Es steht schlecht um die Artenvielfalt auf der Erde, das zeigte schon der alte Bericht vor 14 Jahren. Jetzt soll ein neuer Report zur Artenvielfalt veröffentlicht werden - zurzeit diskutieren Experten und Politiker in Paris eine Woche lang über den abschließenden Text. Am 6. Mai wird der Weltbiodiversitätsrat IPBES die Zusammenfassung veröffentlichen.
Drei Jahre lang haben 150 Experten aus 50 Ländern das vorhandene Wissen zusammengetragen, fast 15.000 Quellen analysiert und 250 weitere Fachleute befragt. Erstmals wurden auch Erkenntnisse und Interessen indigener Bevölkerungsgruppen und Wissen aus lokalen Quellen berücksichtigt.
Artenvielfalt ist großen Belastungen ausgesetzt
Schon im Jahr 2005 war der Bericht zur weltweiten Artenvielfalt ernüchternd ausgefallen. Die Ökosysteme seien in den davorliegenden 50 Jahren größeren Belastungen ausgesetzt gewesen als je zuvor, die Roten Listen werden jedes Jahr länger.
"Die aktuelle Fachliteratur zeigt, dass der Rückgang der Artenvielfalt noch nicht gestoppt ist." Josef Settele, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Mitautor des Berichts
Schutz der Arten und des Klimas hängen zusammen
Die weltweiten Bedrohungen für die Artenvielfalt sind bekannt: Klimawandel, intensive Landwirtschaft, Verschmutzung, Überfischung, Wilderei und die Zerstörung natürlicher Lebensräume. Deswegen wurden auch in den vergangenen Jahren schon zahlreiche Artenschutzprogramme vereinbart. Der Bericht wird dokumentieren, inwieweit bereits vereinbarte Artenschutz-Ziele erfüllt worden sind. Zum Beispiel die 2010 verabschiedeten "Aichi-Ziele". Sie sollten den Verlust an natürlichen Lebensräumen mindestens halbieren und die Überfischung der Weltmeere stoppen. Dazu sollten 17 Prozent der Landfläche und 10 Prozent der Meere unter Schutz gestellt werden.
Auch die Umsetzung der UN-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (SDG) und des Pariser Klimaabkommens wurde für den neuen Report beurteilt.
Die Meere haben für den Artenvielfaltsbericht einen besonderen Stellenwert, so Julian Gutt, Mitautor des Reports und Meeresbiologe.
"Das Leben im Meer ist fast genauso wichtig für uns Menschen wie das Leben an Land. Was darin passiert, ist aber schlechter sichtbar. Aber: Im Meer sind nach allem was wir wissen, bisher noch weniger Arten ausgestorben als an Land." Julian Gutt, Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven
Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind bedroht oder stehen schon heute auf der Roten Liste: Nashörner, Leoparden, Orang-Utans, aber auch weniger exotische Tiere, wie viele heimische Feldvögel, Kröten und Frösche oder sogar Turteltauben. Vier von zwanzig Fledermausarten Bayerns und fast ein Drittel der Wildpflanzen in Deutschland sind gefährdet.
Der neue IPBES-Bericht soll unter anderem eine Grundlage für die nächste Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention 2020 im chinesischen Kunming sein.