensgefährlicher Gedanke! Tipps, was bei Blitzen und Gewitter wirklich schützt.

Über dieses Thema berichtet: Habe die Ehre am .

In Bayern gewittert es aufgrund der Nähe zu den Alpen häufiger als im restlichen Deutschland. Blitzschläge sind lebensgefährlich. Pro Jahr sterben im Schnitt vier Menschen an den Folgen eines Blitzschlags, 110 Personen werden verletzt.

Dunkle Wolken ballen sich am Himmel, es grollt und donnert - und dann geht es los! Wenn man einen Donner wahrnimmt, ist das Gewitter nicht weiter als zehn Kilometer entfernt. Höchste Zeit, gefährliche Bereiche wie freie Felder, Schwimmbäder etc. zu verlassen. Wenn zwischen Donner und Blitz nur noch zehn Sekunden und weniger ist, besteht akute Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden, so der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE).

Falsch: Flach auf den Boden legen

Die häufigsten Fehler bei einem Gewitter sind, entweder mit großen Schritten wegzulaufen oder sich flach auf den Boden zu legen - beides bietet dem Blitz eine breite Angriffsfläche.

Richtig: In die Hocke gehen

Der sicherste Platz bei einem Gewitter ist ein festes Gebäude oder ein geschlossenes Auto, so der Deutsche Feuerwehrverband. Wer aber von einem Gewitter überrascht wird und nirgends mehr Schutz suchen kann, sollte in die Hocke gehen - idealerweise in einer natürlichen Bodensenke. Die optimale Stellung: kauernd, die Füße nah zusammen, die Arme um die Knie, Kopf einziehen, den Kontakt zum Boden so klein wie möglich halten. Das reduziert die Gefahr beträchtlich. Wichtig ist, nicht der höchste Punkt im Gelände zu sein.

Menschengruppen: Abstand voneinander halten

Außerdem sollte man darauf achten, dass man nicht in Gruppen Schutz sucht, sondern einzeln. Man sollte mindestens einen Meter oder besser noch mehr Abstand zu anderen Menschen einhalten.

Hände weg von metallenen Gegenständen

Sobald ein Gewitter aufzieht, Finger weg von metallenen Gegenständen wie Wanderstöcken, Golfschlägern und Karabiner – das gilt natürlich auch für einen Regenschirm. Metall leitet den Strom besonders gut weiter. Diese Dinge gehören deshalb mindestens fünf Meter weit weg. Achtung: Auch Handy, Geldbeutel und Schlüssel enthalten Metall.

Lebensgefährlicher Merkspruch: "Buchen sollst du suchen ..."

Der Blitz schlägt meistens in die höchste Erhebung ein. Gefährlich sind daher alleinstehende Bäume, Baumgruppen, Masten oder Bergspitzen. Hier sollte man einen Mindestabstand von zehn Metern einhalten, in den Bergen auch bedeutend mehr. Denn auch wer sich nur in der Nähe eines Blitzeinschlags aufhält, kann noch vom Blitz getroffen werden - wenn auch indirekt. Der Blitzstrom breitet sich an der Einschlagstelle kreisförmig in alle Richtungen im Boden aus und verliert dabei an Stärke. Sind die Füße - zum Beispiel beim Wegrennen - weit auseinander, dann besteht zwischen ihnen ein Spannungsunterschied und der Strom kann durch den Körper fließen. Das kann zu lebensbedrohlichen Folgeerscheinungen führen - wie zum Beispiel Herzstillstand.

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Blitz und Gewitter - auf dem freien Feld und unter einzelnen Bäumen wird's gefährlich.

Verhaltenstipps bei Gewitter auf einen Blick

  • Versuchen Sie, nicht der höchste Punkt im Gelände zu sein - suchen Sie eine Mulde, einen Hohlweg oder einen Felsvorsprung.
  • Finger weg von metallenen Gegenständen
  • mehrere Meter Abstand zu anderen Personen
  • Hocken Sie sich hin - mit geschlossenen Beinen. Umfassen Sie Ihre Knie. Auf keinen Fall hinlegen!
  • Meiden Sie nicht nur Bäume aller Art (egal, ob Buche oder Eiche), sondern auch Aussichtstürme, Masten - schlicht alle Erhöhungen.

Verhalten bei Gewitter in den Bergen

Oberstes Gebot in den Bergen: sich nicht nur auf Apps und Wettervorhersagen verlassen, sondern immer ein wachsames Auge auf die Wetterentwicklung haben und den Himmel beobachten. Rechtzeitig die Tour abbrechen. Schafft man das nicht, Hände weg von allem Metallischen - wie Wanderstöcken oder Drahtseilen beim Klettern. Sofort raus aus der Wand. Schauen Sie sich nach einer Biwakschachtel, einem Felsvorsprung oder einer Höhle um - aber bitte in die Mitte setzen und nicht die Wände berühren. Achtung auch vor nassen Felswänden - sie können den Strom eines Blitzes in den Körper leiten.

