Eine Kontaktlinse schwimmt auf Flüssigkeit. Über Toilette oder Waschbecken entsorgt, landen Kontaktlinsen am Ende als Mikroplastik im Meer.
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Schwimmende Kontaktlinse: Studie zeigt, dass Kontaktlinsen oft im Abwasser landen.

    Kontaktlinsen landen als Mikroplastik im Meer

    Wohin mit der Kontaktlinse, wenn sie ausgedient hat? Eine Studie zeigt: Erschreckend oft landen Kontaktlinsen im Waschbecken oder Klo. Am Ende ihrer Reise durchs Abwasser gelangen sie ins Meer - zu Mikroplastik zerkleinert.

    Rund 3,5 Millionen Menschen in Deutschland tragen Kontaktlinsen, etwa die Hälfte davon regelmäßig. Dabei sind weiche Linsen besonders beliebt - und werden entsprechend oft gewechselt: Ein Viertel aller Kontaktlinsenträger nutzt nach Angabe des Berufsverbandes der Augenärzte täglich frische Kontaktlinsen. Doch wohin mit den ausgedienten Kontaktlinsen?

    Bitte nicht ins Klo! US-Studie mit erschreckendem Ergebnis

    Weil es bislang noch überhaupt nicht erforscht wurde und Charles Rolsky von der Arizona State University in Tempe, USA, selbst Brillenträger ist, hat der Chemiker untersucht, was mit den Kontaktlinsen der etwa 45 Millionen US-amerikanischen Kontaktlinsenträgern passiert. Das erschreckende Ergebnis: Ein großer Teil der entsorgten Linsen landet im Abwasser. Kein ganz kleines Problem: Wer täglich frische Linsen einsetzt, hat am Ende des Jahres gut 700 Kontaktlinsen verbraucht.

    20.000 Kilogramm Kontaktlinsen im Wasser

    Eine Umfrage unter 400 Linsenträgern in Bosten ergab: 15 bis 20 Prozent der Tages- oder Monatslinsen werden am Ende des Tages im Waschbecken oder der Toilette hinuntergespült. Hochgerechnet die Milliarden Kontaktlinsen, die Jahr für Jahr in US-amerikanische Augen gesetzt werden, bedeutet das: Etwa 20.000 Kilogramm Kontaktlinsen jährlich enden im Wasser.

    Kontaktlinsen in den Klärwerken zu Mikroplastik zerkleinert

    Was die Chemiker der Arizona State University daraufhin besonders interessierte: Was passiert mit den Kontaktlinsen in den Klärwerken, die ja aus dem Wasser alles herausholen sollen, was da nicht hinein gehört? Weiche Kontaktlinsen bestehen aus speziellen Kunststoff-Verbindungen, die dafür sorgen, dass die Linsen sich weich ans Auge anschmiegen und zugleich Sauerstoff durchlassen.

    Auf solche Verbindungen sind Kläranlagen nicht eingestellt. Die Untersuchungen der Forscher ergaben: Kontaktlinsen werden keinesfalls abgebaut. Aber ihre Strukturen werden geschädigt und die Linsen werden oft mechanisch zerbrochen - zu Mikroplastik-Teilchen. Das weiche Material knickt und schlüpft durch Filtersysteme zurück in die Gewässer oder landet zusammen mit dem Klärschlamm auf Feldern und nach dem nächsten oder übernächsten Regenguss erneut im Oberflächenwasser - und am Ende auch im Meer.

    Wohin mit den alten Kontaktlinsen?

    Ganz klar: Ins Abwasser gehören die Kontaktlinsen nicht - weder über die Toilette noch das Waschbecken. Kontaktlinsen sind recyclebar, erkennbar am Grünen Punkt auf der Verpackung. Entsprechend gehören sie je nach Abfallsystem in den Gelben Sack oder die Grüne Tonne. Manche Optiker, Apotheker oder Drogeriemärkte nehmen alte Kontaktlinsen auch entgegen oder stellen Sammelsäcke zur Verfügung.

    Gibt es ökologische Kontaktlinsen?

    Biologisch abbaubare Kontaktlinsen gibt es noch nicht. Das ist zum Teil der Natur der Sache geschuldet: Die Linsen sollen sich ja im Kontakt mit dem Körper und seinem biologischem Milieu auch nicht einfach auflösen.

    Umweltschonender sind Kontaktlinsen, die länger im Einsatz sind - harte Jahreslinsen etwa. Das spart auch Verpackung. Wer aber den ökologisch besseren Durchblick haben möchte, der greift lieber zur Brille.