Paar lachend vor dem Fernseher mit Popcorn.
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Eingespielte Lacher in TV-Serien wirken absurd, erfüllen aber ihren Zweck: Sie animieren Zuschauer zum Lachen, wie eine Studie jetzt bestätigt.

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Lacher vom Band machen schlechte Witze in Serien lustiger

Mit Witzen ist das so eine Sache: Nicht jeder findet das Gleiche lustig. In einer aktuellen Studie konnten Forscher aus Großbritannien aber jetzt belegen, dass zumindest eingespielte Lacher in TV-Serien Zuschauer tatsächlich zum Lachen animieren.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Also doch: Die eingespielten Lacher in manchen Fernsehsendungen mögen zwar absurd klingen, erfüllen aber sehr wohl ihren Zweck. Zuschauer lachen selbst über maue Witze, wenn zur Pointe Lacher eingespielt werden. Das konnten Wissenschaftler vom University College London (UCL) anhand einer jetzt im Fachmagazin "Current Biology" veröffentlichten Studie belegen. Dabei bewerteten die Studienteilnehmer die Witze besonders gut, wenn gleichzeitig natürliches, spontanes Gelächter eingespielt wurde. Aber auch bei gestellten Lachern vom Band wurden Scherze als deutlich witziger bewertet als ohne jegliche Einspielung.

Bewertung von Flachwitzen als Grundlage für Studie

Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler um Qing Cai eine Liste mit Flachwitzen zusammengestellt - also Witze, die so schlecht sind, dass sie schon wieder gut sind. Kalauer, wie zum Beispiel : "Warum sind Katzen gut bei Videospielen? Weil sie neun Leben haben" oder: "Womit zahlt ein Dinosaurier? Mit Tyrannosaurus Checks" sollten die Studienteilnehmer dann auf einer Skala von eins bis sieben bewerten - von gar nicht witzig bis saukomisch.

Schlechte Witze - mit und ohne eingespieltem Lachen

Die Teilnehmer der Untersuchung wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe bekam die Witze, die ein Comedian am Computer eingelesen hatte, ohne zusätzliche Lacher vorgespielt. Die anderen Teilnehmer mussten die Witze mit extra eingespielten Lachern bewerten. Bei den eingespielten Lachern teilten die Wissenschaftler die Gruppe noch einmal auf: Die eine Hälfte bekam die Witze mit echtem, spontanen Lachen vorgespielt. Die andere Hälfte der Gruppe bekam die Kalauer mit gestellten, unnatürlichen Lachern präsentiert.

Das Einspielen von natürlichen Lachern zeigt beste Wirkung

Herauskam, dass die Studienteilnehmer grundsätzlich die Witze besser bewerteten, wenn Lacher zur Pointe eingespielt wurden. Für die Studienteilnehmer erschienen die Kalauer aber besonders witzig, wenn spontane, natürliche Lacher dazu eingespielt wurden.

"Ich finde es faszinierend, dass Gelächter die Witze lustiger erscheinen lässt. Aber vor allem, dass sie umso lustiger empfunden wurden, umso spontaner das Lachen war", kommentierte Sophie Scott, Neurowissenschaftlerin am University College London und Co-Autorin der Studie, das Ergebnis.

Autisten bewerteten Witze mit eingespielten Lachern sogar noch besser

Unter den 72 Teilnehmern der Studie, die die sogenannten Flachwitze mit extra eingespielten Lachern vorgespielt bekamen, waren auch 24 diagnostizierte Autisten. Über ihre Bewertung der Witze waren die Forscher besonders überrascht: Sie fanden die Witze noch lustiger als die anderen Teilnehmer dieser Gruppe. In früheren Studien hatten Forscher festgestellt, dass Autisten - zumindest im Kindesalter - im Verhalten weniger stark darauf reagieren, ob andere mitlachen oder Lacher in Cartoons eingespielt werden. Bei der Bewertung des Witzes spiele dies offenbar keine Rolle, heißt es dazu in der Pressemitteilung zur Studie.

Warum Lacher aus der Konserve funktionieren, ist unklar

Warum die Witze mit Lachern generell besser bewertet wurden, ist nicht geklärt. Die Forscher vermuten, dass es einen Ansteckungseffekt geben könnte oder dass der Witz durch das Gelächter eine Art Billigung erfährt. In weiteren Studien wollen sie das nun näher untersuchen:

"Wir wollen Gehirn-Scans machen, um herauszufinden, wie das gehörte Lachen die Aufnahme des Witzes im Gehirn beeinflusst, und ob das bei allen Menschen gleich abläuft", sagte Sophie Scott, bei der Präsentation ihrer Studie.

Künstliche Lacher sind vor allem in amerikanischen Sitcoms Realität

Dass Lachen ein soziales Phänomen ist und Menschen daher öfter lachen, wenn sie mit anderen zusammen sind, haben auch Produzenten von Fernsehshows längst erkannt. Viele amerikanische Serien, wie zum Beispiel "Friends", würden deshalb vor einem Live-Publikum aufgezeichnet und Passagen mit schwächeren Lachreaktionen bei der späteren Bearbeitung mit künstlichen Lachern verstärkt, verriet die Neurowissenschaftlerin Sophie Scott über den Einsatz künstlicher Lacher in Fernsehshows.