In Europa ist die Hälfte der Feldvögel verschwunden. Hier sitzt ein Kibitz mit Jungen in der Wiese.
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In Europa ist die Hälfte der Feldvögel verschwunden. Hier sitzt ein Kibitz mit Jungen in der Wiese.

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In Europa ist die Hälfte der Feldvögel verschwunden

Feldlerchen, Feldsperlinge, Kiebitze und Stare werden bei uns immer seltener: Seit 1980 sind rund 56 Prozent aller Feldvögel in Europa verschwunden. Für den NABU sind die Zahlen des europaweiten Vogelmonitorings alarmierend.

Über dieses Thema berichtete UNKRAUT am .

Feldsperling, Feldlerche, Kiebitz, Star, Rebhuhn und Wachtel fühlen sich auf Äckern und Wiesen wohl. Doch seit 1980 ist mehr als die Hälfte der Feldvögel in Europa verschwunden. Das zeigen die neuesten Daten des europaweiten Vogelmonitorings, die der European Bird Census Council jetzt veröffentlicht hat. Feldvögel sind Vögel, die zur Brut oder Nahrungssuche überwiegend auf landwirtschaftliche Nutzflächen angewiesen sind - deswegen werden sie oft auch als "Vögel der Agrarlandschaft" bezeichnet. Sie sind laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) schon jetzt "überproportional häufig" als besonders stark bedroht auf der Roten Liste der Brutvögel zu finden.

Feldvögel machen sich vom Acker

Laut der Experten des europäischen Vogelzählrats haben sich von 1980 bis 2016 in der EU rund 56 Prozent aller Feldvögel vom Acker gemacht. Die europaweite Auswertung bestätigt frühere Beobachtungen des Umweltbundesamts für Deutschland. Auch der NABU vermutet, dass es in Deutschland einen Schwund von deutlich über 40 Prozent" der Feldvögel seit 1980 gibt. Seit 2012 würden die Feldvogelbestände in Europa auf einem äußerst niedrigen Niveau verharren. Laut NABU seien auch keine Zeichen eines Aufschwungs erkennbar.

"Diese Zahlen sind alarmierend. Vögel zeigen uns zuverlässig an, wie gesund eine Landschaft ist. Wenn die Bestände von Feldlerche und Co. einbrechen, ist es ein Zeichen dafür, dass unsere Wiesen und Felder veröden. Und auch dafür, wie fatal sich die aktuelle EU-Agrarpolitik auf die Vogelwelt auswirkt." Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer

Landwirtschaft, Industrie und Siedlungen machen Feldvögel zu Verlierern

Frühere naturnahe Flächen werden intensiv landwirtschaftlich genutzt oder für Industriegebiete, Siedlungen und Straßen zerschnitten und verbaut. Auf den Feldern werden zunehmend Monokulturen wie Mais und Raps angebaut und Düngemittel sowie Pestizide verstärkt eingesetzt. Den Feldvögeln geht dadurch Lebensraum verloren. Sie finden keine Brutplätze, Deckung und Nahrung in Form von Insekten und Wildkräutern mehr.

"Die Datenlage zum Niedergang der Natur in der Agrarlandschaft ist so eindeutig wie erdrückend." Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer
Kiebitz und Co.: Wie Vogelschützer Wiesenbrüter retten
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Feldlerche zum Vogel des Jahres 2019 gekürt

Um auf die prekäre Lage der Feldvögel hinzuweisen, wurde die Feldlerche von NABU und LBV 2019 zum zweiten Mal zum Vogel des Jahres gekürt. Bei uns sei ein Drittel der Feldlerchen in den vergangenen 25 Jahren verschwunden, beklagt der LBV-Präsident Norbert Schäffer.

Feldvögel werden auch in jüngeren EU-Mitgliedsstaaten weniger

"Seit die EU-Agrarsubventionen auch in Bulgarien, Polen oder Lettland eine umweltschädliche Landwirtschaft anheizen, gerät auch in Mittel- und Osteuropa die einst so vielfältige Natur zunehmend unter die Räder", sagt Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer. Am 28. Januar verhandeln die EU-Agrarminister in Brüssel Umweltmaßnahmen für eine gemeinsame Agrarpolitik von 2021 bis 2028. Für den NABU wäre eine Trendwende im Feldvögel-Rückgang nur möglich, wenn die EU-Agrarpolitik "grundlegend umweltverträglicher" werden würde. Die Agrarpolitik müsste für Landwirte und Natur gleichermaßen profitabel werden.

"Für Landwirte muss es sich finanziell lohnen, auf ihren Flächen Lebensraum für Feldlerchen oder Kiebitze zu erhalten. Bislang bewirkt die EU das Gegenteil: Durch die Förderung von Flächenbesitz, ohne Rücksicht auf die Art und Weise, wie auf den Flächen gewirtschaftet wird, sind Landwirte zu einer immer stärkeren Ausräumung ihrer Felder gezwungen. Damit muss Schluss sein, im Interesse von Natur, von Verbrauchern und Landwirten." Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer

Erste Hilfe für Feldvögel

Helfen könnten den Feldvögeln zum Beispiel Brach-, Blüh- und Grasstreifen, ganze Brach- und Feuchtflächen, aber auch Hecken - und gleichzeitig ein sparsamerer Einsatz von Pestiziden und Düngern. Von solchen Maßnahmen würden dann auch andere Tiere, wie Feldhasen, Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge profitieren.

Europäische Feldvögel - eine Auswahl