Eine Rauchschwalbe im Flug
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Die Zahl der Rauchschwalben in Europa sinkt.

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Immer weniger insektenfressende Vögel in Europa

Ob Bachstelze, Wiesenpieper oder Rauchschwalbe: In Europa schrumpft die Zahl der Vögel, die Insekten fressen. Wissenschaftler machen nun in einer neuen Studie mehrere Ursachen dafür verantwortlich.

Die Zahl der Vögel, die sich von Insekten ernähren, ist in den vergangenen 25 Jahren europaweit deutlich zurückgegangen. Durchschnittlich um 13 Prozent sank die Zahl dieser Vögel laut einer im Fachjournal Conservation Biology veröffentlichten Studie. Die Autoren, Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima - Forschungszentrums und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung, führen diese Entwicklung nicht allein auf das Insektensterben zurück. Nach ihrer Ansicht sind auch Veränderungen der Agrarlandschaften dafür verantwortlich. Besonders stark sei nämlich die Zahl der Vögel geschrumpft, die auf Äckern, Wiesen und Weiden leben.

Studie bestätigt Vogelschwund erneut

Noch erschreckendere Zahlen hatte im Januar 2019 die Naturschutzorganisation NABU unter Verweis auf eine Zählung des European Bird Census Council genannt. Danach war die Zahl der Feldvögel in den Jahren 1980 bis 2017 europaweit um 56 Prozent zurückgegangen. Diese Studie hatte jedoch eine Vogelzählung in einem anderen Zeitraum als Grundlage. Außerdem erfasste sie nicht nur Insektenfresser, sondern auch Körnerfresser wie zum Beispiel Finken.

Mehrere Ursachen lassen Vogelbestände schrumpfen

Der Schwund der insektenfressenden Vögel lässt sich laut der Studie nicht mit einer einzelnen Ursache wie dem Insektensterben erklären. Allerdings stellten die Forscher fest, dass die Zahl der insektenfressenden Ackerland-Vögel, etwa der Kiebitze, sehr viel stärker schrumpft als die der insektenfressenden Waldvögel, zum Beispiel der Spechte.

"Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus vielem: Verlust von Insekten und damit Nahrungsmangel, Verlust von Hecken und damit Brutplätzen, Flächenversiegelung." Senckenberg-Forscherin Katrin Böhning-Gaese, Direktorin Senckenberg Biodiversität und Klima - Forschungszentrum

Pflanzenschutzmittel und Monokulturen

Ursachen sind der starke Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und der Trend, Pflanzen großflächig in Monokulturen anzubauen. Deswegen gingen immer mehr Hecken, Ackerränder und Brachen verloren. Außerdem werden viele Wiesen und Weiden in Ackerland umgewandelt. Das mache es den Insektenfresser schwerer, Nahrung und Brutplätze zu finden. Kälteliebende Arten gerieten zusätzlich durch den Klimawandel unter Druck. Vögel seien hier Indikatoren für eine "industrielle" Landwirtschaft mit ihren negativen Effekten auf die Biodiversität. Gegensteuern ließe sich auf vielen Ebenen.

"Das fängt mit der Agrarpolitik in Brüssel an, geht über Planungsentscheidungen der Kommunen bis zur Förderung des Ökolandbaus, der lokalen Vermarktung biodiversitätfreundlich erzeugter Lebensmittel und der Bereitschaft der Konsumenten, mehr für solche Lebensmittel zu bezahlen." Katrin Böhning-Gaese

Rund die Hälfte aller Vogelarten in Europa ernährt sich von Insekten. Allerdings geht es den Insektenfressern der Studie zufolge nicht überall gleich schlecht: In den meisten Lebensräumen gingen die Bestände nur bei einzelnen Arten zurück.