Bagger tragen in einer Kiesgrube den Rohkies Schaufel für Schaufel ab. Ein Förderband bringt das Material ins Kieswerk. Dort werden in vielen Arbeitsschritten aus dem Rohkies Sand, Kies und Splitt gemacht. Sand und Kies sind nach Wasser die wichtigsten Rohstoffe für die Bauindustrie. Sand steckt aber auch in vielen Produkten des täglichen Lebens: in Zahnpasta und Seife, in Reinigungsmitteln, in jedem Computer, Handy und Tablet. Glas wird vorwiegend aus Sand hergestellt. Beton besteht sogar zu zwei Dritteln aus Sand und Kies, feine und grobe Gesteinskörnung in etwa zu gleichen Teilen. Der Rest ist das Bindemittel Zement und Wasser.
Mehr Sand abgebaut als entstehen kann
Da die Weltbevölkerung wächst und immer mehr Menschen in Städte ziehen, wird auch immer mehr gebaut. Der Sand- und Kiesbedarf für Beton, mit dem Häuser, Straßen, Brücken und Industrieanlagen entstehen, steigt nach Schätzungen des UN-Umweltprogramms Unep jährlich um 5,5 Prozent. Auch wenn die Bestände weltweit enorm sind, wird mancherorts der Sand knapp. Es wird weniger Sand geschaffen als abgebaut.
"Unsere Gesellschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut." Pascal Peduzzi, Projektleiter des Unep-Reports über Sand am 7. Mai 2019
Weltweit werden nach Angaben der Unep 40 Milliarden Tonnen Sand pro Jahr abgebaut. Aufgrund des weltweiten Baubooms verschwindet aus Flüssen, Deltas und Küsten viel mehr Sand, als die Natur dort wieder hinbringen kann. Denn Sand entsteht aus der langsamen, Jahrtausende dauernden Erosion von Berggestein. Bei uns in Deutschland etwa stammt der Sand aus der Eiszeit.
Kies- und Sandabbau gegen Umweltschutz
Zwar habe Deutschland reiche natürliche Vorkommen an Sand, erklärt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Die rund 2.000 Sand- und Kiesgruben hierzulande gewinnen rund 240 Millionen Tonnen Bausand und Kies pro Jahr. Ein Großteil der Vorkommen liege aber in Naturschutzgebieten, unter Wohn- und Gewerbeflächen, Straßen und Schienen und sei damit nicht abbaubar, so die Behörde. Und Bauern wollen in Zeiten steigender Grundpreise keine Äcker verkaufen.
Wie Sand ganz langsam entsteht
Sand entsteht über Jahrmillionen hinweg in einem Hochgebirge oder Felsmassiv. Sonne, Regen, Frost, Wind und Kleinstlebewesen zersetzen selbst härtestes Gestein – sogar zu feinem Quarzsand. Der wird vom Wind in alle Himmelsrichtungen getragen und lagert sich meist in Senken ab. Auch fließende Gletscher zerreiben Gestein zu Sand, der als Sediment in Flüssen abfließt. Auf seiner Reise flussabwärts Richtung Meer lagert sich das Material entlang der Ufer oder am Grund von Seen ab. Am Meer entstehen Sandstrände, wenn Flüsse große Mengen an verwittertem Gestein in die Ozeane transportieren und am Strand ablagern. Auch im Meer, wenn Korallen und Muscheln zerrieben werden, entsteht Sand.
Wüstensand ist kein Bausand
Irritierend ist, dass selbst Wüstenländer Sand importieren müssen. Denn Wüstensand eignet sich für die Betonherstellung nicht. Er ist zu feinkörnig und zu rund. Wind und Bewegung haben alle Ecken und Kanten der Sandkörnchen abgeschliffen. Genau die braucht es aber beim Bau, sie sorgen für die nötige Haftung und Stabilität. Ecken und Kanten hat aber nur der Sand aus Flüssen und Meeren. Deshalb werden ganze Strände geräumt, die Region ist für den Tourismus nicht mehr nutzbar. Das illegale Sandabgraben in Flüssen hingegen dezimiert dort lebende Tiere. Den Anwohnern fehlen dann Nahrung und ihre Existenzgrundlage. Außerdem werden die Flussufer instabil und wie beim Abbau von Sanddünen führt dies zu Überschwemmungen in den Regionen.
Unep fordert internationale Regeln für Kiesabbau
Der unregulierte Abbau von Sand sei für die Umwelt gefährlich, kritisiert die Unep. Und wirbt für internationale Regeln, die festlegen, wie viel Sand wo schonend abgebaut werden kann. Mittlerweile haben sich in vielen Ländern mafiöse Strukturen entwickelt, die sich weder um Gesetze noch um die Betroffenen scheren - und erst recht nicht um die Umwelt. Insbesondere in Drittweltstaaten gibt es immer mehr Fälle von illegalem Sand-Abbau.
Singapur – der größte Sandimporteur der Welt
In Afrika und Asien entstehen die großen Megastädte der Zukunft - aus Sand. Der Stadtstaat Singapur in Südostasien ist der größte Sandimporteur der Welt. Um seine ehrgeizigen Baupläne zu verwirklichen, hat Singapur in den vergangenen vierzig Jahren seine Landfläche um 130 Quadratkilometer erweitert. Die zusätzliche Fläche wird durch Aufschüttung im Meer gewonnen. Dafür hat die Stadt in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als 500 Millionen Tonnen Sand eingeführt. Anrainerstaaten wie Malaysia, Indonesien, Kambodscha und Vietnam haben inzwischen ein Ausfuhrverbot für Sand verhängt.
Kaum noch Flächen für Rohstoffabbau
Die Geschäfte mit Sand finden nicht nur an der Küste oder in Wüstenregionen statt. Auch in vielen Regionen Bayerns und Frankens wird Kies und Sand abgebaut. Doch Anwohner und Umweltschützer wehren sich gegen neue Abbaugruben. So wird es in dicht besiedelten Gegenden immer schwerer, Flächen für den Rohstoffabbau zu bekommen. Das hat zur Folge, dass für bestimmte Betonarten starke Preisanstiege zu verzeichnen sind, weil entsprechende Lagerstätten fehlen. Wenn Geologen von Sand sprechen, meinen sie nämlich nicht eine spezielle mineralische Zusammensetzung, sondern die Korngröße. So ein Korn kann zwischen sechs Hundertstel und zwei Millimeter groß sein.
Beim Sand kommt es auf die Größe an
Je nach Korngröße wird Gesteinsmaterial von Geologen unterschiedlich benannt. Alles was größer als 6,3 Zentimeter ist, heißt Stein. Material zwischen 6,3 Zentimetern und 2 Millimetern bezeichnen Geologen als Kies. Sand sind Körnchen zwischen 2 Millimetern und 0,063 Millimetern Durchmesser. Doch es geht noch kleiner: Von 0,063 Millimetern bis 0,0002 Millimetern spricht man von Schluff. Alles was noch kleiner ist, wird als Ton bezeichnet.
Sandmangel - Alternativen beim Bau gesucht
Gegen neue Kiesgruben wehren sich häufig Anwohner und Umweltschützer. Da stellt sich die Frage nach Alternativen für Bausand. In einigen Bauten kann Sand teilweise etwa durch Sägemehl ersetzt werden. In ihrem Report vom Mai 2019 fordert die Unep, dass Unternehmer aus Altbeton Recycling-Materialien für den Bau entwickeln sollen, damit uns der wertvolle Rohstoff Sand nicht irgendwann buchstäblich durch die Finger rinnt.