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Zelte bieten keinen Schutz vor Blitzen.

Auf und im Wasser: Sofort raus aus dem Wasser

Ist man mit dem Segelboot unterwegs, sind Masten wahre Blitzfänger. Generell gilt: Wassersportler sollten sich bei herannahendem Gewitter sofort an Land begeben. Schwimmer sollten unverzüglich raus aus dem Wasser, denn im Wasser kann sich der Blitzstrom gut verteilen und verliert zunehmend an Spannung. Ein im Wasser schwimmender langgestreckter Körper weist so starke Spannungsunterschiede auf, dass der Strom hindurchfließt. Das führt zu schweren Verletzungen oder gar zum Herzstillstand. Schwimmen bei Gewitter ist lebensgefährlich.

Wie sicher ist man bei Gewitter im Auto?

Michael Faraday war ein englischer Physiker und Chemiker, der von 1791 bis 1867 lebte. Er wies nach, dass elektrische Ströme immer an der Außenseite von metallischen Körpern abfließen und keine elektrischen Effekte auf das Innere des Käfigs einwirken - das gilt auch für Blitze. So bieten Autos, Flugzeuge, Züge oder Seilbahngondeln als sogenannte "Faradaysche Käfige" Schutz bei Gewitter. Ist ein Auto in Bewegung, besteht dennoch Gefahr: Durch den Blitzeinschlag könnten Reifen explodieren und das Auto könnte sich überschlagen.

Radler und Motorradfahrer: Weg vom Zweirad!

Radfahrer sollten bei einem Gewitter sofort absteigen und einen Mindestabstand von fünf Metern zwischen sich und ihren metallenen und damit leitenden fahrbaren Untersatz bringen. Für Motorradfahrer gilt dasselbe. Dass die Gummireifen einen schützen, ist ein Irrglaube. Am besten, man sucht ein sicheres Gebäude auf oder verhält sich genauso wie ein Fußgänger, der von einem Gewitter überrascht wird.

Was sind die Folgen eines Blitzschlags?

Wenn ein Blitz direkt in den Körper einschlägt, hat man kaum eine Chance: Bei einem Blitzschlag können bis zu 100 Millionen Volt und mehrere 10.000 Ampere innerhalb von 0,02 Sekunden auf einen Menschen einwirken. Die Stromstärke führt zum sofortigen Tod durch Herzstillstand.

Eine Chance aber hat das Blitzopfer: Wenn ein großer Teil des Blitzstroms nicht durch den Menschen hindurch, sondern über dessen Körperoberfläche fließt. Nichtsdestotrotz kommt es zu schweren körperlichen Schäden wie Lähmungen, Amnesien, Krämpfen, Verbrennungen oder Herzschäden.

Spätfolgen nicht ausgeschlossen

Es kann auch zu Folgeschäden durch Blitzschlag kommen, wie chronischen Schmerzen, mangelndem Erinnerungsvermögen, Gehirn- und Nervenschäden bis hin zu Persönlichkeitsänderungen. Da die Symptome oft erst Monate nach einem Blitzschlag auftreten, bringen viele Ärzte diese aber nicht mit dem Ereignis in Zusammenhang.

Erste Hilfe kann Leben retten

Wenn man Zeuge eines solchen Ereignisses wird, sollte man sofort Erste Hilfe leisten. Da ein Blitzschlag zu Herz- und Atemstillstand führen kann, sind Sofortmaßnahmen für das Opfer lebenswichtig.

  • Rettungswagen rufen.
  • Kreislauf und Atmung überprüfen und Verletzten geschützt lagern.
  • Wenn möglich, viel trinken lassen, um Schockzuständen vorzubeugen.
  • Bewusstlose Blitzopfer in die stabile Seitenlage bringen.
  • Bei Atemstillstand und fühlbarem Puls: Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen.
  • Kein Puls, Herzstillstand: Herzdruckmassage durchführen.

Immer ins Krankenhaus

Auch wer "nur" von einem Blitz gestreift wird, muss für die nächsten 24 Stunden zur Beobachtung ins Krankenhaus. In diesem Zeitraum können gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten, selbst wenn sich der Betroffene zuerst wohl fühlt.

Im Audio: BR Heimat: Brauchtumsexpertin Dorothea Steinbacher spricht mit Andreas Estner auch über die Sommer früher

Rapsblüten vor Gewitterfront
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Gewitterstimmung über einem Rapsfeld

Dieser Artikel ist erstmals am 8. Juli 2019 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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