Mikroplastik im Vergleich zu einer Ein-Cent-Münze
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Mikroplastik findet sich überall in der Natur, in Lebensmitteln und Getränken. Auch im menschlichen Körper lagern sich Kunststoffteilchen ab.

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Jeder nimmt etwa 100 Kunststoffteilchen pro Tag auf

Die Erde versinkt in Plastik. Es ist im Boden, im Wasser und in der Luft. Wir essen, trinken und atmen täglich winzige Plastikteilchen ein. Wie sich Mikroplastik im Körper langfristig auf unsere Gesundheit auswirkt, ist noch unklar.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Planet Plastik: Jedes Jahr gelangen zehntausende Mikrokunststoffpartikel in unseren Körper. Das zeigt eine Studie, die am 5. Juni 2019 im Fachmagazin "Environmental Science & Technology" publiziert wurde.

Mikroplastik ist in Lebensmitteln und Getränken enthalten

Der kanadische Biologe Kieran Cox von der University of Victoria und seine Kollegen werteten 26 Studien zur Mikroplastikbelastung aus. Dabei ging es um Kunststoffteilchen in Meeresfrüchten, Honig, Zucker und Salz sowie Alkohol, Mineral- und Leitungswasser. Dann fanden sie heraus, wie viel Menschen davon in etwa konsumieren. Sie rechneten aus, dass je nach Alter und Geschlecht jeder zwischen 74.000 und 121.000 Mikroplastikpartikel im Jahr aufnimmt. Diese Zahlen hatten die Forscher für US-Bürger bzw. Menschen mit ähnlichem Lebensstandard ermittelt.

Bisher wurde nur ein Teil der Lebensmittel auf Mikroplastik untersucht

Allerdings kommt weitaus mehr Plastik in unseren Körper, weil bei der Studie nur wenige Lebensmittel betrachtet wurden. Diese decken nur 15 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr ab. Es fehlen zum Beispiel die Belastungen, die von Fisch, Getreide oder Gemüse ausgehen. Erst wenn sämtliche Lebensmittel untersucht sind, lasse sich das Risiko für den Menschen abschätzen, so die Forscher.

Meeresfrüchte enthalten besonders viele Kunststoffteilchen

Bislang steht fest, dass sich Mikroplastik beispielsweise in Meeresfrüchten wie Muscheln, Tintenfischen, Garnelen, Krabben oder Hummer konzentriert. Außerdem in der verunreinigten Atemluft. Besonders betroffen sind auch diejenigen, die ihren gesamten Trinkwasserbedarf mit Wasser aus Plastikflaschen decken: Sie nehmen noch einmal 90.000 Plastikteilchen pro Jahr zusätzlich auf und damit auch Umwelthormone wie Bisphenol A.

Zwanzig Plastikteilchen sind in zehn Gramm Kot enthalten

Am 23. Oktober 2018 hatte eine im Fachmagazin "Spink Health" veröffentlichte Studie zum ersten Mal in Stuhlproben der Probanden nachgewiesen, dass sich Mikroplastik im menschlichen Darm befindet. Die Forscher fanden bis zu zwanzig Teilchen pro zehn Gramm Kot. Am häufigsten enthalten waren Partikel aus den Kunststoffen Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET), aber es kamen auch bis zu neun verschiedene Kunststoffe in einer Stuhlprobe vor.

Kunststoffpartikel finden sich überall auf der Welt

Nanopartikel aus Plastik finden sich auch in Kosmetika, Sonnencremes, Zahnpasta oder Duschgelen. Sie gelangen über das Abwasser bzw. Kläranlagen in die Gewässer weltweit. Beim Wäschewaschen werden kleinste Fasern aus Fleece-Kleidung gelöst und geraten so in den Wasserkreislauf. Mikroplastikteilchen belasten Flüsse, Seen und Meere sowie Fische, Wasserpflanzen oder Meeresvögel. Auch der Abrieb der Autoreifen stellt ein Problem dar. Außerdem: Sportrasen aus Kunststoff sind die drittgrößte Quelle für Mikroplastik in der Natur, so das Fraunhofer-Institut Osnabrück.

Forscher fordern, Plastik drastisch zu reduzieren

Noch ist unklar, was die winzigen Teilchen in unserem Körper anrichten. Experten befürchten, dass sie in unser Gewebe eindringen und dort Immunreaktionen auslösen oder auch giftige Substanzen freisetzen könnten. Experten fordern deshalb, den Einsatz von Plastik - etwa zum Verpacken von Lebensmitteln - drastisch zu reduzieren.

💡 Was ist Mikroplastik?

Als Mikroplastik werden kleinste Plastikpartikel und -fasern – feste und unlösliche Kunststoffe – bezeichnet, die in Länge, Breite und Durchmesser zwischen wenigen Mikrometern bis unter fünf Millimeter liegen. Es wird unterteilt in primäres Mikroplastik wie sogenannte Basispellets, das Grundmaterial für die Plastikproduktion und Kunststoffe in der Kosmetik sowie in sekundäres Mikroplastik, das beim Zerfallen größerer Plastikteile entsteht. (Erklärt von Anja Bühling, BR24-Wissen)