HypnoBirthing kann Schmerzen bei der Geburt reduzieren.
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HypnoBirthing kann Schmerzen bei der Geburt reduzieren.

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HypnoBirthing: Schmerzfreie Geburt durch Hypnose?

Beim HypnoBirthing lernen Paare Hypnosetechniken, um der bevorstehenden Geburt ihres Kindes möglichst angstfrei zu begegnen. Die Idee ist: Wer eine Geburt entspannt angeht, empfindet auch weniger Schmerzen. Doch es gibt auch Kritik an der Methode.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Frauen sollten sich gut auf die Geburt ihres Kindes vorbereitet fühlen, "im Idealfall weniger Schmerzen empfinden und im Nachhinein sagen können, es war ein stimmiges Erlebnis", so die Regensburger Ärztin Barbara Spitzauer.

HypnoBirthing als Geburtsvorbereitungskurs

HypnoBirthing-Kurse für Paare beginnen meist schon im ersten Drittel der Schwangerschaft. Bis zur Geburt sollte genug Zeit sein, um regelmäßig zu üben, so dass Hypnosetechniken in Fleisch und Blut übergehen. Frauen sollen sie schließlich selbstständig - ohne Anleitung einer Therapeutin oder eines Therapeuten - beim Geburtsvorgang einsetzen können.

"Ich habe das HypnoBirthing angewandt, als ich 2007 das erste Mal schwanger war und gute Erfahrungen damit gemacht. Es hat mich durch alle drei Schwangerschaften und Geburten getragen." Barbara Spitzauer, Ärztin am Universitätsklinikum Regensburg und Kursleiterin für HypnoBirthing

Ängste und Unsicherheiten durch Hypnose verändern

Dann machte Spitzauer die Ausbildung zur Kursleitung HypnoBirthing und gibt seither Kurse. Damit die Unsicherheit vor der Geburt einem Gefühl von Selbstvertrauen weicht, braucht es starke innere Bilder und Suggestionen. Negative Annahmen oder Erfahrungen werden im besten Fall durch positive Überzeugungen ersetzt. Die Frauen kommen so "in Kontakt mit ihrer inneren Kraft und den Fähigkeiten ihres Körpers", sagt der Münchner Hypnotherapeut Matthias Nörtemann, was letztlich zu einem "guten und schönen Geburtserlebnis" führen kann.

"Schwangere Frauen, die gut auf Hypnose ansprechen, müssen während der Geburt gar nicht mehr so viel selbst dazu tun", sagt Matthias Nörtemann, Chefarzt im Klinikum Harlaching und Hypnotherapeut. Das Unbewusste könne selbstständig Entspannung, ein verändertes Zeiterleben oder eine reduzierte Schmerzwahrnehmung hervorbringen. Es gebe eine große Spannweite, wie gut Frauen Hypnose erleben und für sich nutzen können.

"Ich habe über die Jahre gelernt, dass man die Kraft des Unbewussten während der Geburt nicht unterschätzen soll." Matthias Nörtemann, Chefarzt im Klinikum Harlaching

Hypnose als altbewährte Methode

Hypnose gibt es seit dem Altertum. Auch Urvölker kennen Methoden, sich in Trance zu versetzen. In der modernen Medizin besinnt man sich zurück auf die Möglichkeiten, Patienten damit zu helfen. Studien zeigen, dass Hypnose beim Reizdarmsyndrom, bei der Raucherentwöhnung und bei operativen Eingriffen hilfreich ist. Auch "chronische Schmerzpatienten oder Krebskranke können mit medizinischer Hypnose unterstützt werden", sagt der Regensburger Anästhesist und Hypnotherapeut Ernil Hansen. Er sei überzeugt, dass in der Geburtshilfe eine gute und hilfreiche Anwendung der Hypnose vorhanden sei. "Allerdings haben die bisherigen Studien das noch nicht eindeutig bewiesen", so Hansen.

Marie Mongan: Begründerin des HypnoBirthing

Die Geburtsmethode HypnoBirthing geht auf die US-amerikanische Hypnotherapeutin Marie Mongan zurück, die 1989 ihr Konzept "Hypnobirthing: A Celebration of Life" zum ersten Mal veröffentlichte. Seit 2005 wird das Konzept im deutschsprachigen Raum angeboten. Seither boomen die besonderen Kurse zur Geburtsvorbereitung.

Wissenschaftliche Studien zu HypnoBirthing

Kritik an HypnoBirthing

Auf der Webseite Hebammenblog.de berichtet die Berliner Hebamme Jana Friedrich, dass sie nur schlechte Erfahrungen mit HypnoBirthing-Geburten gemacht habe, weil offenbar sehr hohe Erwartungen von einer schmerzfreien, komplikationslosen Geburt geschürt werden, die sich dann doch nicht immer erfüllen. Die Frauen seien zwar sehr gut informiert, hätten aber ein so festes Bild davon im Kopf, wie ihre Geburt zu sein habe, dass sie im Verlauf nicht mehr die Fähigkeit besaßen, flexibel mit den tatsächlichen Ereignissen umzugehen, sagt Friedrich.

"Es war ganz so, als würden sie ein starres und dogmatisches Sonderprogramm absolvieren." Jana Friedrich, Hebamme aus Berlin

Kosten der HypnoBirthing-Kurse

Hypnobirthing-Kurse kosten zwischen 300 und 500 Euro. Es gibt Kurse für einzelne Frauen, aber auch für Paare. Die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen die Kurse meist, aber nicht immer in vollem Umfang. Die privaten Kassen zahlen sie in der Regel ganz. Neben der Hypnose umfassen diese Geburtsvorbereitungskurse meist auch Atemübungen. Der Partner oder die Partnerin lernen, gezielt zu massieren, um die Frau bei der Geburt zu unterstützen.

Fazit

Ein Hypnose-Kurs während der Schwangerschaft hilft, den Geist, aber auch die Muskulatur zu entspannen. Dadurch kann die Geburt im besten Fall schneller und weniger schmerzhaft verlaufen. Frauen brauchen deshalb auch weniger Schmerzmittel.

"Das Erlernen von Hypnose kann in der Schwangerschaft auch den Raum dafür öffnen, eine gute Verbindung zum Baby zu haben. Das kann eine große Kraftquelle während der Geburt sein." Matthias Nörtemann, Chefarzt im Klinikum Harlaching und Hypnotherapeut

Und Hypnose könne auch bei körperlichen oder psychischen Beschwerden in der Schwangerschaft gut eingesetzt werden.

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