Eine Kriebelmücke auf Haut
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Der Biss einer Kriebelmücke juckt gemein

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Schmerzhafte, juckende Bisse: Zunahme von Kriebelmücken erwartet

Viele Insekten können die Sommerfreuden vergällen, aber die Kriebelmücke gehört zu den schlimmsten. Sie könnten hierzulande bald deutlich häufiger vorkommen. Ihr Biss führt zu einem wochenlangen, unerträglichen Juckreiz. Wie kann man sich schützen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Kriebelmücken sehen so harmlos aus - wie kleine, schwarze Fliegen. Sie werden nur drei bis vier Millimeter groß. Dabei ist eine Attacke dieser Insekten alles andere als harmlos. Ihr Biss führt zu quälendem Juckreiz, Entzündungen und Erkrankungen.

Laut einer Studie von Forschenden der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt, könnten Kriebelmücken hierzulande bald deutlich häufiger vorkommen. Ursache seien die erhöhten Temperaturen, die "zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken führen", so das Forscherteam. Die Studie ist im Fachjournal "Science of the Total Environment" erschienen.

Kriebelmücken stechen nicht, sie beißen

Kriebelmücken stechen nicht einfach zu und saugen das Blut aus, wie andere Mücken. Kriebelmücken mögen's martialischer: Sie reißen mit ihren Mundwerkzeugen kleine Wunden, aus denen das Blut austritt. Daran laben sie sich dann.

Das Gemeine: Ihr Anflug wird nicht durch ein mückentypisches Surren angekündigt und wir Menschen merken den Biss anfangs gar nicht. Denn mit ihrem Biss injiziert die Kriebelmücke ein spezielles Eiweißgemisch, um zu verhindern, dass ihre Blutmahlzeit gerinnt. Darin enthalten sind auch betäubende Stoffe, sodass sie unbehelligt ihre Mahlzeit beenden kann. Durch diese Substanzen können schwerwiegende allergische Reaktionen ausgelöst werden, sagt Sven Klimpel von der Universität Frankfurt.

Wie sieht der Biss einer Kriebelmücke aus?

Der Biss einer Kriebelmücke kann zu starken Schwellungen führen, die furchtbar jucken, aber auch zu Blutergüssen - wenn man Pech hat, mehrere Wochen lang. Und dadurch, dass sie eine kleine Wunde in die Haut des Menschen reißt, kann auch Schmutz eindringen. Deswegen sollten Sie, wenn Sie den Biss bemerkt haben, die Wunde desinfizieren. Sollte es trotzdem zu einer Entzündung kommen, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Auch wenn der Juckreiz nicht auszuhalten ist oder man Gefahr läuft, sich wund zu kratzen, können Arzt oder Apotheker weiterhelfen - mit juckreizlindernden Cremes oder kortisonhaltigen Salben. Denn wenn man sich aufkratzt, können Erreger in die Wunde eintreten, zu Entzündungen und schlimmstenfalls zu einer Blutvergiftung führen. Außerdem sind Kriebelmücken in der Lage, durch ihren Biss Infektionskrankheiten auslösende Erreger zu übertragen, sagte Klimpel. 

Welche Krankheitserreger überträgt die Kriebelmücke?

Der Fadenwurm Onchocerca volvulus ist auf dem afrikanischen Kontinent beheimatet und zählt zu den bekanntesten durch Kriebelmücken übertragenen Erregern. Er kann die sogenannte Flussblindheit auslösen. Weltweit haben bisher mehr als 1,15 Millionen Menschen infolge einer Infektion einen Sehverlust erlitten, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Das Forscherteam möchte in weiteren Studien mithilfe von Labortests herausfinden, inwieweit Kriebelmücken-Arten in der Lage sind, bestimmte Erreger von Infektionskrankheiten auch unter in Europa herrschenden Bedingungen zu übertragen. 

Wo halten sich Kriebelmücken auf?

Kriebelmücken kommen weltweit vor und sind auch hierzulande heimisch geworden. Besonders im Frühjahr und Herbst werden sie zur Plage. Sie leben in der Nähe von fließenden Gewässern - also Flüssen und Bächen - und Viehweiden. Kühe, Pferde oder anderes Weidevieh sind ihre bevorzugten Opfer. Aber auch der Mensch wird als Nahrungsquelle nicht verschmäht.

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Ein Pony mit Schutzdecke

Welche Kriebelmücken-Art profitiert vom Klimawandel?

In Deutschland kommen 57 der bisher 2.000 bekannten Kriebelmücken-Arten vor. Die Forschenden haben mit Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen die zwölf häufigsten dort heimischen Arten in drei Gruppen unterteilt: "Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten", sagt Sarah Cunze von der Universität Frankfurt.

Zu den Nutznießern der zukünftig höheren Temperaturen gehören die Tieflandarten. Sie würden sich durch eine höhere Toleranz gegenüber menschengemachten Veränderungen auszeichnen und könnten in Zukunft häufiger auftreten, so die Forschenden. Zu ihnen gehören auch medizinisch bedeutende Arten. Sie haben ein besonders aggressives Verhalten gegenüber Säugetieren und Menschen und treten häufig in sehr großer Zahl auf. Die Gruppe der Arten mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den Gewässeroberläufen wird aufgrund steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer hingegen als potenziell gefährdet eingeschätzt.

Was kann man gegen Kriebelmücken tun?

Anders als andere Mückenarten kommen die Kriebelmücken in der Regel nur im Freien vor. Wer sich also sicher dagegen schützen will, müsste im Haus bleiben - eine wenig praktikable Maßnahme. Zumindest aber kann man die Umgebung, die die Mücken bevorzugen, meiden oder sich durch lange Kleidung schützen. Durch den Stoff können Kriebelmücken - im Gegensatz zur Stechmücke mit ihrem Rüssel - nicht beißen. Wem das im Sommer zu warm ist, kann es auch mit herkömmlichen Mückensprays versuchen.

Dieser Artikel ist erstmals am 3. Juli 2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

Im Video: Mücken-Mythen: Was stimmt, was nicht?

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Mücken-Mythen

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

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